Hitze und wenig Niederschlag
Herausforderungen für den Wasserverband Unteres Lafnitztal
Am Sonntag, dem 28. August, feiert der Wasserverband Unteres Lafnitztal mit einem großen Fest in Heiligenkreuz sein 50-jähriges Bestehen. Aus diesem Anlass erzählt Geschäftsführer Richard Vettermann wie sich der Grundwasserspiegel in den letzten Jahrzehnten verändert hat und wie man sich für einen Blackout rüstet?
REGIONALMEDIEN BURGENLAND: Wie hat sich der Grundwasserspiegel in den letzten 50 Jahren in der Region verändert?
RICHARD VETTERMANN: Bei der Betrachtung der Veränderungen des Grundwasserspiegels in den vergangenen 50 Jahren muss zwischen den Tiefengrundwässern und den oberflächennahen Grundwässern unterschieden werden. Das Grundwasser aus den tieferen Horizonten – man spricht da von Tiefen ab etwa 50 Meter bis zu 300 Meter – ist vor bis zu 25.000 Jahren entstanden. Die Entnahme dieser Grundwässer erfolgte daher sehr schonend und nachhaltig was sich auch dadurch erkennen lässt, dass sowohl die Grundwasserstände als auch die Ergiebigkeit dieser Brunnen seit ihrer Errichtung vor bis zu 50 Jahren gleichgeblieben sind.
Anders stellt sich die Situation bei den „jungen“ Grundwässern aus dem oberflächennahen Bereich dar. Die Wasserspiegellagen in diesen Brunnen sind sehr stark von Klima und Niederschlagsmengen beeinflusst und sinken die Niederschlagsmengen, so sinkt langfristig auch der Grundwasserspiegel – auch weil infolge des geringeren Niederschlags der Wasserbedarf steigt.
Die langjährige durchschnittliche Niederschlagsmenge lag im Südburgenland bei rund 800 mm im Jahr. In den vergangenen Jahren ging die Niederschlagsmenge stellenweise dramatisch um bis zu 30% zurück, so auch voriges Jahr, wo die Niederschlagsmenge deutlich unter 600 mm im Jahr lag und bis zum August des heurigen Jahres befinden wir uns auf diesem niedrigen Niveau des Vorjahres. In den sandig-lehmigen Böden in unserer Region bewirkte das ein Absinken des Grundwasserspiegels um rund einen Meter im Schnitt. Dort wo aber größere Schotterlagen vorherrschen, ist der Grundwasserspiegel um bis zum zehnfachen des Wertes abgesunken. Die Klimaveränderung bewirkte einen Anstieg der Durchschnittstemperaturen um mindestens 1,6 Grad Celsius in den vergangenen 15 Jahren im Südburgenland.
Wie wirken sich Hitzewellen auf den Wasserverbrauch aus?
Bei länger andauernden Hitzewellen steigt bei der Bevölkerung das Verlangen nach Abkühlung und die angenehmste Form der Abkühlung besteht durch das Wasser – entweder durch oftmaliges Duschen am Tag oder durch Abkühlung in Pools oder Schwimmbädern. Dadurch steigt naturgemäß der Wasserverbrauch.
Nicht zu unterschätzen sind aber die steigende Anzahl von Bewässerungsanlagen. Inzwischen bewässern nicht nur unzählige Vereine ihre Sportanlagen und in unserer Region auch eine erhebliche Anzahl an landwirtschaftlichen Betrieben ihre Anbaugebiete, sondern auch immer mehr Private wünschen sich auch im Sommer bei Hitzeperioden einen immergrünen Rasen. Abgesehen davon, dass Rasenflächen im Sommer nicht unbedingt bewässert werden müssen, so wären wenigsten die Bewässerungszeiten zu reduzieren und in die Nachtstunden zu verlegen, da tagsüber die Verdunstungsrate bis zu 50% beträgt und so nur eine Befeuchtung der Atmosphäre erfolgt. Die Schlussfolgerung ist daher darin, weniger und intelligenter bewässern!
Was können wir Endverbraucher tun, um die Wasserversorgung auch in Zukunft zu gewährleisten?
Sicher besteht eine Möglichkeit beim Gedanken des Wassersparens darin, Regenwasserauffangtonnen aufzustellen. Bleibt aber der Niederschlag aus, so wird sich in den Auffangtonnen auch kein Regenwasser sammeln können. Sinnvoll ist es auch, zu Hause Spararmaturen anzubringen, sowie modernere Spülkästen, die auch die Möglichkeiten bieten nur wenig Wasser die Toilette hinunterspülen zu müssen. Jeder Österreicher verbraucht durchschnittlich rund 120 bis 130 Liter Trinkwasser pro Tag. Davon entfallen im Durchschnitt ca. 25-30% auf WC-Spülungen.
Aber auch tropfende Wasserhähne verschwenden kostbares Trinkwasser und zwar bis zu 5.000 Liter im Jahr, was sich sinnvoller für andere Zwecke nutzen ließ. Nicht sinnvoll sind auch die immer beliebter werdenden Sprühnebenanlagen, die zusätzlich zur Wasserverschwendung auch hygienische Nachteile mit sich bringen können. Und es gilt vor allem sämtliche Formen von Wasserverlusten zu vermeiden – auch bei Rohrleitungen in der Erde. Kleine Löcher on den Leitungen von nur 1 mm Größe bringen im Jahr Wasserverluste von über 500.000 Liter Trinkwasser mit sich.
Was sind derzeit die größten Herausforderungen für den Wasserverband?
Die größten Herausforderungen der heutigen Zeit besteht für den Wasserverband Unteres Lafnitztal in der langfristigen Absicherung der Wasserbereitstellung für die Mitgliedsgemeinden und deren Abnehmer und in der Sicherung der Wasserqualität. Gegenüber de Bevölkerung sind die Mitgliedsgemeinden oder die Wassergenossenschaften in den Mitgliedsgemeinden Wasserversorger und als solche verantwortlich für die Wasserlieferung an die Abnehmer und für die Wasserqualität in ihren Leitungen im Ort. Es genügt nämlich nicht, das Wasser einfach durch die Leitungen rinnen zu lassen, sondern die Anlagen sind auch regelmäßig fachgerecht durch geschultes Personal zu warten und instand zu halten.
Der Wasserverband ist für die Wasserbereitstellung an den Übergabestellen zuständig. Daher erfolgt neben der laufenden Wartung und Instandhaltung der Brunnen, der Wasserwerke und der Wasserspeicher auch der Ausbau der Wasserversorgung. Der Wasserverband wird in den kommenden Jahren viel Geld für die Errichtung eines neuen Wasserwerks und den Anschluss neuer Brunnen investieren, damit das Trinkwasser auch für Jahrzehnte gesichert wird. Für diese Absicherung sind aber auch entsprechende Schutzgebiete um die Brunnen auszuweisen und die laufende energetische Anpassung vorzunehmen, um in Zeiten galoppierender Stromkosten vorzusorgen.
Welche Unternehmungen werden getan, um einen möglichen Blackout vorzubeugen?
Der Wasserverband rüstet sich für den möglichen Fall eines Blackouts der Stromversorgung. Einerseits wurden bei beiden Wasserwerken Photovoltaikanlagen zur Eigenstromerzeugung errichtet, andererseits werden Aggregate in ausreichender Anzahl angeschafft, damit die wichtigsten Anlagenteile auch bei Stromausfall weiter betrieben werden können. Die vorhandenen Wasserspeicher reichen aus, dass die Wasserversorgung für einige Tage vollkommen normal weiter betrieben werden können und die Abnehmer ausreichend Trinkwasser erhalten.
Sollte der Blackout mehrere Tage oder sogar Wochen dauern, so wurde vom Wasserverband ein für Burgenland beispielhafter Notfallplan entwickelt, wie die Wasserversorgung weiterhin betrieben werden kann. Im Falle eines Blackouts gibt es kein Handynetz mehr und auch keine Treibstoffbeschaffung an Tankstellen. Der Notfallplan des Wasserverbandes Unteres Lafnitztal beinhaltet daher auch die Kommunikation der Mitarbeiter bei Ausfall des Mobilfunks, bis hin zu Notschlafstellen im Wasserwerk. Die modernst ausgestatteten Notstromaggregate erkennen nach wenigen Sekunden den Ausfall der öffentlichen Stromversorgung und werden mit eigens gelagertem Treibstoff betankt. Der Wasserverband Unteres Lafnitztal ist für den Blackout-Fall gerüstet.
Was erwartet die Besucher bei der 50-Jahr-Feier am Sonntag?
Jeder kann das moderne neue Wasserwerk besichtigen und es werden laufend Führungen durch die Aufbereitungsanlage angeboten, um die Wasseraufbereitung der Bevölkerung zu erklären. Außerdem wurde ein Film über den Wasserverband gedreht, in dem die Wasserversorgungsanlagen ebenso gezeigt werden, wie die laufenden Tätigkeiten der Reparaturen und Instandhaltung, aber auch die Entwicklung des Verbandes in den vergangenen 50 Jahren. Dieser Film wird anlässlich der 50-Jahr-Feier präsentiert.
Der Wasserverband nimmt aber seine Aufgaben auch im Zusammenhang mit modernen Kommunikationsformen wahr und es wurde neben der Möglichkeit der online-Abfrage des Leitungsbestandes durch die Mitgliedsgemeinden auch mit einer Kommunikationsplattform gestartet, welche ebenfalls auf dem Mobiltelefon anwendbar ist. Mit dieser Kommunikationsplattform können Gemeinden, ebenso wie Feuerwehren oder Einsatzorganisationen bis hin zu Privatpersonen mit dem Verband kommunizieren, was anlässlich der 50-Jahr-Feier ebenfalls kurz vorgestellt wird.
Der Festakt selbst wird sehr komprimiert stattfinden und findet seinen Abschluss in der Segnung des Gebäudes und der anschließenden Landeshymne. Natürlich steht allen Besuchern ausreichend Essen und Getränke kostenlos zur Verfügung. Der Wasserverband freut sich über jeden einzelnen Gast an diesem Sonntag.
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