Im Reich des Archivars

- Stolz präsentiert Josef Schaubschläger eine Ausgabe der Mühlviertler Nachrichten vom 2. Jänner 1925.
- hochgeladen von Helmut Eder
Josef Schaubschläger (87) verwaltet seit 1987 wertvolle Zeitdokumente aus der Region.
HASLACH (hed). Ein Montagvormittag, kurz nach elf Uhr. Josef Schaubschläger sitzt in „seinem Archiv“ am Computer. Er tippt Zahlen ein. Der Redakteur entschuldigt sich für das zehnminütige Zuspätkommen. „Kein Problem. Ich bin wochentags um diese Zeit sowieso hier. Ich beginne um Neun und arbeite so bis Zwölf. Ehrenamtlich versteht sich“, sagt Schaubschläger. Seit der Vermessungstechniker in Pension ist, ist er Archivar des Heimatvereins Haslach.
"Computeruser" seit 1993
„Den Computer verwende ich erst seit 1993, vorher habe ich alles händisch verzeichnet. Der Umstieg war nicht einfach, aber heute eine Arbeitserleichterung“. Geschichte fasziniert ihn seit seiner Kindheit. „Wenn ich nochmal jung wäre, würde ich Geographie, Geschichte und Archäologie studieren.“ In alten Geschichtsdokumenten auf historische Spurensuche zu gehen, ist für Schaubschläger immer spannend. Seine Leidenschaft kann er vor Ort ausleben. Zwei Räume sind gefüllt mit Zeitdokumenten aus Haslach und der Region: Zeitschriften, Zeitungsausschnitte, Protokolle, Vereinsurkunden, alte Kaufverträge aus Haslach. Ebenso Diplomarbeiten und Bücher Haslacher Schriftseller von Peter Paul Wiplinger bis Martin Springer.
Aktuell sucht er Daten über den Marktbach in Haslach für ein Projekt für Karl Zimmerhackl zusammen. „Dabei übersetze ich die alten Kurrentschriften und lege die ,übersetzten Texte' handgeschrieben dazu. Das erfordert schon Zeit“, erklärt er. Was so zu den ältesten Schätzen im Archiv gehört?
Vergilbte Urkunde
Zielstrebig geht er auf ein Regal auf der linken Seite des ersten Raumes zu – auf das „Haslacher Archiv“. Verkaufsschriften 18. Jahrhundert steht auf dem Umschlag. Eine vergilbte Urkunde mit einem Siegel kommt zum Vorschein. „Hier eine Kaufurkunde aus Dambergschlag aus dem Jahre 1770, alles noch in Kurrent“. Schon beginnt er den Text zu übersetzen. Stolz ist er auf die „historischen Sammlungen“ über das Stift Schlägl.
Nachfolger nicht in Sicht
Eine Rarität ist eine Sammlung der ehemaligen „Mühlviertler Nachrichten“ bis Jahrgang 1941. „Solange es mir geschenkt ist, werde ich das Archiv weiterführen. Was nach mir ist, weiß ich nicht. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht." Es ist mittlerweile halb Eins. „Arbeit gäbe es hier immer, aber man muss sich Zeitgrenzen setzen. Morgen geht es weiter.“ Er schaltet den Computer ab. Für heute ist Schluss.
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