Absagen für Schülerinnen und Schüler
Viele Pflichtpraktika fallen coronabedingt ins Wasser

- Immer mehr Unternehmen erteilen Schülerinnen und Schülern eine Absagen für ihr Pflichtpraktikum.
- Foto: auremar/panthermedia
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50.000 Schülerinnen und Schüler bangen diesen Sommer um ihr Pflichtpraktikum.
ÖSTERREICH. Jährlich sind rund 50.000 Schüler in Österreich von Tourismusschulen, HAK, HTL, Fach- oder Handelsschulen laut Lehrplan verpflichtet, im Sommer ein Praktikum in einem Betrieb zu absolvieren. Dies gestaltet sich angesichts der Corona-Krise dieses Jahr jedoch schwierig bis aussichtslos. Immer mehr verzweifelte Schüler würden bei der Arbeiterkammer anrufen, denen bereits ein Praktikum abgesagt wurde oder die nur Absagen auf ihre Bewerbungen erhielten. Arbeiterkammer und Gewerkschaft forderten daher vergangenes Wochenende, Schülerinnen und Schüler von der Praktikumspflicht während der Corona-Krise zu befreien. Schüler sollten „jetzt nicht zur sinnlosen Suche nach Plätzen für Pflichtpraktika gezwungen werden“, betonte AK-Präsidentin Renate Anderl.
Ministerium erteilt Absage
Dem erteilte das Bildungsministerium jedoch in einem Erlass prompt eine Absage: Schüler sollen grundsätzlich ihr Praktikum antreten, hieß es. Sollte das, beispielsweise im Fall einer Absage, nicht möglich sein, so müssen sie weitersuchen oder das Praktikum im nächsten Schuljahr nachholen. "Das ist jenseits der Realität, da dadurch nächstes Jahr ein massives Problem entstehen kann. Zusätzlich zu den Schülern, die jetzt kein Praktikum machen können, kommt dann der nächste Jahrgang an Schülern, die ein Pflichtpraktikum absolvieren müssen", kritisiert Christian Hofmann, Bundesjugendsekretär der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp). Er besucht das ganze Jahr über Wiener Schulen und hält Vorträge über Rechte und Pflichten während des Praktikums. Auch er habe bereits zahlreiche Anrufe von Schülern erhalten, deren Praktikum gecancelt worden ist, so Hofmann. "Ich hatte gerade eine Anruf von einer 18-jährigen Schülerin einer HAK, die ein Praktikum in einem Versicherungsbüro hätte machen sollen. Sie haben ihr jetzt abgesagt, weil sie in der aktuellen Situation nicht die Kapazitäten haben, um sich um sie zu kümmern."
Kampf um Praktika verschärft
Diese Jahr sei die Praktikumssuche in vielen Fällen aussichtslos. "Viele Betriebe haben noch gar nicht soweit geplant, vor allem die Kleineren schauen jetzt, dass es sie in ein paar Monaten noch gibt. Die verschwenden jetzt keine Gedanken daran, ob sie im Sommer Praktikanten aufnehmen, oder nicht." Es sei jedes Jahr immer wieder ein Kampf, Praktikumsplätze für alle Schüler zu finden. Das habe sich coronabedingt jetzt natürlich noch verschärft, so Hofmann.
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