Pflege in Tirol
Könnten pflegende Angehörige angestellt werden?

- Pflegemangel auch in Innsbruck. Könnte ein neues Modell für pflegende Angehörige Abhilfe schaffen?
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Die Zahl der Pflegebedürftigen steigt auch in Innsbruck immer weiter. In den Augen der Innsbrucker FPÖ-Gemeinderätin Trinkl würde sich ein Model anbieten, mit dem man bereits in Graz und im Burgenland Erfolge feiert: pflegende Angehörige anstellen.
INNSBRUCK. Laut Statistik Austria nahmen noch 2023 mehr als 12500 Menschen mobile Betreuungs- und Pflegedienste in Tirol in Anspruch. Mittlerweile dürften die Zahlen stetig gestiegen sein. Nach Statista.com wird es in Österreich im Jahr 2050 laut dem mittleren Szenario etwa 549.600 zu betreuende bzw. zu pflegende Personen geben. Das Thema Pflege wird uns also noch weitaus mehr beschäftigen als momentan. Aktuell merkt man bereits den Mangel an Fachkräften in Pflegeeinrichtungen, es droht ein Pflegemangel. Laut dem Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz
- Wird der Ersatzbedarf aufgrund von Pensionierungen im Jahr 2030 bei rund 42.000 zusätzlich benötigten Pflege- und Betreuungspersonen liegen
- Der Zusatzbedarf aufgrund der demografischen Entwicklung und unter Berücksichtigung eines Ausbaus mobiler Dienste liegt im Jahr 2030 bei rund 34.000 zusätzlich benötigten Personen liegen.
- Davon werden rund 13.000 Personen im Krankenanstaltenbereich und rund 21.000 im Langzeitbereich benötigt.
- Die Gesamtsumme aus Zusatzbedarf und Ersatzbedarf liegt somit bei rund 76.000 zusätzlich benötigten Personen in der Pflege im Zeitraum von 2017 bis 2030.
Was ist mit den Pflegenden Angehörigen?
In vielen Fällen springen am Ende die Angehörigen als Pflegepersonen ein. 2023 wurde die Zahl der pflegenden Angehörigen in Tirol noch auf 50.000 geschätzt (ORF). Diese Zahl dürfte mittlerweile ebenfalls gestiegen sein. Diese Pflegeform bringt einige Herausforderungen mit sich. Neben der persönlichen Aufopferung bringt die private Pflege eines Angehörigen auch finanzielle Nachteile mit sich sowie psychische Hürden.

- 2023 wurde die Zahl der pflegenden Angehörigen in Tirol noch auf 50.000 geschätzt. Diese Zahl dürfte mittlerweile ebenfalls gestiegen sein.
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Dies ist der Interessensgemeinschaft „Pflegende Angehörige Tirol“ ebenfalls bewusst und stellt gewisse Forderungen an die Politik (HIER geht es zu allen Forderungen der IG). Unter anderem fordert man eine kostenlose Beratung zu Pflege und Betreuung für pflegebedürftige Menschen und deren Angehörige. Es bräuchte eine telefonische und persönliche Beratung, da die Themen vielfältig sind und von Finanzierung, Unterstützungsangeboten, Rechtsfragen bis zu praktischen Pflegetipps reichen. Zudem sollten die Beratungen von fachkompetenten Personen durchgeführt werden. Zweimal jährlich möchte man ein solches persönliches und kostenloses Beratungsgespräch für die pflegenden Angehörigen einführen, wenn es nach der Interessensgemeinschaft geht. Und hier kommt ein kommender Antrag für den Innsbrucker Gemeinderat ins Spiel...
Pflegende Angehörige als Angestellte?
Gemeinderätin Trinkl wird im Mai-Gemeinderat einen Antrag einreichen, der eine Anstellung von pflegenden Angehörigen in der Stadt Innsbruck vorsieht. Ganz nach dem burgenländischen und Grazer Modell. Im Burgenland können seit 2019 pflegende Angehörige über die "Pflege Service GmbH" angestellt werden.
"Das bietet Sicherheit, da es ein Einkommen und vor allem auch die Absicherung im sozialversicherungsrechtlichen Bereich garantiert."
Graz startete im Jänner 2024 ein Pilotprojekt zur Anstellung pflegender Angehöriger, das an das Modell im Burgenland angelehnt wurde. In beiden Modellen ist auch eine Schulung möglich, welche die Qualität der Pflege erhöht.
Mit Anlehnung an diese beiden Modelle möchte Trinkl ein ebensolches Modell für Innsbruck umgesetzt sehen, mit folgenden Zielen:
- Die sozialversicherungsrechtliche Absicherung der pflegenden Angehörigen
- Die Sicherung der Lebensgrundlage der pflegenden Angehörigen mit einer fairen Entlohnung
- den pflegebedürftigen Personen den Verbleib zu Hause ermöglichen
- Die Schaffung eines zusätzlichen Versorgungsangebots
- Durch Schulungen die Qualität der Pflege zu erhöhen
ISD sah Modell äußerst kritisch
Bereits 2023 nahm sich die Fraktion ALi dem Thema an und erhielt eine Stellungnahme von den Innsbrucker sozialen Diensten (ISD) zum Thema. Diese sah in dem burgenländischen Modell durchaus Vorteile für die pflegende Person. Jedoch gab es auch kritische Aspekte. So wurde angemerkt, dass das Fehlen von Vorkenntnissen der Angehörigen zu Problemen und Überforderung führen könnten. Auch das Risiko einer mangelhaften Auftragserfüllung in zeitlicher Hinsicht bzw. der missbräuchlichen Verwendung der fließenden Gehaltszahlung wurde angemerkt.
"Es steht ein hoher administrativer Aufwand bei der Abwicklung des Selbstbehalts-Systems. Weiters besteht durch die Beschäftigung von größtenteils unausgebildeten Personen ein nicht zu unterschätzender Kontrollaufwand"
Die Anstellung pflegender Angehöriger wird von der ISD also durchaus kritisch gesehen. Es würden bereits große Herausforderungen an das Gesundheits- und Krankenpflegegesetz bestehen. Parallel dazu, einen "Betrieb" mit geändertem Regelwerk sicherzustellen und zu kontrollieren sowie eventuell auch noch die Selbstbehalts-Administration zu bewerkstelligen, schien der ISD nicht möglich. Vorweg nahm sie sich aus dem Projekt heraus, falls es zu einer Umsetzung gelangen sollte. Die operative Abwicklung sollte durch eine andere Einheit als die ISD durchgeführt werden.

- Könnten pflegende Angehörige in Innsbruck angestellt werden und somit mehr Sicherheit erlangen?
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Aktuelle Angebote für pflegende Angehörige
Bis es tatsächlich ein Modell nach burgenländischen Vorbild gibt, können sich Angehörige bei zahlreichen Organisationen Hilfe und Beratung einholen:
- Rotes Kreuz Innsbruck
- Caritas Angehörigenberatung Innsbruck
- Universität Innsbruck - Beratung und Unterstützung für pflegende Angehörige
- Arbeiterkammer Tirol
- tirol kliniken - Schulung Familiäre Pflege - eine Unterstützung für pflegende Angehörige
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