Mühlauer Quellen
Baumaschine von Lawine verschüttet und ein Blick auf 1951
Die Sanierungsarbeiten der Mühlauer Quelle und die Erweiterung um einen zusätzlichen Stollen ist eines der derzeit größten Projekte der Innsbrucker Kommunalbetriebe. Eine Nassschneelawine und die Lawinengefahr haben die Arbeiten für einige Tage unterbrochen.Die BezirksBlätter Innsbruck blicken auch auf die Lawine aus dem Jahr 1951 zurück.
INNSBRUCK. Die Anlage an der Mühlauer Quelle besteht inzwischen seit mehr als 70 Jahren. Knapp 26 Millionen Euro investieren die IKB in die Trinkwasserversorgung der Stadt Innsbruck. IKB-Vorstandsdirektor Thomas Pühringer erklärt: „Die Baumaßnahmen sind wichtig, um die Anlage auf den neuesten technischen Stand zu bringen und das bestehende Stollensystem um den benötigten Quellstollen zu erweitern.“ Das Bauprojekt wird bis 2024 andauern. Eine Lawine führte zur kurzfristigen Einstellung der Arbeiten. "Bei der Schusterreise und im Brunntalgraben sind schon Lawinen abgegangen, Personen keine zu Schaden", informierte Vizebgm. Anzengruber am Samstag. Die Arbeiten sowie der Aufenthalt im Bereich Schusterreise wurde bereits am Donnerstag auf Grund der Wetterlage verboten und der Bereich gesperrt.
Nassschneelawine
Die IKB hat für den Fall außerordentlicher Witterungsverhältnisse bereits vor Baubeginn eine detaillierte Arbeitsanweisung verfasst, die allen Baustellenbeteiligten bekannt ist. Darin sind auch Sperren im Fall von Lawinengefahr beschrieben. "Die Prognose für Schneefälle ab Donnerstag, 2. Februar, wurde bereits in der Baubesprechung vor Ort am Mittwoch, 1. Februar, um 10.00 Uhr besprochen", informieren die IKB über die Vorgangsweise. Nachdem sich diese Wetterprognose am Donnerstagvormittag erhärtet hatte, verordnete die IKB am 2. Februar um 14.15 Uhr eine Sperre im Bereich der Schusterreise, die ab 18.00 Uhr gültig war. Informiert wurden alle mit der Abwicklung der Baustelle befassten Personen. Die Baufirma stellte daraufhin einen Bagger zwischen Baustelle und Schusterreise, circa 20 Meter von der Baustelle entfernt, ab.
In der Nacht zum Samstag, 4. Februar, um circa 3.00 Uhr Früh ging eine Lawine in der Schusterreise ab, die den abgestellten Bagger teilweise verschüttete. Personen waren aufgrund der verhängten Sperre zu keinem Zeitpunkt im Lawinenbereich bzw. gefährdet.
Am Samstag, 4. Februar, um 7.20 Uhr sperrte die IKB wegen der neuerlichen Schneefälle in der Nacht die gesamte Baustelle und räumte sie bis 9.00 Uhr. Die Lawinenkommission der Stadt Innsbruck sperrte die Forstwege im Bereich der Nordkette ab 10.30 Uhr und öffnete sie am Montag, 6. Februar, um ca. 8.30 Uhr wieder. Daraufhin öffnete die IKB heute, am 6. Februar, um 9.30 Uhr die Baustelle wieder. Der Bereich der Schusterreise bleibt aber bis auf Weiteres gesperrt.
Das Großprojekt der IKB zur Trinkwasserversorgung, BezirksBlätter Innsbruck Artikel
Lawinengeschichte
Am 21. Jänner 1951, kurz nach 21 Uhr, löste sich nach kleineren Lawinenstürzen eine große Schneemasse von der Rumer Spitze. Der westliche Teil der Lawine benützte die gewohnte Bahn durch den Bruechgraben zum Mühlauer Tal. Die Hauptmasse "fegte in breiter Front" den Hochwald zwischen Bruechgraben und Alblehner samt der Knittl-Jägerhütte hinweg, stieß nach Vereinigung mit dem westlichen Arm durch die Mühlauer Klamm, zerstörte die ungeschützte Hauptwasserleitung Innsbrucks und kam erst außerhalb der Klamm — wenige Meter vor dem Schweinbrüggl — zum Stehen, nachdem sie den Vorbau des Mühlauer Elektrizitätswerkes mitgerissen hatte und mit einer schmalen Zunge in einen Generatorenraum eingebrochen war. Sogar die Rumer Alm wurde durch einen Stoß schiefgedrückt, wobei die meisten Fenster und Türen zerbrachen. Erst im Sommer 1953 wurde die Hütte mit Hilfe einer Winde aufgerichtet.
Schneemassen
Nach einer groben Überschlagsrechnung betrug der Rauminhalt der Lawine von der Vereinigungsstelle „Am Ursprung" an (1,5 Kilometer Länge) 450.000 bis 600.000 Kubikmeter, woran oberhalb des Rosnerweges allerdings noch ältere Lawinen Anteil hatten. Allein unterhalb des Rosnerweges lagen rund 220.000 bis 270.000 Kubikmeter Lawinenschnee. Die Gewalt der Mühlauer-Klamm-Lawine erklärt sich aus dem Zusammenwirken von trockenem und nassem Lockerschnee.
Schäden
Die Knittl-Jägerhütte wurde vernichtet, die Rumer Alm stark beschädigt, der Vorbau des Mühlauer Elektrizitätswerkes mit mehreren Räumen weggerissen und dabei eine Wand des Hauptgebäudes eingedrückt. Ferner wurden mehrere Licht- und Rohrleitungen zerstört, so auch die damalige Hauptwasserleitung Innsbrucks, wodurch die Stadt vier Tage lang unter arger Wassernot zu leiden hatte. Am 22. Jänners brach kurz nach fünf Uhr der Mühlauer Bach — verstärkt durch das Wasser der zerstörten Leitungen — etwa 30 Meter oberhalb des Elektrizitätswerkes seitlich aus der Lawine hervor und drang — hoch über seinem gewohnten Bett — mit gewaltigen Schuttmassen durch die rückwärtigen Fenster in die Generatorenräume ein.
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