E-Autos
Vortrag zur Zukunft der Mobilität

- hochgeladen von Werner Gattermayer
Johannes Großruck von der Energie- und Klimamodellregion Donau-Böhmerwald lud zu einem Vortrag über die Elektromobilität.
ROHRBACH-BERG (gawe). „Warum Elektromobilität?“ war der Titel eines Vortrags von Johannes Großruck. Der Modellregionsmanager der Energie- und Klimamodellregion Donau-Böhmerwald gab in der Firma Kneidinger einen Einblick, warum die Elektromobilität ein wichtiger Beitrag zur CO2-Reduktion ist. Mit dem „Mühlferdl“, einem rein elektrisch betriebenen Pkw den man sich ausleihen kann, hat er diese Art der Mobilität bereits für alle erlebbar gemacht. Die Zukunft der Mobilität ist entweder elektrisch oder gehört womöglich der Wasserstoffenergie – nach dem, was man bis jetzt weiß, aber bestimmt nicht dem Öl. Einige wesentliche Fragen, hat der Experte der BezirksRundschau genauer beantwortet.
Würden alle Fahrzeuge in Österreich mit Strom betrieben, wie schaut es dabei mit der Steigerung des Stromverbrauches aus?
Der gesamte Stromverbrauch in Österreich würde um 15,3 Prozent steigen.
Wie hoch ist die Personenmobilität im Bezirk Rohrbach?
Jede Person legt im Jahr im Schnitt 12.000 Kilometer mit verschiedenen Fahrzeugen zurück – das sind insgesamt rund 700.000.000 Kilometer.
Von den Autowerken ist ein maximaler Flottenverbrauch von 95 g CO2/Personenkilometer bis Ende 2020 gefordert. Was heißt das genau?
Seit 2012 gibt es in der Europäischen Union so genannte Flottengrenzwerte für Pkw. Die 95g CO2 sind nur der verallgemeinerte Richtwert, der über die gesamte Pkw-Branche erreicht werden soll.
Wie weit ist der Kohlendioxyd-Anteil in der Luft seit 1950 gestiegen?
Seit 1950 von 315ppm auf zirka 415ppm CO2 in der Luft, das ist in etwa ein Anstieg um ein Drittel. Im Jahr 1850, also vor Beginn der kohlenstoffintensiven Verbrennung, lag der Wert noch bei 280ppm. In den vergangenen 800.000 Jahren wurde nie ein Wert von 300ppm überschritten, das weiß man aus Eisbohrkernen.
Wie hoch ist der Wasserverbrauch für die Erzeugung eines Lithium Ionen-Akkus?
Bei einer Akkugröße von 64kWh, also ziemlich exakt das, was der Golf ID3 in der mittleren Akkugröße oder ein Tesla Model 3 mit der Standard-Reichweite mit sich führt, sind das 3840 Liter. Für die Herstellung einer Jeans braucht man 7680 Liter, für 90 Tassen Kaffee rund 11.520 Liter, für ein Kilogramm Fleisch 15.360 Liter.
Wie hoch ist die tatsächliche Energienutzung?
Bei einem E-Auto (Batterie) 69 Prozent. Der Verbrennungsmotor bringt ca. 20 Prozent der Primärenergie auf die Straße, wobei der Diesel auf einen etwas höheren Wirkungsgrad kommt als ein Benziner.
Wie viele Treibhausgasemissionen entstehen im E-Pkw (Ökostrom und Mix/Importe) beim Treibstoff und bei der Akkuherstellung?
Laut Umweltbundesamt kommt ein E-Pkw in Österreich auf ca. 90g CO2/Personenkilometer im Ö-Strommix und auf ca. 25g CO2/Personenkilometer mit Ökostrom. Der Verbrenner liegt hier bei 195g CO2/Personenkilometer.
Die Batterie bestimmt wesentlich über die Klimabilanz des Elektroautos?
In etwa stimmt diese Aussage. Wobei in den Lebenszyklusanalysen in der Regel von einem Akkutausch nach 150.000 Kilometern ausgegangen wird und der Akku komplett dem Auto zugerechnet wird. Tatsächlich zeigen die Realdaten aber, dass die Akkuzellen wesentlich länger funktionstüchtig sind.
Kann eine Weiterverwertung als stationärer Speicher dazu beitragen, ein vorrangig auf der volatilen Sonnen- und Windenergie basierendes, dezentrales Energiesystem zu stabilisieren?
Jedenfalls. Es gibt bereits Dienstleister, wie Mario Reitermayr aus Walding, die sich auf Heimspeicher aus Altakkus spezialisiert haben. Er kauft gebrauchte Akkuzellen zu und baut aus diesen stationäre Heimspeicher.
Wer ein batteriebetriebenes E-Auto fährt, produziert praktisch keine lokalen Emissionen und trägt somit zu einer besseren Luftqualität bei. Aber auch ein Elektromobil belastet die Umwelt. Braucht nicht vor allem die Herstellung der Batterie viel Energie?
Stimmt, auch ein Elektroauto belastet die Umwelt. Die Ressourcenthematik verlagert sich aber stärker von einem nur einmalig verwendbaren Rohstoff hin zu einem recyclingfähigen Rohstoff. Das ist aus meiner Sicht einer der großen Unterschiede zum Verbrenner. Sprich: Einmal abgebautes Lithium oder Kobalt bleibt im europäischen Rohstoffzyklus und verpufft nicht als Wärmeenergie in die Atmosphäre. Die Batterieherstellung braucht tatsächlich den Großteil der Energie bei der Herstellung des Elektroautos, allerdings muss man auch darauf hinweisen, dass es wenige Untersuchungen dazu gibt, wie viel im Gegenzug an Energie eingespart wird – allein durch die deutliche Verringerung der notwendigen Bauteile beim Elektroauto auf knapp ein Zehntel im Vergleich zum Verbrennungsmotor.
Man kann sich jede Ökobilanz gut oder schlecht „rechnen“, je nachdem, welche Stellschrauben man dreht?
Ein wichtiger Punkt betrifft weniger die Klimabilanz des E-Autos, als vielmehr den Aspekt der Wertschöpfung. Derzeit überlegen wir nicht, woher die Energie für unsere Mobilität kommt. Österreich zahlt jährlich rund 8 bis 10 Milliarden Euro für fossile Energieimporte. Auf den Bezirk Rohrbach umgelegt bedeutet das, dass jährlich rund 70 bis 80 Millionen Euro für Energieimporte ins Ausland abfließen. Ein Großteil dafür für Mobilität. Wenn wir nur einen kleinen Anteil davon als heimische Wertschöpfung beispielsweise in die Holzwirtschaft (Wärme und Strom), in die Energiewirtschaft (Wasser, Wind) oder an den Häuslbauer mit einer PV-Anlage am Dach umlenken könnten, wäre schon viel gewonnen. Elektromobilität bedeutet daher für mich auch insbesondere mehr Energieunabhängigkeit und heimische Energiewertschöpfung – neben den vielen anderen positiven Aspekten wie weniger Lärm, weniger Luftverschmutzung, bessere Leistungsentfaltung, höhere Energieeffizienz, mehr Laufruhe. Es macht Spaß, elektrisch unterwegs zu sein.
Fotos: gawe






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