Vortrag
Messner über seinen Schicksalsberg – Nanga Parbat
Schlüsselberg, Sehnsuchtsberg, Schicksalsberg – Viele Namen gab man ihm, dem Nanga Parbat. Am 4. Oktober 2023, nach langer Pause, gastierte der weltbekannte Abenteurer und Bergsteiger Reinhold Messner im Congress Innsbruck und erläuterte in einem spannenden Vortrag die Historie und seine persönliche Geschichte zu diesem sagenumwobenen Berg.
INNSBRUCK. Es hätte keinen besseren Ort und kein passenderes Jahr geben können, um diesen Vortrag zu halten, so Messner zu Beginn des Vortrags. Jährt sich doch dieses Jahr zum 70. Mal die Erstbesteigung des Nanga Parbat durch den den Innsbruck Alpinistin Hermann Buhl. Ihm Voraus gingen viele Versuche und Expeditionen, die vielfach in tragischen Toden endeten, wie Messner in der Historie des Berges erzählte. So wurde der Nanga Parbat immer mehr vom Sehnsuchtsberg zum Schicksalsberg.
Messners eigenes Schicksal am Nanga Parbat
Schon bald kam Messner auf seine eigene Geschichte zum Nanga Parbat zu sprechen. In einer Expedition machte er sich 1970 mit seinem Bruder Günther als Partner auf zum Gipfel. Geplant war Messners Aufstieg im Alleingang mit einer wartenden Gruppe, bei der sein Bruder Günther dabei war, als Absicherung. Jedoch verhedderte sich das Seil, dass für seine Rückkehr gelegt werden sollte, so dass Günther seinem Bruder einfach folgte. Gemeinsam erreichten sie tatsächlich den Gipfel des Nanga Parbat.
Voller Euphorie stiegen sie ab, merkten aber recht bald, dass die Kräfte zum Abstieg über die Aufstiegsroute nicht mehr reichten. Es folgte eine Abstiegs-Odyssee über eine unbekannte Route, bei der beide unter völliger Erschöpfung und Halluzinationen litten.
Reinhold Messner ging stets ein Stück voraus, um dem Bruder einen sicheren Weg zu ermöglichen. Wartend wurde Günther Messner höchstwahrscheinlich von einer Lawine erfasst und verschüttet.
Reinhold Messner schleppte sich den Berg hinab ins Tal. Mit dem Gewissen, dass der Bruder tot ist, völlig erschöpft, mehr tot als lebendig, traf er nach Tagen auf Bauern, die ihm mit ihrer Hilfe das Leben retteten.
Die Rückkehr an den Schicksalsberg
Acht Jahre später kehrte Messner noch einmal an seinen „Schicksalsberg“ zurück. Ihm gelang der erste Alleingang an einem Achttausender - von der Basis bis zum Gipfel.
2005 kehrte Messner abermals zum Schicksalsberg zurück, da die sterblichen Überreste eines Bergsteigers auf der Diamirseite des Berges gefunden wurden. Reinhold Messner erkannte einen Schuh und die Jacke seines Bruders Günther Messner wieder. Am 8. September 2005 wurden die Überreste am Fuße des Nanga Parbat auf einem Scheiterhaufen verbrannt.
All dies erzählte Messner in einem emotional und spannenden Ablauf, was den vollbesetzten Congress in Bann hielt.
"Ich bin ein gebückter Mann, aber kein gebrochener Mann",
schließt Messner den Vortrag, und macht klar, dass die Erfahrungen am Nanga Parbat sein Leben verändert haben. Der Schicksalsberg wurde zum Schlüsselberg.
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