Ärztekammerwahl
Wechselberger tritt ab und fordert Aussetzen der Impfpflicht

- Artur Wechselberger wird bei der Ärztekammerwahl nicht mehr kandidieren und fordert Aussetzen der Impfpflicht.
- Foto: BezirksBlätter
- hochgeladen von Georg Herrmann
INNSBRUCK. Am 22. Februar finden in Tirol die Ärztekammerwahlen statt. Langzeitpräsident Artur Wechselberger tritt - nach 32 Jahren im Amt - nicht mehr an. Im APA-Gespräch forert der bald 70-jährige Wechselberger das Aussetzen der Impfpflicht. Mit der Liste "Freien Ärzte Tirol“ treten Hannes Strasser und Christian Schubert als neue Liste bei der Wahl an.
Abschied
Er gehe "ohne Wehmut", erklärte Artur Wechselberger, der seine Ordination in der Speckbacherstraße als Wahlarztpraxis weiterführen wird. Er glaube es geschafft zu haben, in all den Jahren eine "offene, gesprächsfähige, diskussionsfreudige, einer positiven Entwicklung aufgeschlossene Interessensvertretung der Ärzte, die das Gesamtbild im Auge hat", installiert zu haben. "Wenn dieses Bild bleibt, dann hat es sich gelohnt", so Wechselberger, der künftig auch sein Pensum mit bis zu 16-Stunden-Arbeitstagen etwas zurückfahren will.
Nachfolger
Wechselberger zeigte er sich optimistisch, dass sein Nachfolger an der Spitze der Gruppierung "Verein unabhängiger Tiroler Ärzte", Stefan Kastner, die absolute Mehrheit verteidigen könne. Mit dem derzeitigen Standing bzw. der Positionierung der Bundesärztekammer mit dem SPÖ-nahen Thomas Szekeres an der Spitze, der in Wien und Bund zur Wiederwahl ansteht, zeigte sich Wechselberger nicht zufrieden: "Es steht alles still. Es braucht eine Änderung der Aktivität. Man muss sich wieder bewusst sein, den Interessen der Ärzteschaft zum Durchbruch zu verhelfen. Das bedeutet Klinken putzen, argumentieren, nach Unterstützern suchen". Zudem vermisse er die "Positionierung eigener Vorstellungen und deren zielgerichtete Umsetzung". Dies betreffe so wichtige Fragen, wie man etwa Ärzte nach der Ausbildung im Land halten könne sowie die Verschränkung von Krankenhaus- und niedergelassenem Bereich.
Impfpflicht
In Sachen Impfpflicht müsse man sich die Frage stellen, ob es "noch unbedingt notwendig ist, diese Spaltung der Gesellschaft in Kauf zu nehmen", sagte Wechselberger im APA-Interview. Zudem müsse man sich fragen, ob es angesichts der sich stetig verbessernden Lage noch notwendig und verhältnismäßig sei, bei vielen Menschen Ängste zu schüren. "Und welchen Mehrwert hat man durch die Impfpflicht noch zu erwarten, wenn man sich bewusst ist, dass man nie 100 Prozent erreichen wird, wir bereits einen wirklich hohen Stand an Durchimpfung haben und bereits eine sehr hohe Durchseuchungsrate aufweisen", argumentierte Wechselberger, im Zivilberuf Allgemeinmediziner. Er sei jedenfalls "skeptisch". "Man muss nun der Wissenschaft das Wort geben. Belege sowie eine solide epidemiologische und wissenschaftliche Basis sind unabdingbar", so der frühere Präsident der Bundesärztekammer. Um all dies zu evaluieren und bis man einen Überblick über das Ergebnis des Abflauens der Omikron-Welle habe, sollte man die Impfpflicht jedenfalls aussetzen.
Positive Kampagne
Stark vermisst hat der Tiroler Ärztekammerpräsident bisher in Österreich eine positiv besetzte Kampagne für die große Errungenschaft der Impfung. Die Chance dafür wäre doch noch nie so groß gewesen wie während einer Pandemie. Viel zu viel sei - auch in anderen Phasen der Corona-Pandemie - auf Angst und Besorgnis aufgebaut gewesen. Ganz anders als etwa in den USA. "Dieses Storytelling wie dort - das gibt es bei uns nicht", bemängelte Wechselberger: "Das erste Auftreten des Chefs der Gecko, im Feldanzug vor der Presse. Das kann mir doch niemand sagen, dass das ein angstnehmendes, positives, motivierendes Signal ist".
Lockerungen
Die bereits verkündeten und anstehenden Lockerungen bzw. Öffnungen begrüßte Wechselberger. Diese würden nun "parallel zum Rückgang der Omikron-Welle" vonstatten gehen und Sinn machen. Sobald die Welle dann vorbei sei, ist ein vollständiges Ende aller Corona-Maßnahmen für den Ärztekammerchef "absolut rechtfertigbar". Derzeit schaue es auch danach aus, dass es keinen weiteren, alles wieder verändernden Corona-Ausbruch geben werde. Die Pandemie werde wohl in eine Endemie übergehen. Das Testen müsse bis auf wenige Ausnahmen massiv zurückgefahren werden, auch das Impfen sollte dann - wie bei der Grippe und anderen Infektionskrankheiten - abseits von groß aufgesetzten Impfangeboten des Staates angeboten werden.
Neue Liste
Universitätsdozent Dr. Hannes Strasser und Ao. Universitätsprofessor DDr. Christian Schubert stellten den Verein „Freie Ärzte Tirol“ vor. Damit tritt seit langem wieder eine neue Gruppierung bei der Ärztekammerwahl am 22.2.2022 in Tirol an. Die „Freien Ärzte Tirol“ wollen frischen Wind in die Ärztekammer bringen und die dortigen verstaubten Strukturen erneuern, teilen Strasser und Schubert in einer Aussendung mit. Ein Herzensanliegen ist die freie Berufsausübung der Ärzte ohne Druck und Angst. "Denn viele Ärzte trauen sich nicht mehr, offen ihre Meinung zu sagen oder die Wahl zu unterstützen."
Standesgemäße Vertretung
Eine zentrale Forderung ist eine standesgemäße Vertretung der Ärzte, "denn viele Ärzte fühlen sich nicht mehr ordentlich durch die Ärztekammer vertreten." Die Ärztekammer wird oft nur mehr als verlängerter Arm der Politik wahrgenommen. Die „Freien Ärzte Tirol“ wollen, dass die Ärztekammer die Ärzteschaft repräsentiert, nicht die Regierung. Dazu wird insbesondere eine aktive Kommunikation auf Augenhöhe zwischen den Ärzten unter der Ärztekammer gefordert. Ein weiterer Unterscheidungspunkt im Wahlprogramm zu allen anderen Gruppierungen ist, dass ist eine Evidenzbasierte Behandlung der Patientinnen und Patienten gefordert wird. Die „Freien Ärzte Tirol“ verlangen auch, dass die Patientinnen und Patienten weiterhin frei entscheiden können, welche Behandlung sie durchführen lassen wollen. Die Gruppierung besteht auch auf einer ehrlichen Transparenz in der Standesvertretung. Das betrifft unter anderem auch die hohen Mitgliedsbeiträge. Strasser erklärte, dass er als einen der ersten Schritte - im Falle einer Wahl - veranlassen wird, dass die Verwendung der Mitgliedsbeiträge der Ärzte offengelegt wird. Schubert beklagte das Menschenbild, das derzeit in der Medizin vorherrscht. Als Beispiel nannte er unter anderem die zuletzt veröffentlichten Chats eine Ärzte-Gruppe, in der in einem menschenverachtenden Ton über Patienten gesprochen wird. Dort wird auch offen unter Ärzten diskutiert, dass Nebenwirkungen von Impfungen nicht gemeldet werden. Er bestand auf einem ganzheitlichen Bild des Menschen, auf der Gesamtheit von Körper und Psyche, sowie auf der Freiheit der Wissenschaft, die frei von Dogmen und politischen Einflüssen sein muss, ebenso wie die Arbeit der Ärztekammer. Beide abschließend: „Wir von den Freien Ärzte Tirol stehen für Freiheit - für Ärzte und Patienten; Mut und Zuversicht; Transparenz – u.a. auch bei der Verwendung der Kammerbeiträge; Kollegialität, Sachlichkeit und evidenzbasiertes Handeln.“
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