Med Uni Innsbruck
Innsbrucker klärt Identität des "Schinderhannes" auf

- Walther Parson, Leiter des Forschungsbereichs Forensic Genomics am Institut für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck.
- Foto: Foto: MUI/D. Bullock
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Nach über 220 Jahren wurde das Rätsel um den berüchtigten Räuber „Schinderhannes“ gelöst. Dank modernster forensischer und genetischer Untersuchungen konnte sein Skelett eindeutig identifiziert und eine jahrhundertealte Verwechslung in der Heidelberger Universitätssammlung aufgeklärt werden. Ein internationales Forschungsteam mit Innsbrucker Beteiligung nutzte eine neuartige DNA-Analyse, um den legendären Räuber zweifelsfrei zu bestimmen.
INNSBRUCK. Eine jahrhundertealte Verwechslung wurde endlich aufgeklärt: Ein internationales Forschungsteam hat das Skelett des legendären Räuberhauptmanns Johannes Bückler, besser bekannt als "Schinderhannes", zweifelsfrei identifiziert. Die bahnbrechende Untersuchung, an der die Medizinische Universität Innsbruck beteiligt war, klärt nicht nur einen historischen Irrtum auf, sondern setzt auch neue Maßstäbe in der forensischen Wissenschaft.
Wissenschaftler lüften 220 Jahre altes Rätsel
Eine interdisziplinäre Analyse aus historischen, anthropologischen, radiologischen, isotopischen, genealogischen und genetischen Methoden brachte die Wahrheit ans Licht: Das seit über zwei Jahrhunderten als das Skelett des Räubers "Schwarzer Jonas" geführte Exponat in der Universität Heidelberg gehört tatsächlich "Schinderhannes". Ein Verwechslungsfehler aus dem frühen 19. Jahrhundert führte dazu, dass das echte Skelett von "Schwarzer Jonas" im Laufe der Zeit verloren ging.

- Das Porträt zeigt den „Schinderhannes“. Gemalt wurde es 1803 vom kurpfälzischen Maler und Grafiker Karl Matthias Ernst. Genetische Analysen ermöglichten nun auch die Bestimmung seiner tatsächlichen Augen-, Haar- und Hautfarbe. Die Daten deuten darauf hin, dass er braune Augen, dunkle Haare und einen eher blassen Hautton hatte.
- Foto: Stadtarchiv Mainz BPSP/3894 C
- hochgeladen von Lucia Königer
Die Wissenschaftler haben nun bestätigt: Die Knochen, die sich noch immer im Besitz der Universität Heidelberg befinden, gehören zweifelsfrei zu "Schinderhannes".
"Ein 220 Jahre alter Irrtum konnte endlich aufgeklärt werden",
erklärt Walther Parson, Leiter des Forschungsbereichs Forensic Genomics an der Medizinischen Universität Innsbruck und Erstautor der Studie.
Forensische DNA-Analyse liefert eindeutigen Beweis
Die Forscher setzten eine hochmoderne molekulargenetische Methode ein, die selbst über fünf Generationen hinweg Verwandtschaftsverhältnisse nachweisen kann. Eine Herausforderung war die historische Präparation der Knochen: Um die Skelette der Räuber für Ausstellungszwecke haltbar zu machen, wurden sie mittels sogenannter Mazeration behandelt – ein Prozess, der normalerweise DNA zerstört. Dank innovativer forensischer Technologien konnte dennoch eine eindeutige Zuordnung erfolgen.

- Die Wissenschaftler verglichen die DNA des Skeletts mit der mitochondrialen DNA eines heute lebenden Nachfahren von "Schinderhannes".
- Foto: pixabay/ byrev byrev Symbolbild
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Die Wissenschaftler verglichen die DNA des Skeletts mit der mitochondrialen DNA eines heute lebenden Nachfahren von "Schinderhannes". Zusätzlich analysierten sie fast 5.000 Kern-DNA-Marker, um den Verwandtschaftsnachweis statistisch abzusichern. Damit gelang erstmals der Einsatz dieser Methode in einem historischen Kriminalfall.
Interdisziplinäre Forschung als Schlüssel zur Aufklärung
Die spektakuläre Entdeckung ist das Ergebnis einer internationalen Zusammenarbeit zwischen Experten aus Deutschland, Österreich, Schweden, Portugal und den USA. Neben genetischen Untersuchungen flossen auch detaillierte historische Recherchen in die Analyse ein. Die gewonnenen Erkenntnisse haben nicht nur Bedeutung für die Kriminal- und Ahnenforschung, sondern auch für die Provenienzforschung, die sich mit der Herkunft und Geschichte musealer Exponate beschäftigt.
Die Enthüllung rund um "Schinderhannes" zeigt, wie moderne Wissenschaft Licht in jahrhundertealte Rätsel bringen kann. Der Fall dient als Vorbild für zukünftige forensische Untersuchungen und beweist, dass selbst längst vergangene Verbrechen durch moderne Technologie aufgeklärt werden können.
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