Abschiebung Silas Obulor

Die "zackigen" Behörden, viele Fragen, wenig Antworten

Die Abschiebung von Silas Obulor sorgt weiterhin für viele Emotionen. Silas war in St. Johann, Fußballspieler, Jugendtrainer und hatte eine Jobzusage. Sein im Februar 2023 eingebrachter Asylantrag wurde innerhalb von rund 4 Wochen durch das BFA entschieden. Die Rekordzeit zur Abschiebung von nicht einmal drei Monaten wirft viele Fragen auf. Der SK St. Johann bestreitet das Spiel gegen den FC Wacker unter Protest.

INNSBRUCK. Asylverfahren dauern im Durchschnitt 258 Tage. Nur 30 Prozent der Asylverfahren werden innerhalb von sechs Monaten erledigt, bei 48 Prozent dauern diese mehr als zwei Jahre, das ergaben Recherchen der Kleinen Zeitung. In Tirol gibt es Asylwerber, die 2015 ins Land kamen und immer noch keinen Bescheid haben. Auf den zweiten Termin vom Gericht warten auch noch viele. Nach einem negativen Bescheid vom BFA, kann Beschwerde eingereicht werden, über die Richter entscheidet. Termine dafür dauern lange.  Auch hier kann noch mal Einspruch eingelegt werden, wobei die Prüfung von Verfahrensfehler im Fokus liegen. Silas Obulor hat laut Innenministerium im Februar 2023 den Asylantrag eingebracht und dieser wurde innerhalb von rund 4 Wochen durch das BFA (Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl) entschieden. Dauer bis zur Abschiebung 3 Monate! Warum Silas in Rekordzeit mit einer Chartermaschine in die nigerianische Hauptstadt Abuja und nicht nach Lagos gebracht wird, wirft viele Fragen auf. Der Flug ist heute um 5 Uhr morgens in Wien gestartet und wird um 09:40 Ortszeit in Abuja landen.Mit Tiroler Abgeordneten im Bund wurde Kontakt aufgenommen, um im Rahmen einer parlamentarischen Anfrage Antworten auf die Fragen zu bekommen.

Auffälligkeiten

Im Jänner 2023 teilte das BFA zum Thema Abschiebung nach Nigeria mit: "Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf die Außerlandesbringung von straffälligen Personen gelegt. Die Abschiebung erfolgt bei verurteilten Straftätern möglichst unmittelbar nach Verbüßung der Haftstrafe in Österreich. Bei allen aus Österreich rückgeführten Personen wurde der Einzelfall in einem rechtsstaatlichen Verfahren umfassend geprüft und das Asylverfahren rechtskräftig negativ abgeschlossen. Fremde ohne Aufenthaltsrecht in Österreich müssen das Bundesgebiet innerhalb der gesetzten Frist verlassen." Silas fällt nicht unter diesen besonderen Schwerpunkt. Außer Tore schießen, hat der Nigerianer keine Auffälligkeiten. Als Spieler Kampfmannschaft und der 1b-Mannschaft des SK St. Johann und als allseits beliebter Nachwuchstrainer lernte Silas deutsch und durfte sich über eine Jobzusage in einem Hotel freuen. Mag das Vorgehen der Behörden dem rechtlichen Rahmen und den Bestimmungen entsprechen, bleiben in menschlicher und gesellschaftlicher Hinsicht gerade im Vergleich mit anderen Verfahren viele Fragen offen.

Spiel unter Protest

Das Spitzenspiel gegen den FC Wacker Innsbruck ist für den SK St. Johann seit dem Fall Silas nicht mehr an erster Stelle. SK St. Johann-Obmann Josef Gurschler und Trainer Herbert Ramsbacher investieren ihre Kraft in mögliche Rettungsszenarien für Silas. An Training war in den letzten Tagen nicht zu denken. Eine Spielverschiebung ist nicht möglich, es ist die letzte Runde in der Hypo Tirol Liga und gleichzeitig ein Entscheidungsspiel um die Aufstiegsplätze in die Regionalliga Tirol. Der SK St. Johann wird das Spiel unter Protest bestreiten, wie er dem Tiroler Fußballverein mitteilt.

Der SK St. Johann teilt dem Tiroler Fußballverband (TFV) mit: "Am kommenden Samstag, dem 17.06.2023, findet um 18.30 im St.Johanner Koasastadion ein entscheidendes Spiel um die verbleibenden Aufstiegsplätze in die Regionalliga Tirol gegen den FC Wacker Innsbruck statt.
Am Montag, dem 12.06.2023 vormittags wurde unser Spieler Silas Obulor geb. 17.11.1999 des SK St. Johann unter bis dato nicht vollständig geklärten Umständen kurzfristig von Beamten in Schubhaft genommen und soll per heute, dem 14.06.2023 24:00, nach Nigeria abgeschoben werden.
Sollte das passieren, so bedeutet es, dass Silas Obulor in den nächsten 18 Monaten nicht nach Österreich bzw. Europa einreisen darf.
Der SK St. Johann hat durch persönliches Engagement Silas Obulor zivilgesellschaftlich integriert und steht dieser Situation mit großem Unverständnis gegenüber.
Seit gestern dem 13.06.2023 später Nachrichten ist uns zur Kenntnis gelangt, dass im Fall der plötzlichen Abschiebung von Silas Obulor ein Einwirken von Dritter Seite nicht vollständig ausgeschlossen werden kann.
Aus diesem Grund teilen wir rechtewahrend mit, dass der SK St. Johann zum Spiel am 17.06.2023 gegen den FC Wacker Innsbruck unter Protest antritt.
Wir werden bei Bedarf die Verantwortlichen beim Tiroler Fußballverband über weitere Schritte informieren.
Wir kümmern uns nunmehr ausschließlich um das Schicksal unseres Spielers Silas Obulor, eine etwaige Unterstützung des Verbandes in dieser Sache nehmen wir selbstredend gerne an."

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