Streunerkatzenpopulation steigt
Tierschutzorganisationen schlagen Alarm

Thomas Mrkor (Obmann Landestierschutzverein Steiermark) und Tanja Leitner (Tierheim Murtal) informieren über das Problem der steigenden Katzenpopulation. | Foto: MeinBezirk
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Die Zahl der Katzen, die in Tierheime gebracht werden, steigt jedes Jahr weiter an. Besonders problematisch sind Streunerkatzen, die sich unkontrolliert vermehren und für die Umwelt eine Herausforderung darstellen. Tierschutzorganisationen schlagen Alarm.

STEIERMARK/MURTAL. Die Zahl der Katzen, die ins Tierheim kommen, steigt stetig an – besonders im Frühjahr, wenn viele Streunerkatzen trächtig sind. „Dieses Problem erstreckt sich auf die ganze Steiermark“, berichtet Obmann und Tierarzt vom Landestierschutzverein Steiermark, Thomas Mrkor. Im Tierheim Murtal sind derzeit 55 Katzen untergebracht. „Eine hohe Zahl für diese Jahreszeit“, sagt Tanja Leitner, die Leiterin des Tierheims.

„Besonders problematisch wird die Situation in den sogenannten „Hochzeiten“, wenn bis zu 45 Katzenbabys hinzukommen und die Zahl der Tiere auf bis zu 120 steigt. Die erste trächtige Katze haben wir bereits bekommen.“
Tanja Leitner, Tierheim Murtal

Bilanz

  • Winter 2022: 39 Katzen
  • Winter 2023: 46 Katzen
  • Winter 2024: 58 Katzen

Kein Aufnahmestopp für Fundtiere

Das Team stößt angesichts der steigenden Katzenanzahl an seine Grenzen. Das Tierheim Murtal möchte jedoch klarstellen, dass trotz dieser Entwicklungen weiterhin alle Fundtiere aufgenommen werden. Allerdings kann es bei Privatabgaben zu einem Aufnahmestopp kommen, da Fundtiere stets Vorrang haben. Tiere aus Privatabgaben haben einen Besitzer, der in solchen Fällen auf eine Warteliste gesetzt wird. „Unsere Hauptaufgabe als Landestierschutzverein Steiermark ist es, Fundtiere aufzunehmen und ihnen zu helfen“, betont Tanja Leitner.

Katzennachwuchs vom letzten Jahr: Viele der Jungkatzen warten seit einem Jahr auf ein neues Zuhause. | Foto: MeinBezirk
  • Katzennachwuchs vom letzten Jahr: Viele der Jungkatzen warten seit einem Jahr auf ein neues Zuhause.
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Die steigende Katzenpopulation stellt in der gesamten Steiermark eine Herausforderung dar – nicht nur im Murtal – und viele Tierheime arbeiten bereits am Limit. „Wenn wir voll sind, dann sind andere auch voll“, erklärt Mrkor. Besonders im Frühjahr und Herbst, wenn viele Katzen geboren werden, ist die Belastung besonders hoch.

Streunerkatzen und unkontrollierte Vermehrung

Streunerkatzen stellen eine besondere Herausforderung dar. Sie sind Wildtiere, können als geschickte Jäger selbstständig überleben und vermehren sich unkontrolliert. „Jede weibliche Katze, die in den nächsten Wochen und Monaten zu uns kommt, ist höchstwahrscheinlich schwanger“, erklärt Leitner. Katzen können mindestens zweimal im Jahr werfen – was die Population rasant wachsen lässt. Das ist besonders problematisch für die Umwelt und die Singvögel: „Freigänger-Katzen sind Jäger. Sie räumen Vogelnester aus, jagen Mäuse und Fledermäuse – auch aus Langeweile oder zum Spaß. In manchen Siedlungen gibt es kaum noch Singvögel“, warnt Mrkor.

Die Türen des Tierheimes stehen für Fundtiere immer offen.  | Foto: MeinBezirk
  • Die Türen des Tierheimes stehen für Fundtiere immer offen.
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Lösungsansätze: Kastration und Chippflicht

Eine der effektivsten Maßnahmen zur Kontrolle der Katzenpopulation ist die Kastration. Es besteht bereits eine gesetzliche Kastrationspflicht für Katzen mit Freigang. Ausgenommen sind lediglich Tiere, die zur kontrollierten Zucht verwendet werden. „Hier gibt es allerdings einige, die sich nicht an das Gesetz halten“, kritisiert Leitner.

Gut zu wissen

  • Freigänger müssen immer kastriert werden.
  • Weibchen sollte man mit sechs Monaten kastrieren lassen; Männchen mit acht Monaten.
  • Katzen sind Raubtiere und jagen Singvögel, Fledermäuse und Mäuse - auch als Spaß.

Um das Problem langfristig in den Griff zu bekommen, wäre auch eine Chippflicht für alle Katzen mit Freigang von Vorteil. „Wenn Katzen gechippt werden müssen, kann man die Kastrationspflicht auch besser kontrollieren.“ Auch Bauernhöfe und große Firmengelände sollten verstärkt auf die Problematik aufmerksam gemacht werden und Unterstützung annehmen. Denn um die Streunerkatzenpopulation zu regulieren, gibt es seit Jahren Kastrationsprojekte, die von der Tierärztekammer, dem Land Steiermark und teilweise von Gemeinden finanziert werden.

„Das Problem betrifft nicht nur Siedlungen, sondern auch Bauernhöfe und große Firmengelände. Betroffene Personen können ihren Tierarzt kontaktieren und sich beraten lassen. Die Katzen unkastriert zu lassen und damit die steigende Katzenpopulation weiter anwachsen zu lassen, ist keine Option.“
Thomas Mrkor, Obmann Landestierschutzverein Steiermark

„Wir danken für jede Unterstützung“, so Thomas Mrkor abschließend. Das Land Steiermark hält eine Chippflicht hingegen nicht für zielführend. „Eine reine Chippflicht ist nicht zielführend, da ohne Registrierungspflicht der Katze und ihres Halters in der Heimtierdatenbank des Bundes keine Nachvollziehbarkeit gegeben ist“, heißt es aus dem Büro des Landesrates Hannes Amesbauer (FPÖ). Gleichzeitig wird auf das Streunerkatzenkastrationsprojekt des Landes Steiermark verwiesen, denn pro Jahr werden so rund 2.000 Streunerkatzen kastriert.

Pilotprojekt in der Region

Zudem gibt es ein Pilotprojekt zur Kastration von streunenden Katzen auf landwirtschaftlichen Betrieben in der Region. „Im Rahmen des Pilotprojekts wird landwirtschaftlichen Betrieben in der Region Murtal/Murau angeboten, streunende Katzen, die sich auf den Höfen aufhalten und keinem Halter zuzuordnen sind, zu kastrieren. Auch diese Tiere werden nach der Kastration, spätestens jedoch am darauffolgenden Tag, wieder an ihr angestammtes Revier im landwirtschaftlichen Betrieb zurückgebracht.“ Projektpartner ist der Verein SOS Tier – Murau und Murtal. Für das Projekt werden Fördermittel in Höhe von 25.000 Euro bereitgestellt (Tierschutz: 20.000 Euro; Agrarressort: 5.000 Euro), fügt das Büro des Landesrates für Natur- und Tierschutz hinzu.

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