80 Jahre Kriegsende
Als der einst ferne Krieg vor der NÖ-Haustür stand

- B-17 der U.S. Army Air Forces sind bei der Bombardierung einer deutschen Flugzeugfabrik in Wiener Neustadt, südwestlich von Wien, am 3. Mai 1944 zu sehen.
- Foto: AP1944 / AP / picturedesk.com
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Seit rund 80 Jahren leben die Menschen in Österreich in Frieden, denn 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Der Krieg von 1939 bis 1945 hat jedoch bis heute Auswirkungen.
NÖ. KZ-Außenstellen, die Bombardierungen von Wiener Neustadt & Endphaseverbrechen. Das sind einige Schlagwörter, die vielen in den Kopf kommen, sobald man sich mit der Thematik des Zweiten Weltkrieges und dessen Bezug zu Österreich bzw. speziell zu Niederösterreich beschäftigt.
Das Ende dieses Krieges liegt nun 80 Jahre in der Vergangenheit, ist jedoch nach wie vor sehr bedeutend. MeinBezirk hat sich aufgrund dieses 80. Jahrestages genauer mit dem Zweiten Weltkrieg befasst. In mehreren Artikeln wird die Reihe "80 Jahre Kriegsende in NÖ" verschiedene Bereiche und Facetten der Zeit des Zweiten Weltkrieges in Niederösterreich genauer beleuchten.
Als Startschuss der Reihe erklärt Stefan Benedik, Leiter der Abteilung Public History am Haus der Geschichte Österreichs (hdgö), die Bedeutung des Zweiten Weltkrieges sowie dessen Endes, mit speziellem Fokus auf Niederösterreich: "1945 ist ein Wendepunkt, der auch für die Gegenwart noch sehr vielsagend ist. Aus einer Diktatur wird eine Demokratie, aus dem extrem gewalttätigen NS-Regime heraus entsteht ein Rechtsstaat. Die gleiche Gesellschaft, die jahrelang auf Krieg und Gewalt eingestellt worden war, entwickelt sich nun hin zu Frieden und Menschenrechten.“
Der Krieg klopft an
Während des Zweiten Weltkrieges kämpften die Soldaten des Deutschen Reiches zu Beginn an teils weit entfernten Fronten, etwa an der Ostfront in der Sowjetunion. In den letzten Kriegsmonaten verschob sich diese Lage jedoch und die Truppen der Roten Armee näherten sich dem Gebiet Österreichs. Der Krieg stand plötzlich direkt vor der Haustür Niederösterreichs.
"Also bis 1945, wird oft erzählt, hätte man keinen fremden Soldaten gesehen. Und dann plötzlich, mit dem Eintreffen der Roten Armee in Niederösterreich, sei eben auch der Krieg dagewesen. Das stimmt aber nicht, weil der totale Krieg des NS-Regimes schon lange alle Bereiche des Lebens bestimmte, außerdem mussten Kriegsgefangene in allen Regionen Niederösterreichs Zwangsarbeit leisten“ so Benedik. Immerhin waren seit 1939 fremde Soldaten als Zwangsarbeiter sowie Gefangene in Konzentrationslagern, der Landwirtschaft sowie der Industrie tätig.
"Als das Kriegsende näher rückte, stellte sich nicht nur die Frage 'Wann wird der Krieg enden?', sondern vor allem 'Wie wird er enden?'. Viele Menschen, hatten große Angst davor, welche Besatzungsmacht welchen Bereich kontrollieren würde. Besonders groß war die Ablehnung und die Scheu vor der Roten Armee. Die tatsächlichen Erfahrungen waren dann sehr unterschiedlich – selbst in benachbarten Orten spielten sich teils völlig verschiedene Szenarien ab", erklärt Benedik weiter.
Kein Ende der Grausamkeiten
In den letzten Wochen des Krieges zeigte sich jedoch auch erneut, zu welchen Grausamkeiten das NS-Regime sowie deren Anhänger fähig waren. Es kam etwa zu sogenannten Endphaseverbrechen. "„Endphaseverbrechen“ beschreibt genau das, was in diesen letzten Kriegstagen passiert. Wenn man das ganze heutige Österreich betrachtet, sieht man, dass in den 41 Tagen zwischen dem ersten sowjetischen Grenzübertritt im Burgenland und dem Kriegsende am 8. Mai mehr Menschen ermordet wurden als in den gesamten acht Jahren der NS-Herrschaft davor", erklärt Benedik. Davon betroffen waren unterschiedlichste Gruppen von Menschen. Häftlinge welche auf Todesmärsche gezwungen wurden, Widerstandskämpfer und mehr.

- Eines davon ist das Massaker von Göstling, als eine Lagerbaracke mit 76 jüdischen Zwangsarbeitern darin von Mitgliedern der Waffen-SS und der Hitlerjugend in Brand gesteckt wurde. Alle Personen in der Baracke kamen hierbei ums Leben.
- Foto: privat
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Benedik erklärt weiter: "Es hat aber auch zu tun mit Versuchen von engagierten lokalen Menschen, Frauen wie Männern gleichermaßen, die versuchen, lokale Orte, Städte zu übergeben und dann noch oft in letzter Minute daran scheitern. St. Pölten ist ein berühmtes Beispiel genau dafür, wo eigentlich die Stadt schon hätte friedlich übergeben werden können. Und dann fliegt das in allerletzter Sekunde auf und Menschen werden dann noch tatsächlich hingerichtet oder auch gefoltert".
Im nächsten Teil der Serie beschäftigt sich MeinBezirk genauer mit den Grausamkeiten des NS-Regimes sowie den sogenannten Endphaseverbrechen in Niederösterreich.
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