Lafnitz, Zickenbach, Lahnbach
Schlägerungen an Bächen im Südburgenland sorgen für Empörung
Es dürfte um 1890 gewesen, als an der heutigen Lafnitz-Flutmulde in Heiligenkreuz die zwei Maulbeerbäume gesetzt wurden. Sie überstanden zwei Weltkriege, und sie wurden sowohl bei der Planung der Wirtschaftszone als auch beim Bau der S7 ausgespart. Ein Sitzbankerl unter den Baumkronen zeigt, wie gern der Platz von Spaziergängern aufgesucht wird.
"Unverhältnismäßig und unerklärlich"
Jetzt sind die beiden mächtigen Bäume Geschichte. Vor zwei Wochen wurden sie gefällt. Einen von vielen, den das besonders empört, ist der Tierarzt und Naturschützer Bernhard Takacs. "Die Zerstörung zweier kulturträchtiger und ökologisch höchst wertvoller Bäume, ist unverhältnismäßig und unerklärlich", kritisiert er. Die landschaftsprägenden Bäume seien Aufenthaltsort für nachtaktive Tiere wie Eulen, Siebenschläfer und andere Höhlenbrüter gewesen und wurden von Fledermäusen bewohnt. Beispiele anderer Maulbeerbäume in der Region würden zeigen, dass eine gezielte Pflege alter Bäume sehr wohl möglich sei.
"Gefahr im Verzug"
Das Wasserbauamt der Landesbaudirektion, die die Bäume in Heiligenkreuz fällen ließ, sah hingegen "Gefahr im Verzug". Bei einer Kontrolle der Bäume seien Totholz, Höhlungen, Morschungen und Pilzbefall festgestellt worden. "Für den Rastplatz und den nahe gelegenen Radweg war die Verkehrssicherheit nicht mehr gegeben", erklärt Abteilungsleiter Markus Tuma. Bei der Besichtigung und Fällung seien keine Tiere gesichtet worden.
Baum- und strauchlose Ufer
Die Motorsägen der Landesbaudirektion waren im Winter auch an anderen Flüssen und Bächen sehr aktiv. Besonders betroffen waren die Ufer des Zickenbachs bei Kukmirn, Krottendorf, Steingraben und Güssing. Leser berichteten uns von Bachabschnitten, die nun weitgehend baum- und strauchlos sind.
126 Baumstümpfe auf 1,3 Kilometern
Wieviele Bäume am Zickenbach gefällt wurden, konnte nicht einmal die Baudirektion beziffern. Bei einem Bezirksblätter-Lokalaugenschein zwischen Krottendorf und Güssing zeigten sich auf einer Länge von 1,3 Kilometer 126 frische Baumstümpfe.
Gründe für die Fällungen seien die Überalterung der Pappeln und Eschen, massiver Mistelbefall und Totholz gewesen, argumentiert Abteilungsleiter Tuma. Angesichts des Spazierwegs neben dem Zickenbach habe der Baumkontrolleur die Situation als nicht mehr verkehrssicher beurteilt.
Abgebaggert und abgeholzt
Andere Gründe haben die Schlägerungen am Lahnbach in Rudersdorf auf rund 1,5 Kilometer Länge. Hier haben sich durch Hochwässer der letzten Jahrzehnte Sedimente abgelagert. Laut Tuma waren sie an manchen Stellen bis zu 1,5 Meter hoch. Da die Erdablagerungen abgebaggert wurden, sei auch das Fällen der Bäume notwendig gewesen.
Laut Baudirektion wird die Fläche in der Folge begrünt, Weiden sollen austreiben. Am Zickenbach in Krottendorf seien Nachpflanzungen und Naturaustrieb vorgesehen. Für die Maulbeerbäume in Heiligenkreuz würden Ende März Nachpflanzungen vorgenommen.
Kritik der Ökologin
Der "Kahlschlag an Böschungen, Gräben und Gewässern" macht die Landschaftsökologin Brigitte Gerger aus Burgauberg regelrecht wütend. "Die letzten Strukturen unserer ausgeräumten Kulturlandschaft werden gekappt. Bäume und Gebüsche sind die Verbindungselemente in unserer Landschaft, Heimat von Insekten, Kleinsäugern, Vögeln und Fledermäusen, Inselbiotope und Überwinterungsquartiere. Einzelgehölze seien im Naturschutzgesetz nicht verankert, also nicht geschützt, habe ich in meinen Telefonaten erfahren. Die Richtlinien für die Pflege von Ufergehölzen und ökologische Kriterien werden vom Tisch gewischt."
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