"Das Handwerk aus China zurückholen"
Heini Staudinger erzählte über seinen Weg und seine Art des Wirtschaftens im Adlerkino.
HASLACH. "Das Leben ist keine Generalprobe" – der Film über Heini Staudinger, Firmenchef der Schuhfabrik Waldviertler, wurde gestern im Adlerkino gezeigt. Nach dem Film stand Staudinger in einem Filmgespräch dem Publikum Rede und Antwort.
Kampf gegen die FMA
Staudinger war 2009 bekannt geworden, weil er sich mit der Finanzmarktaufsicht (FMA) angelegt hatte. Sein Finanzierungssystem "Crowdfunding" für sein Unternehmen wurde kritisiert und bestraft. Staudinger sagt heute dazu: "Wir haben aus einem Verbot dank 2,5 Jahren Streit ein neues Gesetz erreicht, das jetzt alles erlaubt, wofür wir bestraft wurden." Damals sei er auf den Geschmack gekommen, sich noch mehr für bessere Rahmenbedingungen für Klein- und Mittelbetriebe und die "kleinen Leute" einzusetzen.
Handwerk zurückholen
Er wolle sich noch mehr für die Menschen engagieren und auch andere aufrütteln, es selbst in die Hand zu nehmen. "Das Wichtigste im Leben ist das Leben. Nicht das Geld, das Auto oder das Haus. Wir fügen uns oft Sachzwängen, auch wenn sie gar nichts mit unserer Sehnsucht zu tun haben", sagte Staudinger. "Wir müssen uns Handwerk, das wir an China verloren haben, wieder zurückholen", sagt er im Hinblick auf die einstige Textilhochburg Haslach. "95 Prozent unserer Textilien kommen aus Asien." Auch in seinem Metier – der Schuhproduktion sei es ähnlich. "Wir müssen uns vom Überfluss befreien. Wo sind wir in der Konsumsucht? Wir müssen uns fragen, was brauchen wir wirklich?", sagt Staudinger. "Das Mühlviertel gibt, genauso wie das Waldviertel, alles das her, was wir zum Leben brauchen", sagt der Schuhrebell. Er appelliert an die Eigenverantwortung, denn: "Es ist unsere Verantwortung, dass es so ist, wie es ist", sagt er.
Zur Sache:
Waldviertler erzeugt in Schrems (NÖ) etwa 200.000 Paar Schuhe pro Jahr. Laut Staudinger leben 400 Menschen von diesem Betrieb. Im "Apfelbäumchen-Club" (so hat Staudinger den Sparverein für seine Firma genannt, an dem man sich finanziell am Unternehmen beteiligen kann) haben 350 Leute 4,5 Millionen Euro eingelegt. "Damit kann sich die Firma prächtig entwickeln", sagt Staudinger.
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