Klinikum Rohrbach
Nach Brustkrebs eigenen Körper und Sexualität neu entdecken

- Bei Brustkrebs verändert sich durch Chemotherapie oder Operation der Körper. Wichtig ist, offen über diese Veränderungen zu sprechen – mit dem Partner oder der Partnerin und gegebenenfalls auch mit Fachpersonal.
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- hochgeladen von Nina Meißl
Daniela Mayrhofer, Expertin für Brustgesundheit am Klinikum Rohrbach, erklärt, warum Sexualität bei Brustkrebs kein Tabu sein sollte, welche körperlichen Veränderungen auf Betroffene zukommen können und warum es wichtig sein kann, ein "Abschiedsfoto" von der Brust zu machen.
BEZIRK ROHRBACH, OÖ. "Sie haben Brustkrebs." Drei Worte verändern das Leben von Betroffenen maßgeblich – auch im Hinblick auf die Sexualität. Zwar rückt diese angsichts der Diagnose meist erst einmal in den Hintergrund, doch das Bedürfnis nach Zärtlichkeit und Zuwendungen bleibt bestehen. Das Thema sollte daher kein Tabu sein und rechtzeitig zur Sprache kommen. "Ist eine Operation unausweichlich, verändert sich dadurch der Körper und das Körpergefühl leidet. Das ist selbst dann so, wenn die Brust erhalten werden kann und ,nur’ Narben bleiben", sagt Daniela Mayrhofer, Diplomkrankenpflegerin und Expertin für Brustgesundheit (Breast Care Nurse) am Klinikum Rohrbach. Patientinnen können diese Veränderungen laut Mayrhofer viel besser annehmen, wenn Ärzte und Pflegeexperten von Anfang an darüber aufklären. Insbesondere die Themen Verhütung und Kinderwunsch sollten ohnehin schon vor der Therapie besprochen werden.
Offen über Sexualität sprechen
Narben können die Sensibilität stören. Obwohl durch Narbenmassage Verhärtungen reduziert werden können, kann beim intimen Zusammensein die Brust durch Druckeinwirkung schmerzen. Es ist daher ratsam, neue erogene Stellen zu suchen und alternative Positionen auszuprobieren. Zudem kommt es bei Bestrahlung und Chemotherapie oft zu Nebenwirkungen wie Müdigkeit. Einige Chemo- und Hormontherapien sind ebenso wie seelische Belastungen sogar ursächlich für Scheidentrockenheit. „In diesem Fall kann ein Gleitgel helfen, aber es sollte schon auch klar sein, dass Sexualität viel mehr ist als der reine Akt“, betont Mayrhofer. Gerade in intimen Beziehungen erfordert der Prozess ab der Diagnose besonders viel Geduld, Respekt, Verständnis, gegenseitiges Vertrauen und Vertrauen in den eigenen Körper. Die Expertin rät dazu, ganz offen über Ängste, Verunsicherungen und Veränderungen zu sprechen: in der Partnerschaft und gegebenenfalls auch mit Fachleuten. „Es ist völlig normal, wenn plötzlich nicht mehr alles wie gewohnt funktioniert“, beruhigt Breast Care Nurse Mayrhofer aber auch. „Wenn jemand vorher ein erfülltes Sexualleben hatte, kann die Person in der Regel darauf vertrauen, dass es in Zukunft wieder so sein wird. Trotzdem: Gemeinsam oder alleine Neues auszuprobieren ist wichtig und kann sogar neuen Schwung bringen.“
Das Körperbewusstsein steigern
Um das Körpergefühl von Anfang an zu stärken und die Veränderungen so gut wie möglich anzunehmen empfiehlt die Pflegeexpertin Betroffenen, die Brust möglichst bald nach der Operation bewusst anzusehen und vorsichtige Berührungen auch vom Partner oder der Partnerin zuzulassen. „Für manche Frauen ist es sogar hilfreich, wenn ihre Brust vor dem Eingriff noch einmal fotografiert wird, sozusagen ein Abschiedsfoto gemacht wird“, weiß Mayrhofer. Außerdem gibt es heute schon sehr gute Möglichkeiten, beispielsweise den durch die Chemotherapie bedingten Haarausfall zu kaschieren oder mit Prothesen und Spezial-BHs das eigene Körperbewusstsein wieder zu steigern. „Auch hier kann ich nur dringend dazu raten, mit Ärztinnen und Ärzten sowie Pflegefachkräften für Brustgesundheit offen darüber zu sprechen“, sagt sie.
Mehr Infos bietet die Broschüre "Brustkrebs und Sexualität".


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