Reizüberflutung
Weniger Stress, mehr Lebensfreude

- Leerlauf: Die Experten empfehlen täglich eine halbe Stunde unstrukturierte Zeit, um Stress zu bewältigen.
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Um uns herum die völlige Reizüberflutung: Flimmernde Bildschirme, glühende Smartphones, Berge an Arbeit und kaum Zeit. Das Gehirn ist auf maximaler Drehzahl und versucht den Stress zu verarbeiten.
OÖ. Es gibt positiven und negativen Stress. Positiver Stress aktiviert über das limbische System das Stresshormon Adrenalin, das uns leistungsfähiger macht. Andererseits wird auch Cortisol produziert, das über eine Feedbackschleife die Stresshormonproduktion wieder herunterreguliert. Wenn aber der Stress andauert, dann wird negativer Stress daraus. Es gibt aber auch einen äußeren und inneren Stress.
„Das funktioniert eine Zeit lang gut. Wenn man aber auf den Stress nicht achtet, kann es gesundheitsschädlich werden“, sagt Primar Jörg Auer, Vorstand an der Klinik Psychiatrie und Psychotherapeutische Medizin vom Kepler Universitätsklinikum sowie Co-Referent für psychosoziale, psychosomatische und psychotherapeutische Medizin in der Ärztekammer für Oberösterreich.
Von Ziel zu Ziel jagen
Stress ist ein breiter Begriff und er lässt sich kaum in Zahlen gießen. Aber: „Die Hinweise auf steigende Stressbelastungen nehmen zu. Das merken wir daran, weil die Leute viel darüber sprechen“, sagt Hertha Mayr, Primaria und Leiterin des Departments für Psychosomatik am Kepler Universitätsklinikum. Außerdem sind die Anforderungen im Job gestiegen: Der Zeitdruck ist in den letzten 30 Jahren um etwa 30 Prozent gestiegen.
„Wenn wir ständig Anforderungen an uns stellen und uns von Ziel zu Ziel jagen, dann keimt innerer Stress“, sagt Mayr. Daher rät die Medizinerin: „Lassen Sie ein wenig unstrukturierte Zeit übrig und schenken Sie sich selbst eine Auszeit. Eine halbe Stunde am Tag wäre gut.“
Außerdem rät Mayr: „Wir müssen öfter ‚Nein‘ sagen und uns zu weniger verpflichten. Denn es ist schön, aus verschiedenen Alternativen, die einem selbst gut tun und persönlich wichtig sind, auswählen zu können."
Auswirkungen von Stress
Schlafprobleme, Schmerzen durch Verspannungen, Hypertonie, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Burnout und Reizdarm sind nur einige Auswirkungen von anhaltendem Stress.
„Die Schwelle zur Krankheit ist individuell sehr unterschiedlich und hängt davon ab, welche Belastungsfaktoren man sonst noch hat. Summieren sich diese Faktoren, dann überschreitet man den individuellen Stresslevel und dann wird es gesundheitlich problematisch“, so Mayr.
Wer Hilfe braucht, solle sich Hilfe holen: Wenn sich der Stress körperlich auswirkt, dann sollte man den Hausarzt konsultieren. Wenn der Stress sich in der Seele abbildet (etwa Schlafstörungen), dann sollte ein Psychotherapeut aufgesucht werden.
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