Archäologen untersuchen Mogersdorfer Schlachtfeld von 1664 neu
Wo vor 354 Jahren die blutige Türkenschlacht tobte, sind derzeit Wissenschafter und Bundesheer am Werk.
Weiße Absperrbänder unterteilen den Acker unweit des Bahnhofs. Soldaten bewegen sich bedächtigen Schritts innerhalb der Bahnen. Die Metallsonden in ihren Händen piepsen gleichmäßig, ehe eine ihren Ton verändert.
Mit Metallsonden
Im Ackerboden befindet sich offenbar Metallisches. Ob es sich um einen abgebrochenen Traktorauspuff oder um eine Pistolenkugel aus der Türkenschlacht im 17. Jahrhundert handelt, ist binnen weniger Minuten klar. Denn hier, wo am 1. August 1664 Türken- und Habsburgerheer kriegerisch aufeinandertrafen, ist heute ein Team des Bundesdenkmalamts und des Bundesheers grabend am Werk.
Premiere in Österreich
"Wir betreiben zum ersten Mal in Österreich systematische Schlachtfeldarchäologie", erläutert Franz Sauer vom Bundesdenkmalamt. Ziel ist es, anhand von Funden die Türkenschlacht von Mogersdorf zu rekonstruieren. "Wir wollen feststellen, ob die schriftlichen Berichte von damals überhaupt richtig sind. Viele solcher Schlachtberichte wurden ja geschönt", sagt Sauer.
Material zur Überprüfung dürfte genug vorhanden sein, denn auf dem hunderte Hektar großen Mogersdorfer Schlachtfeld wurde noch nie systematisch gesucht.
Jede Menge Fundstücke
Allein in den ersten zwei Grabungstagen wurden Sauers Leute auf zwei kleinen Ackerflächen schon über 400mal fündig. Musketenkugeln, Pistolenkugeln, Kanonenkugeln, Gürtelschnallen, Dolchgriffe, Zaumzeugbeschläge, Münzen und andere metallische Gegenstände haben die 364 Jahre im Erdreich überdauert. Jeder Fund wird nummeriert, seine Fundstelle systematisch vermessen und verortet.
Auf Skelette von gefallenen Soldaten sind die Archäologen noch nicht gestoßen. "Viele wurden damals an Ort und Stelle beerdigt. Massengräber wurden wahrscheinlich angelegt, aber bisher kennen wir keines", hält Sauer fest.
Die Türkenschlacht 1664
Bei der Schlacht am 1. August 1664 gelang es dem Habsburgerheer unter der strategischen Führung von Generalfeldmarschall Raimund Montecuccoli, die militärisch überlegenen Türken in den Raabauen zwischen Mogersdorf und St. Gotthard zu besiegen. Rund 13.000 Soldaten kamen ums Leben, 12.000 davon auf türkischer Seite. Ein großer Teil der Häuser im Ort ging in Flammen auf. Sein Feldherrenquartier hatte Montecuccoli auf dem Schlösslberg aufgeschlagen, wo sich heute eine Gedenkstätte befindet.
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