Nachruf auf Sepp Schaubschläger
Das Lebenskapitel des Haslacher Ortsarchivars ist abgeschlossen

- Die BezirksRundSchau hat Sepp Schaubschläger 2013 im Haslacher Archiv besucht. Er zeigte dort alte Ausgaben der "Mühlvierteler Nachrichten".
- Foto: Helmut Eder
- hochgeladen von Karin Bayr
Der Hüter des Haslacher Ortsarchivs, Sepp Schaubschläger, ist im Alter von 98 Jahren verstorben.
HASLACH. "Einige vergilbte Schriftstücke, eine Fotopostkarte von 1910, alte Zeitungsausschnitte, ein ungespitzter Bleistift, Uhu-Kleber und Büroklammern – Utensilien liegen auf Sepp Schaubschlägers Schreibtisch im Haslacher Ortsarchiv: So, als ob er diesen eben erst verlassen hätte", mit diesen Worten beginnt Norbert Leitner, Obmann des Haslacher Heimatvereins von 2012 bis 2024, den Nachruf auf ein Haslacher Original. Josef "Sepp" Schaubschläger ist am 16. November im 99. Lebensjahr verstorben.
Das Archiv bleibt leer
Das Archiv im Obergeschoss des Rathauses, das quasi Gedächtnis der Haslacher Ortsgeschichte, war Schaubschlägers Refugium. Hussiten und Ringmauer, Kirche, Schule, Vereine und Kommune, Ständestaat und NS-Zeit, Brauchtum, Politik und Parteien – Begriffe, die Geschichte und Geschichten von und über Haslach erzählen. Wollte man den Dingen auf den Grund gehen, war man bei Sepp Schaubschläger an der richtigen Adresse. Als quasi personifizierter Almanach des Gemeindegeschehens hütete er über drei Jahrzehnte diesen Sammelschatz. Akkurat wie er es seinerzeit als Vermessungstechniker gelernt hatte.
Akribisch und mit Leidenschaft
"Mit Leidenschaft registrierte, ordnete und pflegte er akribisch ein umfangreiches Schrift- und Kulturgut, ein auf mehrere Räume verteiltes Sammelsurium von Dokumenten, Büchern, Zeitschriften und Familiengeschichten, Fotos und Filmen über das örtliche Leben von einst. Auf nicht weniger als 546 maschingeschriebenen Seiten hat er das Ortsgeschehen, von den Haslacher Steinbeilfunden aus der Frühzeit über die politischen Wirren der 1930er Jahre bis zu alltäglichen Dingen wie Keksebacken im Eltern-Kind-Zentrum chronologisch für die Nachwelt festgehalten", berichtet Leitner.
Die Kurrentschrift transkribiert
Die Einschätzung der Archivwürdigkeit, das Abwägen zwischen Bedeutungslosigkeit und unwiederbringlichem Wert, das Transkribieren von altem, großteils in Kurrentschrift verfassten Schriftgutes - eine unbezahlte und verantwortungsvolle Aufgabe. “Am 13. Juni 1994 überreichte Landeshauptmann Josef Ratzenböck dem damals 68-Jährigen für sein kulturelles Wirken die Kulturmedaille des Landes OÖ.
"So kann ich meine geschenkte Zeit für die Nachwelt, aber auch für mich sinnbringend nutzen", sagte Sepp Schaubschläger über seinen Einsatz als Archivar.
Noch fast drei weitere Jahrzehnte, bis ins hohe Alter, arbeitete Sepp Schaubschläger unermüdlich weiter. Im Jahr 2021 – als 96-Jähriger – gefragt, warum er dieses Ehrenamt noch immer so gerne macht, meinte er: „So kann ich meine geschenkte Zeit für die Nachwelt, aber auch für mich sinnbringend nutzen."
Sein Name bleibt verankert
Nach einem Sturz, körperlich eingeschränkt, war er einige Zeit noch stundenweise einsatzfähig, bis er sich endgültig der fürsorglichen Pflege im Haslacher Altenheim anvertraute. Hier wurde er bis zu seinem Tod von seiner Tochter Eva tagtäglich besucht und liebevoll umsorgt. "Im Archiv des Heimatvereins, das der Verstorbene so lange und gewissenhaft betreute, wird der Name Sepp Schaubschläger würdig und gebührend verankert bleiben", sagt Leitner.
Seit 1993 den Computer benutzt
Auch die BezirksRundSchau hat mehrmals über den nun Verstorbenen berichtet: "Den Computer verwende ich erst seit 1993, vorher habe ich alles händisch verzeichnet", berichtete Schaubschläger im Jahr 2013 über seine Arbeit. „Wenn ich noch mal jung wäre, würde ich Geographie, Geschichte und Archäologie studieren", hat er einst im Interview gesagt. Nun ist er kurz vor seiniem 99. Geburtstag im Altenheim Haslach friedlich eingeschlafen.
Zur Sache:
Für Schaubschläger wird am Donnerstag, 21. November, 18 Uhr, in der Pfarrkirche Haslach gebetet. Der Verabschiedungsgottesdienst findet am Freitag, 22. November, um 14 Uhr, in der Pfarrkirche Haslach statt.
Berichte über die Person:
2013 hat unser freier Mitarbeiter Helmut Eder, Sepp Schaubschläger, im "Reich des Archivars" besucht.
Hier geht's zum Bericht über den ältesten Archivar Oberösterreichs, Sepp Schaubschläger, in der BezirksRundSchau im Jahr 2021.




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