KOMMENTAR
Wie krank ist unsere Demokratie?

- Demokratieverständnis, Sachlichkeit und Toleranz gegenüber anderen Meinungen lassen immer mehr zu wünschen übrig. Wie krank ist unsere Demokratie?
- Foto: MZ-Archiv/Waldhuber
- hochgeladen von Wolfgang Pfister
Dass neben schwer an Covid-19 Erkrankten auch das allgemeine Demokratieverständnis längst auf der Intensivstation liegt, ist mein ganz persönliches Empfinden. Sinkende Wahlbeteiligung, fehlender Gemeinschaftsgeist, mangelnde Solidarität, zunehmender Egoismus und steigende Intoleranz gegenüber Andersdenkenden sind üble Vorboten einer Eskalation. Eine eigene Meinung zu verschiedenen Themen zu haben ist absolut in Ordnung. Diese Freiheit nehme auch ich mir in meinen Beiträgen. Ich verbinde damit aber nicht, dass alle anderen ebenfalls meiner Meinung sein müssen und toleriere selbst natürlich auch nachvollziehbare Argumente anderer. Persönliche Betroffenheit und Angst - begründet oder unbegründet - dürfen aber nicht über objektive Fakten von geprüften Erkenntnissen aus der Wissenschaft oder geltendes Recht gestellt werden. In der Atomfrage zeigt sich gerade in Österreich, dass für eine neue, objektive und angstfreie Betrachtung kaum Spielraum besteht. Hier wird das Wissen und Können von Fachleuten sehr oft aus rein emotionalen oder ideologischen Gründen einfach in Abrede gestellt. Gegenargumente sind unerwünscht. Wer sie in die Diskussion einbringt, wird schnell von einer Meute an selbstherrlichen Meinungsgegnern proskribiert. Ähnlich verhält es sich beim Thema Impfen gegen Covid-19, wo das Geschrei am virtuellen Wirtshaustisch und auf der Straße über die Erkenntnisse einer seriösen Wissenschaft triumphiert. Leider lässt sich auch die Politik immer mehr von Emotionen als von Fakten leiten. Weitere Krankmacher unserer Demokratie sind Lobbyismus und Korruption.
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