Unwetter in Österreich
Lagebesprechung von Nehammer mit Experten

- Der starke Dauerregen lässt in Österreich aktuell die Gewässer bedrohlich ansteigen.
- Foto: Martina Schweller
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Der Dauerregen sowie Schneefälle in höheren Lagen haben seit Donnerstagnachmittag für erste Feuerwehreinsätze in Österreich gesorgt. Mehrere Straßen sowie Zugstrecken wurden gesperrt. Dabei ist noch lange kein Ende der sintflutartigen Niederschläge in Sicht. Meteorologen sagen voraus, dass bis Montag oder Dienstag vom Salzkammergut bis zum Wienerwald ununterbrochen regnen könnte. In einigen Regionen könnten es sogar 400 Liter pro Quadratmeter werden! Für weite Landesteile wurde die höchste Warnstufe ausgegeben. In Niederösterreich werden auch orkanartige Windböen erwartet. Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hat am Freitagabend im Bundeskanzleramt eine Lagebesprechung mit Expertinnen und Experten abgehalten.
ÖSTERREICH. Nehammer stand dabei in engem Austausch mit Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) und Verteidigungsministerin Klaudia Tanner (ÖVP). "Nahezu alle Bundesländer sind aktuell von heftigen Regenfällen und stellenweise auch Schneefall betroffen. Die kommenden Tage werden daher eine große Herausforderung für alle Einsatzkräfte. Feuerwehren, Zivilschutz, Polizei und Bundesheer sind in erhöhter Alarmbereitschaft, um überall dort Hilfe zu leisten, wo sie benötigt wird", ließ das Kanzleramt verlauten.
Nehammer hat seine für das Wochenende angesetzten Wahlkampftermine abgesagt. Am Samstagmittag wird der Bundeskanzler an einer Lagebesprechung des Staatlichen Krisen- und Katastrophenschutzmanagements (SKKM) mit den Landesleitzentralen im Innenministerium teilnehmen.
14 Personen sitzen auf Berliner Hütte im Zillertal fest
Die Schlechtwetterfront mit exorbitanten Regenfällen in weiten Teilen Österreichs hat im Gebirge zu einem plötzlichen Wintereinbruch mit starken Schneefällen geführt. Auf der Berliner Hütte in den Zillertaler Alpen in Tirol sitzen 14 Personen fest. Der offizielle Weg zu der auf 2.072 Meter gelegenen Hütte sei gesperrt, berichtete Nikolaus Eitelberger am Freitagabend der APA. Der 25-Jährige hatte seit Mitte Juli auf der Hütte gearbeitet.
Niederösterreich bereitet sich vor: Erste Evakuierungen
In Niederösterreich gehen die Prognosen von um die 300 Liter Niederschlag pro Quadratmeter und orkanartigen Windböen aus. Die Feuerwehr verzeichnete bereits mehrere Einsätze, Vorbereitungen waren weiter im Laufen. Wie Puls24 berichtet, ist der Kamp schon an mehreren Stellen über die Ufer getreten, zum Regen kommt hier noch abgelassenes Wasser aus den Stauseen dazu. Etwa in Hadersdorf am Kamp müssen einige Bewohner und Bewohnerinnen laut Puls24 ihre Schrebergärten bis 18 Uhr verlassen.
Wien rechnet mit Donau-Hochwasser
Aufgrund der starken Niederschläge in ganz Österreich wird Donau-Hochwasser voraussichtlich auch in Wien eintreffen. Das teilte die Stadt am Freitagnachmittag in einer Aussendung mit. itarbeiterinnen und Mitarbeiter des Hochwasserschutzes der Stadt Wien - Wiener Gewässer seien für alle Fälle gerüstet. Der Donauhochwasserschutz Wien sei dank Donauinsel und Neuer Donau auf große Wassermengen vorbereitet. Durch das Einfließen des Donauwassers in die Neue Donau wird aus wasserhygienischen Gründen ein Badeverbot für die Neue Donau ausgerufen. Das Badeverbot gilt mit sofortiger Wirkung.
ÖBB-Sperren weiten sich aus
Schon am Donnerstag erklärten die ÖBB, dass sie erste Zugstrecken angesichts der Extremwetterprognose präventiv sperren. Zudem sollte man von 13. bis inklusive 15. September mit Abweichungen und Verspätungen rechnen. Fahrgäste, die nicht dringlich verreisen müssen, sollten ihre Reisen am Wochenende verschieben. Man bittet die Reisenden außerdem darum, sich über die geplanten Verbindungen "unbedingt vor Fahrtantritt" in der ÖBB Fahrplanauskunft Scotty, der ÖBB App oder beim ÖBB Kund:innenservice unter 05–1717 zu informieren, hieß es vonseiten der Bundesbahnen. In der Nacht auf Freitag gab das Unternehmen schließlich die Sperre der Tauernstrecke bekannt.
Straßensperren und Schneekettenpflicht
Schnee und Regen sowie umgestürzte Bäume führten auch zu mehreren Straßensperren. Laut ÖAMTC waren teilweise Verbindungen auch wegen hängengebliebener Fahrzeuge blockiert. Schneekettenpflicht wurde vor allem in Kärnten, Salzburg, der Steiermark und Niederösterreich verhängt. Die Unwetterwarnung gilt nun auch für ganz Nordtirol. Aktuelle Sperren findest du hier: ÖAMTC-Verkehrsservice
Schnee auf bis zu 600 Meter
Die starken Niederschläge fallen in höheren Lagen in Form von Schnee zu Boden. Teilweise schneit es bis auf 600 Meter Seehöhe hinunter, wie die Unwetterzentrale (uwz) berichtet. Die abgesunkenen Schneefallgrenzen sind auch Grund, warum Hochwasser bisher ausgeblieben sind. Selbst im niederösterreichischen Mostviertel schneite es in der Nacht auf 600 Meter Seehöhe, wird berichtet.
Auch die Kärntner Berge sind bereits weiß überzogen. Die Schneefallgrenze ist dort auf bis zu 1.200 Meter abgesunken. Auf einigen Bergstraßen gibt es bereits Sperren und Schneekettenpflicht.
Höchste Warnstufe für Ostösterreich
Laut Meteorologen halten die sintflutartigen Niederschläge noch bis Montag, wenn nicht sogar Dienstag, an. Entlang der Nordalpen vom Tennengau bis zum Wienerwald seien in den nächsten Tagen mehr als 200 l/m² Regen zu erwarten, in den Staulagen sogar 300 l/m², berichte die uwz. Auch in weiten Teilen Niederösterreichs sowie in Wien kommen ergiebige Mengen zwischen 150 und 200 l/m² zusammen, entsprechend wurden bereits Warnungen der höchsten Stufe violett für die Regionen vom Gesäuse über das Mostviertel bis ins Weinviertel ausgegeben (mit einer Gültigkeit von Freitag bis Montag).
Bis zu 400 l/m² in Oberösterreich
Auch Oberösterreich ächzt im Dauerregen. Die neuesten Wettermodelle sagen nun noch mehr Regen voraus als bisher angenommen. Fast im ganzen Bundesland dürften mehr als 200 Liter Regen pro Quadratmeter fallen. In einigen Regionen des Salzkammerguts könnten es sogar 400 Liter pro Quadratmeter werden!
Wetterprognose: Entspannung im Süden
Die Geosphere Austria (früher: ZAMG) hat soeben ihre Prognose für den heutigen Freitag aktualisiert. Demnach regnet es "vor allem im Osten anhaltend kräftig und es kommen auch erhebliche Mengen zusammen. Etwas weniger regnet es im Westen. Im Süden klingt der Regen oft sogar ganz ab", sagen die Meteorologinnen und Meteorologen voraus.
"Die Schneefallgrenze sinkt generell auf 900 bis 1.300m, in den Staulagen und inneralpin kann sie stellenweise auch noch deutlich tiefer absinken und dann muss auch teils mit kräftigem Schneefall gerechnet werden. Der Wind weht in höheren Lagen lebhaft bis stürmisch aus West bis Nord, in tieferen Lagen bliebt es meist bei mäßigem Wind. Die Temperaturen ändern sich tagsüber wenig und liegen zwischen 5 und 11 Grad."
Wetterwarnung ausgeweitet
Bereits am Donnerstag gab die GeoSphere die höchste Wetter-Warnstufe für den Osten Österreichs aus. Am Freitag korrigierte der staatliche Wetterdienst die Warnung dann nach oben. Für Teile der Steiermark, Salzburgs und Oberösterreichs gilt nun auch Warnstufe "Rot" – abgesehen davon gilt für viele Landesteile die zweithöchste ("orange") Warnstufe.
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