Kritik in NÖ
"EVN droht mit dem Abschalten von Photovoltaik-Anlagen"

- EVN Sprecher Stefan Zach: "Durch die stark gestiegene Zahl an privaten Photovoltaik-Anlagen – mittlerweile rund 120.000 in Niederösterreich – sei eine faire, marktgerechte Vergütung notwendig geworden."
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Pfister (SPÖ): "EVN kassiert Rekordgewinne, während sie Bürgern droht, den Strom abzudrehen - schwarz-blaue Landeskoalition muss handeln." EVN stellt Sonnenstrom-Tarif um – Kritik von SPÖ: „Gewinnmaximierung auf Kosten der Haushalte“.
NÖ. Der niederösterreichische Energieversorger EVN steht derzeit in der Kritik: Der bisherige 1:1-Tarif für Photovoltaik-Anlagen, bei dem eingespeister Strom zum gleichen Preis wie bezogener Strom vergütet wurde, wurde eingestellt. Stattdessen setzt das Unternehmen nun auf einen neuen, monatlich variierenden Einspeisetarif namens „SonnenStromMonat“, der sich stärker am Markt orientiert.
Wer dem neuen Vertrag nicht zustimmt, dem droht laut EVN im äußersten Fall sogar die Abschaltung der gesamten Anlage – auch dann, wenn nur für die Einspeisung kein gültiger Vertrag mehr besteht. Eine technische Trennung zwischen Bezug und Einspeisung sei derzeit nicht möglich, heißt es vonseiten der EVN.

- Der bisherige 1:1-Tarif für Photovoltaik-Anlagen, bei dem eingespeister Strom zum gleichen Preis wie bezogener Strom vergütet wurde, wurde eingestellt.
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Für viele Betroffene kam die Änderung überraschend – ebenso wie der Tonfall der Schreiben, in denen auf mögliche Abschaltungen hingewiesen wird. Besonders kritisch äußert sich SPÖ-Landtagsabgeordneter Rene Pfister. Er spricht von einer „inakzeptablen Drohkulisse“ und fordert die Landesregierung zum sofortigen Handeln auf.
Pfister: „EVN macht Druck – Land schaut zu“
"Während die EVN jährlich Rekordgewinne erzielt, setzt sie tausende Haushalte mit undurchsichtigen Schreiben und Abschalt-Drohungen unter Druck. Das ist kein verantwortungsvoller Umgang mit Kundinnen und Kunden – schon gar nicht mit Menschen, die in nachhaltige Energie investiert haben“, so Pfister.
Die SPÖ fordert eine umgehende politische Reaktion der Landesregierung. Immerhin gehöre die EVN mehrheitlich dem Land Niederösterreich – damit liege die Verantwortung direkt bei dem Land NÖ. „Wer hier weiterhin untätig bleibt, macht sich mitverantwortlich“, so Pfister weiter.
EVN verteidigt Vorgehen
Die EVN hingegen betont, dass sich die Rahmenbedingungen im Energiesektor stark verändert hätten. Durch die stark gestiegene Zahl an privaten Photovoltaik-Anlagen – mittlerweile rund 120.000 in Niederösterreich – sei eine faire, marktgerechte Vergütung notwendig geworden. Der neue Tarif orientiere sich daher an den aktuellen Marktpreisen, die vor allem zu sonnenreichen Zeiten deutlich unter dem durchschnittlichen Strompreis liegen können.

- SPÖ-LAbg. Rene Pfister.
- Foto: SPÖ NÖ
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Mehr als 80 Prozent der betroffenen Einspeiserinnen und Einspeisern hätten das neue Angebot bereits angenommen, so EVN-Kommunikationschef Stefan Zach. Die Hinweise in den Schreiben seien rechtlich notwendig, um im Ernstfall eine gesetzlich vorgesehene Abschaltung zu ermöglichen. „Unser Ziel ist es aber, genau das zu verhindern“, betont Zach.
SPÖ: Energieversorgung ist kein Geschäft für Maximierer
Pfister lässt diese Argumente nicht gelten: „Energieversorgung ist ein Grundrecht, kein Spekulationsobjekt. Die EVN ist keine Privatfirma, sondern in öffentlicher Hand – sie sollte das Wohl der Bürgerinnen und Bürger in den Mittelpunkt stellen, nicht die Gewinnmaximierung.“
Die SPÖ kündigte an, das Thema im Landtag weiter zu verfolgen und Druck auf die Landesregierung auszuüben, um soziale und faire Lösungen für PV-Betreiberinnen und Betreiber sicherzustellen.
Zu den aktuellen Schreiben:
"Wir haben vielen Kunden in den letzten Monaten mehrere Angebote für einen Tarifwechsel gemacht. Wenn jemand nicht reagiert, bekommt er von uns eine Erinnerung. Das machen wir deshalb klar und deutlich, damit es bei einem weiteren Nicht-Reagieren zu keiner Abschaltung kommt. Diese ist nämlich für den Fall gesetzlich verpflichtend vorgesehen. Wenn ein Kunde oder eine Kundin keinen Lieferanten für den bezogenen Strom und/oder keinen Abnehmer für den eingespeisten Strom aus einem Sonnenkraftwerk hat, muss der Netzbetreiber die Kundenanlage abschalten.
Um das zu verhindern, schreiben wir das in unsere Briefe und e-mails auch deutlich hinein, weil wir solche Abschaltungen unbedingt vermeiden wollen.

- Sonnenstrom ist mittlerweile weniger wert.
- Foto: Bill Mead/Unsplash
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Dass auch Anlagen abgeschaltet werden, bei denen es nur für einen der beiden Verträge (Bezug bzw. Einspeisung) keinen Vertragspartner gibt, sorgt bei betroffenen Kunden oft für Unverständnis und das verstehe ich sehr gut. Eine Trennung ist hier aber technisch leider nicht möglich; es kann nur die gesamte Anlage abgeschalten werden.
Es tut uns sehr leid, dass manche Kundinnen und Kunden unser Schreiben als unfreundlich empfinden. Wir haben uns wirklich Mühe gegeben, dass dieser Eindruck nicht entsteht und haben großteils positive Rückmeldungen bzw. Zustimmung erhalten", so Mag. Stefan Zach MAS
Leiter Information und Kommunikation, EVN Konzern.
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