Reparatur von Holzinstrumenten
„Mein Job besteht zu 90 Prozent aus Fummelei“

 Andreas Stolz und Christina Stolz in der Werkstatt in der Fischnalerstraße in Innsbruck. Sie reparieren Holzblasinstrumente.
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  • Andreas Stolz und Christina Stolz in der Werkstatt in der Fischnalerstraße in Innsbruck. Sie reparieren Holzblasinstrumente.
  • hochgeladen von Agnes Czingulszki (acz)

In der ehemaligen Poststation in der Fischnalerstraße werden seit 5,5 Jahren Holzblasinstrumente repariert. Die Firma selbst wurde von Andreas Stolz vor elf Jahren gegründet.

INNSBRUCK. Er sitzt an einem großen Tisch voller Werkzeuge mit seiner Tochter Christina und seinem Mitarbeiter Christian – zusammen bringen sie u.a. Klarinetten, Saxophone, Oboen oder Fagotten wieder zum klingen. Er ist einer der wenig übriggebliebenen Fachexperten, die sich in Tirol mit so etwas auskennen. Seine Kunden kommen daher auch aus einem Radius zwischen Wien, Zürich, Mailand und Hamburg.

Einer der wenigen übrig gebliebenen Fachleute

Am Tag des STADTBLATT-Besuches ist es ungewöhnlich ruhig. Das Telefon, das üblicherweise fast ununterbrochen klingelt, ertönt in diesen 1,5 Stunden nur einmal. Es ist der Tag nach den strikten Corona-Maßnahmen. Angst, dass er weniger Arbeit haben wird, bereitet ihn diese Situation nicht. Auch, wenn viele seiner Kunden aus Südtirol kommen. Schließlich gibt es Paketdienste und er ist bis Ostern mit Arbeit ohnehin schon eingedeckt. Im hinteren Trakt seiner Werkstatt stehen die Maschinen. Drehbanken verschiedenster Art, mit der er das Holz maschinell abschleifen kann. An diesem Tag warten 25 Instrumente auf die Reparatur.

Die Klappen eines „ausgehöhlten“ Saxophones liegen vor ihm, er tauscht das Gummi, in der Mitte des Tisches der nackte Saxophonkörper“. Obwohl es dank großen Fenstern viel Tageslicht gibt, brennen auch noch große Deckenleuchten in der Werkstatt. „Mischlicht ist für die Arbeit besser“, erklärt Stolz, „sonst ist es sehr anstrengend für die Augen.“ Die meiste Zeit ist es eine „Fummelei“, wie er die feinen Reparaturgriffe bezeichnet. Winzige Schrauben, dünne, lange Schraubenzieher, jede Menge Klappen, die auf einen Schliff oder eine Sanierung warten.

Vom Zufall zum Beruf

Den Beruf hat er übrigens einem Zufall zu verdanken. Als er als Jugendlicher vom Musikunterricht nach Hause fuhr, fiel seine Trompete vom Fahrrad und war kaputt. Ein Instrumentenbauer rettete sie. Seine Arbeit faszinierte ihn so sehr, dass er entschied selbst Instrumentenbauer zu werden. Erst war er als Blechblasinstrumentenerzeuger bei Rudolf Tutz beschäftigt, später häuften sich die Aufträge für Holzblasinstrumente und er sattelte um. Heute hängt der Meisterbrief in seiner eigenen Werkstatt, die er seit elf Jahren führt. Der Großteil seiner Kunden kommen dank der vielen Musikkapellen aus der näheren Umgebung: „In Österreich ist dank der Vereine viel los.“

Neben den üblichen Reparaturarbeiten, gibt es auch Kunden mit besonderen Wünschen. Vergoldete Klappen, verlängerte Größen sind ebenso machbar, wie eine spezielle Anpassung bei fehlenden Fingern. „Letzteres ist aber im Laufe der Jahre – dank der erhöhten Arbeitssicherheit – viel weniger geworden“, wie Stolz weiß. Eine Krise, wie sie der Corona-Virus nun in etlichen Bereichen des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens auslöst, fürchtet Stolz nicht. Schließlich war es zur Zeit der Weltfinanzkrise 2008 eher umgekehrt. „Die Menschen sind nicht weggefahren, sind nicht Essen gegangen, dafür haben sie ihre Instrumente aus dem Keller geholt und wieder musiziert“. Ob der Corona-Virus mehr musizierende Menschen bringt, wird sich aber erst noch zeigen.

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