„Als Erstes legte ich in Ghana meine Uhr ab“

- Die 24jährige Theresa Zauner engagierte sich drei Monate in Ghana.
- hochgeladen von Alfred Hofer
Hilfseinsatz im westafrikanischen Ghana war für Theresa Zauner eine wertvolle Erfahrung.
BezirksRundschau: Sie waren vor einiger Zeit in Afrika, rund um Accra, der Hauptstadt Ghanas, um dort in verschiedenen Einrichtungen mitzuhelfen. Was haben Sie dort genau gemacht?
Zauner: Ich wollte im humanmedizinischen Bereich arbeiten. So habe ich die Chance genutzt sechs Wochen im Health Center zu arbeiten. Dies ist ein kleines Notfallkrankenhaus mit drei Stationen. Dort wird medizinisch gearbeitet, wie bei uns vor einigen Jahrzehnten. Moderne medizinisch-technische Geräte gibt es nicht. Bevor ich weitere sechs Wochen in einem Waisenheim arbeitete, schaute ich mich im Land ein wenig um. In diesem Waisenhaus waren 25 Kinder im Alter von Null bis 15 Jahren untergebracht. Wir hatten kein Warmwasser im Haus und mussten täglich mit rund vier Stromausfällen rechnen. Das Wasser musste von einer 500 Meter vom Waisenhaus entfernten Pipeline geholt werden. Das bedeutete Wasser tragen. Für die Kinder waren wir Betreuer vielfach ein Mutterersatz: Helfen beim Zähneputzen, Waschen, Frühstücken usw. Sie mussten lernen, auf eigenen Füßen zu stehen.
Wie sind Sie ausgerechnet auf das Land Ghana gekommen?
Ich wollte schon immer nach Afrika, Ghana sagte mir am besten zu. Über die Organisation praktikawelten im Internet bin ich auf die Möglichkeit gekommen, ein derartiges Praktikum zu machen. Vorträge von Leuten, die über einen Einsatz in verschiedenen Ländern berichteten, haben bereits schon vor einiger Zeit mein Interesse geweckt. Ich kann ein solches Praktikum jedem empfehlen, der solche Überlegungen hat. Es bringt sehr viel für einen selbst. Um für mich dies zu ermöglichen, habe ich meinen Urlaub zusammengespart und eineinhalb Monate unbezahlten Karenz genommen.
Welche Erfahrungen und Eindrücke nehmen Sie aus diesem Land Westafrikas mit?
Das Erste, das ich in Ghana machte: ich legte meine Uhr ab! Die Leute dort sind viel geduldiger, bei uns ist vieles so stressig. Die Leute beim Krankenhaus müssen immer mit langen Wartezeiten rechnen. So kann eine medizinische Leistung jemand nur in Anspruch nehmen, wenn es sich die Person leisten kann, schließlich gibt es keine Sozialversicherung. Das Leben spielt sich auf der Straße ab, auch das Marktleben. Die Menschen sind viel kommunikativer als bei uns. Es ist nicht jeder so sehr auf den eigenen Vorteil aus, es ist ein Miteinander. Beispielweise fahren einige gemeinsam fischen, der Fang wird zusammengelegt und am Markt verkauft. Die Einnahmen teilen sich die Fischer auf.
Sind eine Modernisierung und damit verbundene Probleme in diesem afrikanischem Land zu spüren?
Die Entwicklung geht extrem langsam voran. Dennoch tauchen Zivilisationskrankheiten auf, da etwa Fastfood-Ketten entstehen. Ein markanter Unterschied zwischen Hauptstadt und Landesinnere ist erkennbar: In Accra sind auch Häuser aus Beton, im Norden sind Lehmhütten mit Strohdach. Asphaltiert ist nur die Hauptstraße, alles andere sind Schotterstraßen.
Zur Sache:
Theresa Zauner (24) aus Niederwaldkirchen ist Diplom-Gesundheits- und Krankenschwester in der Station Anästhesie im Krankenhaus Rohrbach tätig. Ihre Ausbildung absolvierte sie in der Krankenpflegeschule Rohrbach von 2005 bis 2008 und machte 2010 eine Sonderausbildung für Intensiv- und Anästhesiepflege.
Infos zu einem derartigen Volontariat im Ausland sind unter www.praktikawelten.at zu finden. Im rund 238.500 km² großen Land leben über 25 Millionen Menschen. Bei einer Lebenserwartung von durchschnittlich 57 Jahren stellt nach wie vor Malaria die häufigste Todesursache dar. Aufgrund der Dialekte und Sprachen dient Englisch als Verständigungssprache.
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