Fußball-Fanszene (Video)
Die "Verrückten Köpfe" - VK91 - haben sich aufgelöst

- Choreo aus dem Jahr 1994 der Verrückten Köpfe.
- Foto: Tivoli Nord
- hochgeladen von Georg Herrmann
"Mille grazie per tutto, teste matte." Die bekannteste Fangruppierung des FC Wacker Innsbruck hat sich nach 32 Jahren aufgelöst. Die Verrückten Köpfe, Initiatoren der Italienischen Fankultur am Tivoli, sind nicht mehr Bestandteil der Fußball- und Fankultur.
INNSBRUCK. Legendäre Choreografien, Teil der "Festung Tivoli", 12. Mann des FC Wacker Innsbruck. Seit ihrer Gründung im Jahr 1991 haben die "Verrückten Köpfe" in der Fußball- und Fankultur in Innsbruck einen dominierende und prägende Rolle eingenommen. Unzählige Fotos, Medienberichte und TV-Aufnahme über die Choreografien, Schlachtgesänge, Feuerwerke oder Transparente sind in den Archiven und den sozialen Medien zu finden. Die "VK"s sind aber mehr als nur Fußballfans. Persönlicher Einsatz und Spendensammlungen für viele Menschen, wie die Sammlung für Bergamo in der Coronazeit oder die Aktion für obdachlose Menschen sind ebenso feste Bestandteile des Selbstverständnisses der VK-Mitglieder, wie kritische und offenen Diskussion über Fehlentwicklungen im Fußballsport.

- Der Abschied der VK 91
- Foto: VK
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Geburtsstunde
In der Winterpause 1991/1992 erblicken die „Verrückten Köpfe“ das Licht der Welt. Thomas und Erwin Gassler, Daniel Nowag und Hannes Pilgermair gründen nach dem italienischem Vorbild „Teste matte“ die VK 1991. Die Idee dahinter:

- Choreo aus dem Jahr 1994 der Verrückten Köpfe.
- Foto: Tivoli Nord
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"Als Ende der 1980er Jahre im Innsbrucker Tivoli noch eher Kutten und der englische Supportstil zu finden waren, hatte die Ultrabewegung in Italien bereits ihren Höhepunkt erreicht. Da Stimmung und Atmosphäre zu wünschen übrig ließen, und einige Innsbrucker Jungs wie verrückt jedes Wochenende über den Brenner fuhren, gefesselt und fasziniert vom Support den italienischen Kurven, entschloss man sich, auch der altehrwürdigen Tivoli Nord neues Leben einzuhauchen."
Wie alles begann (Video)
Der Schreibfehler
Beim ersten Auftreten der VK beim Auswärtsspiel im Jahr 1992 in Salzburg wird in Großbuchstaben der Namen „VERRÜKTE KÖPFE“ auf einem Transparent präsentiert. Das fehlende C wird nachgetragen. Als Logo der VK dient Kasimir Burundinger, der vom Wiener Cartoonisten Sebastian entworfen wurde. Das erste T-Shirt mit dem Logo der VKs bringt Denny Duggan 1992 aus Tottenham nach Tirol. Ein Teil der Kommunikation der VKs ist ab 1994 das Fanzine „Die Stimme der Kurve – 117 Prozent Verrückte Köpfe“. In Eigenregie wird das A5-Magazin mit Spielberichten aus dem In- und Ausland, besonderen Ereignissen und Kasimir-Comics gestaltet.

- Sammelaktion und Solidarität der VK und Tivoli Nord für Bergamo.
- Foto: Privat
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Das Dossier der BezirksBlätter Innsbruck zu den Verrückten Köpfen
Tivoli Nord
Heute definiert sich die Fanszene unter dem Begriff „Tivoli Nord“ und der Faninitiative Innsbruck. Die VK91 ist wie etwa Wacker Unser oder "die Fangruppierung "Unterland" ein Teil der Innsbrucker Fanfamilie. In tausenden unbezahlten Arbeitsstunden haben die Fangruppen zahllose Choreos entwickelt und präsentiert. Neben den Akzenten auf der Tivoli Nord und in den Auswärtssektoren anderer Stadien setzen die Gruppen aber auch gesellschaftspolitische Schwerpunkte. Die VK halten auf ihrer Homepage fest: "Da die Zusammenarbeit auf der Nord wieder in den Vordergrund gerückt ist, war man auch an der Bildung einer starken Tivoli Nord federführend beteiligt und möchte auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wer sich uns anschließen möchte – weiß wo er uns finden kann. Verrückt! Verrückt! Total verrückt!"
Ein Blick auf die Arbeit der VKs, legendäre Bilder und Stimmungsboykott (Video)
Nicht nur Choreos
Die VK91 ist aber nicht nur auf der Nord präsent. Zahlreiche Projekte beschäftigten sich mit neuen Zugängen zu den Fans sowie mit sozialen und gesellschaftlichen Themen. Ein Beispiel: Von Fans für Fans – Die Stimme der Kurve. Im Jahr 2003 haben einige „Verrückte Köpfe“ durch interne Kontakte zum Freien Radio Innsbruck, kurz „Freirad“, hergestellt. Nach einiger intensiver Planungsphase und vielen Nachtstunden vorm PC konnte am 24. Mai 2004 die erste Sendung on air gehen. Intensiv gepflegt werden die Fanfreundschaften zu anderen Fangruppierungen. Neben Eintracht Frankfurt zählt auch Atalanta Bergamo zu den engen Freunden der VK. Hier setzte die Tivoli Nord während der Coronazeit ein starkes solidarisches Zeichen. "Unsere Freunde in Bergamo durchleben aufgrund des Coronavirus gerade die Hölle auf Erden. Die medizinische Versorgung steht kurz vor dem Kollaps, dringend benötigte Hilfsgüter sind nicht mehr verfügbar. Daher haben wir uns etwas einfallen lassen um einen kleinen Beitrag zur Zustandsverbesserung vor Ort leisten zu können", lautete der Aufruf auf der Facebook-Seite der Tivoli Nord. Solidarisch zeigt man sich auch mit dem "Verein für Obdachlose": "Alle z‘ammen stehen wir Spendenaktion 2020! Im Jänner 2021 hatte die offizielle Spendenübergabe an den Verein für Obdachlose stattgefunden. Dabei konnten wir eine unglaubliche Summe von 11.051,08 € überreichen." Im März 2021 setzten die VKs in der Coronazeit ein starkes Zeichen: ""Sport frei für Kinder und Jugend", mit vier Transparenten im Tivoli Stadion, Haller Straße EKZ west und Marktplatz setzten die VK91 den Kinder- und Jugendsport in den Mittelpunkt." Das Studi-Gedenkturnier hat nicht nur Tradition, sondern ist auch die lebendige Erinnerung an die Mitglieder der VKs, die viel zu früh gegangen sind.

- VK91: ein Fanclub feiert Geburtstag
- Foto: Twitter/Hunter
- hochgeladen von Georg Herrmann
Nicht nur beliebt
Während die Chores medial gefeiert wurden, waren die VKs aber nicht nur beliebt. Neben den Rivalitäten zu anderen Fangruppierungen verschiedener Vereine, neben dem Erzfeind Austria Salzburg zählten vor allem Austria und Rapid Wien dazu, gab es auch viele Differenzen in den Stadien. Der Gastauftritt beim VfB Stuttgart zog gerichtliche Verhandlungen nach sich, das Gastspiel von Hellas Verona im Tivoli wurde aufgrund der rechten Gesinnung der italienischen Fans zu einem Fehlgriff bei den Freundschaftsspielen. Der Angriff der 1860-Fans auf die Wackerfans beim Auswärtsspiel gegen Salzburg im Lehenstadion wird auch heute noch als geschichtliche Anekdote erzählt. Unstimmigkeiten mit der Vereinsführungen führten zu Protesten der VKs. Stimmungsboykotts, sowohl in der Bundesliga als auch jetzt in der Tiroler Liga, wurden als Maßnahme ergriffen. Die Jahre der Unterstützung des FC Wacker Innsbrucks waren auch geprägt von den Fehlentscheidungen der Wacker-Verantwortlichen. Der Untergang des FC Tirol, die Diskussion über mögliche Investoren und Kernmitglieder, der Frage nach der Zukunft des Vereins seit dem Konkurs der FC Wacker Innsbruck GmbH. Sportlich gab es für die VKs Bundes- und Europaliga, Abstiege in die 2. Liga, Neuanfang als SPG Wattens Wacker in der Regionalliga und die jetzige Versetzung in die Tiroler Liga.
Mit der Auflösung der Verrückten Köpfe 1991 verschwindet ein wichtiger Teil der Fußball- und Fankultur in Tirol. Bleibt nur zu sagen: Tausend Dank für Alles -Mille grazie per tutto, teste matte."

- Innsbruckweite Aktion der VK91: "Sport frei für Kinder und Jugend". Hier Standort Marktplatz/Mariahilf.
- Foto: pivat
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