Neues Schmuggler-Buch
Zwei Freunde und ein Buch mit vielen Schmuggelgeschichten

- Hugues Mirault aus Hofkirchen und Toni Stadler aus Oberkappel haben das Buch geschrieben.
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Hugues Mirault und Anton Stadler haben ein Buch geschrieben, um wahre Schmuggelgeschichten aus dem Grenzort Oberkappel in Erinnerung zu behalten.
OBERKAPPEL, HOFKIRCHEN. 1995 ist Österreich der EU beigetreten. Seitdem gibt es offene Grenzen. Kaum jemand kann sich heute – 30 Jahre später – noch an die Grenzkontrollen erinnern. Daran, dass die Zöllner mit strengen Blicken die Reisepässe musterten, früher Pferdefuhrwerke und später sogar das Auto filzten. Einer, der dieses Leben kennt und auch das Schmuggeln, ist Anton Stadler. Der Oberkappler ist in Dittmannsdorf aufgewachsen – mit und an der Grenze. Diese verlief knapp neben seinem Elternhaus. "Mein Vater war geschickt darin, Waren unverzollt vor der Nase der Zöllner über die Grenze zu bringen", erzählt Stadler. Und der Apfel fiel nicht weit vom Stamm – und so wuchsen auch die Kinder ins Schmuggeln hinein.

- Das Buch beinhaltet wahre Geschichten über Schmuggel und Schmuggelwaren in oberen Mühlviertel.
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Geschichten aufschreiben
"Toni, du musst deine Geschichten aufschreiben – als Erinnerung, damit es nicht in Vergessenheit gerät", dazu hat Hugues Mirault, gebürtiger Franzose und nun Wahl-Hofkirchner, seinen Saunakollegen Anton Stadler aufgefordert. Denn mit dem EU-Beitritt und den offenen Grenzen war auch das Schmuggeln Geschichte. "Auf einen Schlag gng ein bedeutendes Stück "Kulturgut" der Grenzgegend verloren", sagt Mirault. Immer wieder hatte Stadler mit seinen Geschichten die Lembacher Saunaclique begeistert. Geschichten von seinen eigenen Schmuggeleien oder denen des Vaters.

- Hugues Mirault und Anton Stadler haben sich in der Sauna kennengelernt und sind durch das Buchprojekt Freunde geworden.
- Foto: Illustration: Silvia Laukotter
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Salz kostet siebenmal mehr
Schmuggeln war in der Grenzregion zu jeder Zeit "normal" und oft auch notwendig – aber trotzdem verboten. So war Salz in der Zwischenkriegszeit ein beliebtes Schmuggelgut. "Es kostet siebenmal mehr bei uns als in Deutschland", weiß Stadler. Wichtig war es vor allem für die Haltbarmachung von Fleisch, in einer Zeit, wo es noch keine Kühlung gab. Stadlers Vater und dessen Brüder galten als ausgeklügelte Schmuggler. Sie nutzen nachbarschaftliche Kontakte hinter der Grenze für ihre "Geschäfte". Eine Bauernfamilie drüben kaufte zentnerweise Salz legal ein und lagerte es trocken unter dem Bett zwischen. "In der passenden Nacht brach mein Vater auf, um es in 50 Kilo-Säcken über die grüne Grenze zu tragen. Er machte sich dabei immer den Mondschein zunutze, in dessen Schein er die Zöllner zeitig genug sehen konnten", berichtet Stadler.
Umschlagplatz Mühle
Weiter verteilt wurde es durch die regelmäßigen Fahrten mit dem Pferdefuhrwerk zur Mühle, um das Mehl mahlen zu lassen. "Inmitten der Roggensäcke war das Salz versteckt. Es wurde in der Mühle entladen und landete dank fleißiger Knechte in einer weiteren Nacht- und Nebel-Aktion beim Nachbarn des Müllern – dem Gemischtwarenhändler. Dieser brachte es hochoffiziell unter die Leute. "Der Preisunterschied war damals so hoch, dass sich eine ganze Menge Leute – quasi Zwischenhändler – mit diesem Salzschmuggel ein sehr ordentliches Zubrot verdienen konnten", sagt Stadler. Erstaunlich ist, dass in all den Jahren jeder Wort und Mund hielt – sodass die Schmugglertätigkeit nie aufflog.
Salz herüber, Kaffee hinüber
War das Salz in Österreich teuer, so war es in Deutschland zu dieser Zeit der Kaffee. Ebenso wurden Ferkel "exportiert". Geschichten darüber und von einem schmuggelnden Pfarrer sowie der Kornexl Berta – einem Oberkappler Original – erzählen der Franzose und der Mühlviertler in ihrem Buch. Sie erzählen von einer misslungenen Wallfahrt, dem Schubkarrenschmuggel oder dem Mistbahnschmuggel. Darüber, wie man einen Traktor oder ein Brautkleid geschmuggelt hat.

- Das Buch kostet 20 Euro und ist bei den Autoren erhältlich.
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Zur Sache:
Das Buch:
Das Buch ist ab 1. Mai bei den Autoren erhältlich. Toni Stadler: 07286/8559 oder Hugues Mirault: 07285/70050 oder per Mail: raoulmirault@gmail.com
Die Buchpräsentation:
Am Donnerstag, 1. Mai, findet um 20 Uhr im Gasthaus Süß die Buchpräsentation statt. Die beiden Verfasser lesen aus "Grenzenlos in Oberkappel und Umgebung" vor, im Anschluss kann man das Buch (20 Euro) kaufen und signieren lassen. Eintritt: freiwillige Spenden. Musikalisch umrahmt wird der Abend von drei Enkelinnen von Toni Stadler.
Die Autoren:
Unterschiedlicher könnte das Duo nicht sein:
Anton Stadler, Bauernbub, aufgewachsen mit fünf Geschwistern am Land, direkt an der Grenze, Bio-Landwirt, Vater von fünf Kindern, verheiratet mit einer Mühlviertlerin.
Hugues Mirault, geboren in Angers – einer großen Stadt in Frankreich, weit weg von einer Grenze, studiert, Unidozent und Lehrbeauftragter für Wirtschaftsfranzösisch an der FH Bochum, verheiratet mit einer Hofkirchnerin, Vater einer Tochter.
"Ein Oberösterreicher, der seinen Dialekt oft aufgeben, und einem Franzosen, der auf Hochdeutsch schreiben musste" – heißt es in der Danksagung. "Das Buch hat uns in die Lebenswelt des anderen eintauchen lassen. Wir sind dadurch gute Freunde geworden", erklärt Anton Stadler.
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