Premiere im Theater Oberzeiring
Goethe entstaubt: „Wertherin" im THEO

- hochgeladen von Hans Georg Ainerdinger
Der Text ist ja zu 80 Prozent Goethe geblieben, und das ist gut so. Ansonsten aber hat Julia Faßhuber mit ihrer Regiearbeit an seinem Klassiker „Die Leiden des jungen Werther“ kräftig den Staubwedel geschwungen. Und aus der Titelfigur des Dichterfürsten „Die Wertherin“ gemacht. Ute Veronika Olschnegger schafft es, die Suche einer jungen Frau nach ihrem Platz in einer offenen, aber doch haltlosen Welt vor dem Hintergrund einer On-Off-Beziehung vollkommen unbekümmert darzustellen. Da wird gelacht, geheult, frustriert Schlagobers auf Chips gesprüht, gechattet, gemailt. Nicht weniger souverän als Radiomoderator einer Nightline-Talkshow und zugleich ihr schon oder doch nicht vergebener Wunschpartner agiert Christian Krall.
Julia Faßhuber hat damit den Spagat geschafft, den Klassiker vom Lieben, Leiden und der Suche nach Identität und Glück in das Zeitalter von Social Media zu transferieren, ihn für eine neue Generation zu adaptieren. Vom suizidalen Schluss allerdings hält sie weniger. Original hin oder her, junge Frauen sind heute selbstbestimmter. Wurde mit der Premiere das Format „Dienstag im Foyer" wieder aufgenommen, ist man jetzt damit in den großen Saal gegangen. Ein Erlebnis! Weitere Vorstellungen unter www.theo.at.
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