Abgeschossenes Flugzeug
Bomber-Reliktsuche in Deutsch Kaltenbrunn nach 79 Jahren

- Im unwegsamen Gelände suchen Josef Posch (rechts) und Kollegen nach Überresten des im November 1943 abgestürzten US-Kriegsflugzeugs.
- Foto: Elias Spitzer
- hochgeladen von Martin Wurglits
Es ist der 2. November 1943. Zweiter Weltkrieg. Von Wiener Neustadt aus ist um die Mittagszeit ein Bomber der 12. US-Luftflotte in Richtung Tunesien unterwegs, als er nach Beschuss durch ein deutsches Jagdflugzeug in den Deutsch Kaltenbrunner Bergen abstürzt. Neun Soldaten der zehnköpfigen Flugzeugbesatzung kommen ums Leben, ein einziger überlebt.
Trümmer im Erdreich
79 Jahre später ist dieses Kapitel österreichischer Kriegsgeschichte noch immer nicht fertiggeschrieben. Denn viele Teile des abgestürzten Flugzeugs liegen auch heute noch im Deutsch Kaltenbrunner Erdreich verborgen.
Auf der Suche
Sie zu finden, hat sich ein Team von Hobbyhistorikern rund um den Jennersdorfer Entminungsspezialisten Josef Posch zur Aufgabe gemacht. "Wir waren in diesem Winter mit Metallsonden in dem Waldstück und haben zahlreiche Relikte gefunden", erzählt er.
Zahlreiche Fundstücke
Einige Teile konnte er bereits identifizieren und zuordnen: ein Alublechstück mit eingestanzter Nummer, das zum Ladeluftkühler eines der vier Motoren gehörte; den Teil eines Fensterrahmens der Kanzel mit einem Teil eines Plexiglasstückes: Hülsen der Bordbewaffnung vom Kaliber 12,7 mm; fünf Aufhängevorrichtungen für Bomben, außerdem Kleinteile wie Zahnräder, Gestänge oder Rohrstücke. "So ein Flugzeug bestand aus rund 450.000 Einzelteilen, von der kleinen Niete bis zur Bombe", weiß Posch.
Die Suche kann noch lange dauern. Rund 250 mal 100 Meter dürfte die Fläche in dem schwer zugänglichen, steilen Waldstück groß sein, auf dem sich seinerzeit die Teile des Flugzeugs des Typs Consolidated B-24 D "Liberator" nach dem Aufprall verteilten. "Wir glauben, dass auch die vier, rund drei Meter langen Motoren noch in der Erde drin sind", sagt Posch.
Neun Todesopfer
Der Fund menschlicher Überreste ist dabei nicht zu erwarten. Die neun Todesopfer wurden damals nach dem Absturz geborgen und von englischen Kriegsgefangenen auf dem Friedhof in Deutsch Kaltenbrunn in einem Gemeinschaftsgrab beigesetzt. Nach dem Krieg wurden sie exhumiert und und "entweder auf einem amerikanischen Soldatenfriedhof in Belgien beigesetzt oder in die USA überführt", meint Posch. Überlebt hat nur der Navigator, ein Second Lieutenant namens Marcus Dekle.
Fundstücke
Im nächsten Winter wollen Posch und seine Kollegen die Suche im Wald fortsetzen. "Wir überlegen, Fundstücke in Deutsch Kaltenbrunn und in Jennersdorf zusammen mit der entsprechenden Information auszustellen", sagt Posch.
Der Bomber dürfte seinerzeit übrigens schon vor dem endgültigen Abschuss bei Fürstenfeld von der Fliegerabwehr im Raum Wiener Neustadt beschädigt worden sein. "Laut Unterlagen der US Air Force gaben Augenzeugen, sprich Besatzungsmitglieder anderer Bomber an, dass die Maschine beim Abflug bereits ein großes Loch im Bereich des Hecks hatte", erzählt Posch.





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