Lafnitz, Zickenbach, Lahnbach
Schlägerungen an Bächen im Südburgenland sorgen für Empörung

Große Abschnitte des Zickenbachufers - hier zwischen Krottendorf und Güssing - sind nun kahlgeschlagen. | Foto: Martin Wurglits
35Bilder
  • Große Abschnitte des Zickenbachufers - hier zwischen Krottendorf und Güssing - sind nun kahlgeschlagen.
  • Foto: Martin Wurglits
  • hochgeladen von Martin Wurglits

Es dürfte um 1890 gewesen, als an der heutigen Lafnitz-Flutmulde in Heiligenkreuz die zwei Maulbeerbäume gesetzt wurden. Sie überstanden zwei Weltkriege, und sie wurden sowohl bei der Planung der Wirtschaftszone als auch beim Bau der S7 ausgespart. Ein Sitzbankerl unter den Baumkronen zeigt, wie gern der Platz von Spaziergängern aufgesucht wird.

Foto: Bernhard Takacs

"Unverhältnismäßig und unerklärlich"

Jetzt sind die beiden mächtigen Bäume Geschichte. Vor zwei Wochen wurden sie gefällt. Einen von vielen, den das besonders empört, ist der Tierarzt und Naturschützer Bernhard Takacs. "Die Zerstörung zweier kulturträchtiger und ökologisch höchst wertvoller Bäume, ist unverhältnismäßig und unerklärlich", kritisiert er. Die landschaftsprägenden Bäume seien Aufenthaltsort für nachtaktive Tiere wie Eulen, Siebenschläfer und andere Höhlenbrüter gewesen und wurden von Fledermäusen bewohnt. Beispiele anderer Maulbeerbäume in der Region würden zeigen, dass eine gezielte Pflege alter Bäume sehr wohl möglich sei.

Das Bankerlsitzen unter den alten, landschaftsprägenden Maulbeerbäumen von Heiligenkreuz ist Geschichte. Sie wurden umgeschnitten.
  • Das Bankerlsitzen unter den alten, landschaftsprägenden Maulbeerbäumen von Heiligenkreuz ist Geschichte. Sie wurden umgeschnitten.
  • hochgeladen von Martin Wurglits

"Gefahr im Verzug"

Das Wasserbauamt der Landesbaudirektion, die die Bäume in Heiligenkreuz fällen ließ, sah hingegen "Gefahr im Verzug". Bei einer Kontrolle der Bäume seien Totholz, Höhlungen, Morschungen und Pilzbefall festgestellt worden. "Für den Rastplatz und den nahe gelegenen Radweg war die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben", erklärt Abteilungsleiter Markus Tuma. Bei der Besichtigung und Fällung seien keine Tiere gesichtet worden.

Stämme der gefällten Maulbeerbäume von Heiligenkreuz. | Foto: Landesbaudirektion
  • Stämme der gefällten Maulbeerbäume von Heiligenkreuz.
  • Foto: Landesbaudirektion
  • hochgeladen von Martin Wurglits

Baum- und strauchlose Ufer

Die Motorsägen der Landesbaudirektion waren im Winter auch an anderen Flüssen und Bächen sehr aktiv. Besonders betroffen waren die Ufer des Zickenbachs bei Kukmirn, Krottendorf, Steingraben und Güssing. Leser berichteten uns von Bachabschnitten, die nun weitgehend baum- und strauchlos sind.

Foto: Martin Wurglits

126 Baumstümpfe auf 1,3 Kilometern

Wieviele Bäume am Zickenbach gefällt wurden, konnte nicht einmal die Baudirektion beziffern. Bei einem Bezirksblätter-Lokalaugenschein zwischen Krottendorf und Güssing zeigten sich auf einer Länge von 1,3 Kilometer 126 frische Baumstümpfe.

Gründe für die Fällungen seien die Überalterung der Pappeln und Eschen, massiver Mistelbefall und Totholz gewesen, argumentiert Abteilungsleiter Tuma. Angesichts des Spazierwegs neben dem Zickenbach habe der Baumkontrolleur die Situation als nicht mehr verkehrssicher beurteilt.

Foto: Martin Wurglits

Abgebaggert und abgeholzt

Andere Gründe haben die Schlägerungen am Lahnbach in Rudersdorf auf rund 1,5 Kilometer Länge. Hier haben sich durch Hochwässer der letzten Jahrzehnte Sedimente abgelagert. Laut Tuma waren sie an manchen Stellen bis zu 1,5 Meter hoch. Da die Erdablagerungen abgebaggert wurden, sei auch das Fällen der Bäume notwendig gewesen.

Foto: Peter Sattler

Laut Baudirektion wird die Fläche in der Folge begrünt, Weiden sollen austreiben. Am Zickenbach in Krottendorf seien Nachpflanzungen und Naturaustrieb vorgesehen. Für die Maulbeerbäume in Heiligenkreuz würden Ende März Nachpflanzungen vorgenommen.

Foto: Peter Sattler

Kritik der Ökologin

Der "Kahlschlag an Böschungen, Gräben und Gewässern" macht die Landschaftsökologin Brigitte Gerger aus Burgauberg regelrecht wütend. "Die letzten Strukturen unserer ausgeräumten Kulturlandschaft werden gekappt. Bäume und Gebüsche sind die Verbindungselemente in unserer Landschaft, Heimat von Insekten, Kleinsäugern, Vögeln und Fledermäusen, Inselbiotope und Überwinterungsquartiere. Einzelgehölze seien im Naturschutzgesetz nicht verankert, also nicht geschützt, habe ich in meinen Telefonaten erfahren. Die Richtlinien für die Pflege von Ufergehölzen und ökologische Kriterien werden vom Tisch gewischt."

Push-Nachrichten auf dein Handy
MeinBezirk auf Facebook verfolgen
MeinBezirk als ePaper durchblättern
Newsletter deines Bezirks abonnieren

3 Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Anzeige
Statt in Grün nun in Schwarz: Die Feuerwehr Mühlgraben wurde heuer mit neuer Einsatzkleidung ausgestattet. | Foto: Feuerwehr Mühlgraben
14

Fußball, Tennis, Feuerwehr
Vereine sind die Stützen der Gemeinde Mühlgraben

2025 wird in der Gemeinde Mühlgraben das 100-jährige Bestandsjubiläum der Freiwilligen Feuerwehr nachgeholt. Die Ortsfeuerwehr gehört gemeinsam mit Fußball- und Tennisverein zu den gesellschaftlichen Stützen der Gemeinde. Zudem erstrahlt nach einer Fassadensanierung die "Lernwelt" Mühlgraben wieder in einem neuen Glanz.  Nachdem das Fest "100 Jahre Feuerwehr" wegen des plötzlichen Ablebens von Amtfrau Martina Prem heuer abgesagt werden musste, steht mit dem 1. Juni 2025 ein Ersatztermin fest....

  • Bgld
  • Jennersdorf
  • Elisabeth Kloiber

Neu auf MeinBezirk.at
Sudoku - gratis und so oft du willst, spiele jetzt!

Jetzt kannst du Sudoku auf MeinBezirk.at spielen - gratis und unbegrenzt. So spielst du Sudoku: Wähle deinen gewünschten Schwierigkeitsgrad: leicht, mittel, schwer. Klicke ins gewünschte Feld, setze eine Zahl von 1 bis 9 ein - und fülle alle leeren Felder. Ziel des Rätsels: In jeder Zeile (waagrecht), Spalte (senkrecht) und jedem Block (3 mal 3 Zellen) soll jede Ziffer genau nur einmal vorkommen.

Nutze die Kraft des Mondes für Gartenarbeit, Ernährung und Mondrituale, um im Einklang mit der Natur zu leben. | Foto: RegionalMedien Burgenland
1 3

Gesundheit, Haushalt, Garten
Dein Mondkalender für den November 2024

Pflanzen gießen, Haare schneiden, fasten: Der MeinBezirk-Mondkalender verrät dir, wann der beste Zeitpunkt dafür ist. Ein Mondzyklus dauert ca. 28 Tage. Dabei durchläuft er verschiedene Phasen, die unterschiedliche Qualitäten haben. Nach alter Überlieferung sollte man bestimmte Arbeiten also stets zur richtigen Zeit erledigen. Vom Einpflanzen der Tomaten 🍅 bis hin zum Haare schneiden 💇 – die Mondphase kann darüber entscheiden, ob die roten Früchtchen zur Attraktion in der Nachbarschaft und dein...

Benzin- & Dieselpreise
Die billigsten Tankstellen im Burgenland

Hier erfährst du täglich, wo im Burgenland die billigsten Tankstellen zu finden sind, wie man günstig tankt, und wie man Sprit sparen kann - immer AKTUELL. BURGENLAND. In ganz Österreich ist es immer am günstigsten, am Vormittag zu tanken. Denn Tankstellen dürfen nur einmal täglich um 12 Uhr die Spritpreise erhöhen. Preissenkungen sind jedoch jederzeit in unbegrenzter Anzahl und Ausmaß möglich. Wir aktualisieren die Liste der günstigsten Tankstellen im Burgenland täglich mit den aktuell...

Foto: VOR/Josef Bollwein Flashface

VORward
Wer ist Euer Öffi-Star?

Zur 40-jährigen Bestandsfeier würdigt der Verkehrsverbund Ost-Region mit dem Öffi-Preis VORward die Leistungen seiner Partner. Jetzt seid Ihr dran! Wer ist Euer beliebtester Öffi-Lenker? Seit 40 Jahren bringt der Verkehrsverbund Ost-Region (VOR) seine Fahrgäste sicher und umweltfreundlich ans Ziel. Zu diesem Jubiläum feiert der Verkehrsverbund auch jene Menschen, die den Öffentlichen Verkehr in der Ostregion erst möglich machen: Die Mitarbeiter*innen des VOR und seiner Partner. Der Öffi-Preis...

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.