Corona in Innsbruck
Der ungeliebte Jahrestag, ein Rückblick
INNSBRUCK. Der Faschingsdienstag 2020 war auch politisch ein Thema. Die Stadtpolitik setzte nach einer Nachdenkphase ein Zeichen in Richtung Kinder und Familien. Ein Rahmenprogramm für Kinder und Familien in der Altstadt sowie ein DJ waren für den Faschingsausklang angesagt. Die Gesamtkosten für diesen Faschingsdienstagevent liegen bei rund 25.000 Euro. Traditionell einer der Höhepunkt war die Veranstaltung in der Koatlackn beim Sandwirt. Mitten im bunten Faschingstreiben platzte dann die Nachricht der positiv auf Corona getesteten Personen.
Corona-Erkrankungen
"In Innsbruck wurden Dienstagmittag zwei Personen positiv auf das Coronavirus getestet. Auch die zweite Testung der beiden Personen liegt mittlerweile vor und ist positiv. Somit können die beiden Corona-Erkrankungen bestätigt werden. Eine genaue Identitätsfeststellung sowie weitere Abklärungen zu möglichen Kontaktpersonen laufen gerade“, informiert Tirols Landeshauptmann Günther Platter."
Contact-Tracing
Diese Meldung am 25. Feber überraschte die in Faschingslaune befindliche Bevölkerung in der Landeshauptstadt. Ort des Geschehens: das Hotel Europa. Inzwischen legendär der ORF Liveeinstieg mit dem Hinweis, dass das Hotel abgesperrt wurde. Gleichzeitig ist im Bild zu sehen, das eine Person mit einem Roller das Haus verlässt.
Erstmals wurde die Bevölkerung mit dem Virus und auch mit dem Contact-Tracing konfrontiert: "Im Zuge der detaillierten Erhebungen und der Erstellung des genauen Bewegungsprofils der beiden am Coronavirus erkrankten 24-jährigen italienischen StaatsbürgerInnen hat sich nun ganz aktuell herausgestellt, dass sich die beiden Personen am vergangenen Samstag, 22. Februar, am Nachmittag auf der Seegrube im Restaurant Cloud 9 befunden haben. „Die beiden an Corona erkrankten Personen sind gegen 16:00 Uhr mit der Hungerburgbahn bergwärts gefahren und sind im Anschluss gegen 16:15 Uhr mit der Nordkettenbahn auf die Seegrube und weiter auf das Hafelekar gefahren. Im Anschluss haben sie sich wiederum talwärts zur Seegrube begeben, wo sie von etwa 17:30 Uhr bis 19:00 Uhr beim Cloud 9 im Freien nahe der dortigen Bühne gefeiert haben“, informiert der Sicherheitsbeauftragte der Stadt Innsbruck, Elmar Rizzoli. „Im Anschluss haben sich die beiden 24-Jährigen mit der letzten Gondel um 19:00 Uhr wieder talwärts begeben und sind im Anschluss mit der Hungerburg wieder zum Löwenhaus gefahren.“ „Eine Ansteckung mit dem Coronavirus für die weiteren Fahrgäste ist aus medizinischer Sicht sehr unwahrscheinlich“, so Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Detail am Rande: die zwei Personen hat einen milden Verlauf ihrer Erkrankung. Tagesaktuell waren vor allem die Themen Leerstand der Wohnungen und die Möglichkeiten der Stadt, der Abschied von der "alten" Arzler Alm aufgrund des Pächterwechsels und der Wechsel in der Stadtpolitik mit dem Rücktritt von Franz X. Gruber aus privaten Gründen und der Neuwahl von Johannes Anzengruber als Vize in Innsbruck im Mittelpunkt.
Absage von Veranstaltungen
Am 10. März ergreift die Universität Maßnahmen in Sachen Vorbeugung gegen die Ausbreitung des Coronavirus. "Ab sofort werden alle Lehrveranstaltungen an der Universität Innsbruck von Präsenzlehre auf Fernlehre umgestellt. Das bedeutet, dass ab 10. März keinerlei Lehrveranstaltungen mehr in den Universitätsräumlichkeiten stattfinden, sondern soweit möglich mittels digitaler Mittel durchgeführt werden", teilt die Universitätsleitung mit. Eine spanische Studentin und eine Norwegerin, die das Erasmus-Fest besucht hatten, wurden positiv getestet. Das Fest fand am Montag, 2. März, in der „Claudiana“ in der Innsbrucker Altstadt statt. Auch jene Norwegerin, deren Coronavirus-Erkrankung am Freitag bekannt wurde, nahm an der Feier teil. Die Innsbrucker Frühjahrsmesse wurde abgesagt.
Maßnahmen und Verordnungen
Ab 12. März gab es im Seniorenbereich es die ersten Einschränkungen: "Zum Schutz der Gruppe alter und hochbetagter Personen in Tirol empfiehlt das Land Tirol den Zutritt zu den Wohn- und Pflegeheimen zu beschränken. Ein Zutritt zum Pflegeheim ist derzeit nur in begründeten Ausnahmefällen möglich“, erklärte LR Tilg." Auch die Stadt Innsbruck setzt Maßnahmen: "Nach der gestern erfolgten Schließung der Stadtbibliothek trifft die Stadtregierung noch weitere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Der regelmäßig stattfindende Innsbrucker Osterferienzug wurde zum Schutz der Beteiligten abgesagt. Ebenso bleiben alle Jugendzentren der Innsbrucker Sozialen Dienste (ISD) bis auf Weiteres geschlossen. Auch die städtischen Sportanlagen, Sportplätze, Turnhallen, Kegelbahnen, die Anlagen des Sillside (Leichtathletikhalle, Skatehalle, Kletterzentrum), die Sportstätten der Olympiaworld und des Landessportcenters sowie die Bäder der Innsbrucker Kommunalbetriebe (IKB) sind von der Schließung betroffen." Das gesellschaftliche, sportliche, kulturelle und soziale Leben kommt zum Erliegen.
Verbote
Am 14.3. gibt es die Covid-19-Verordnung der Stadt von Bürgermeister Georg Willi: "Die Hungerburgbahn bleibt bis auf weiteres vom Seilbahnverkehrverbot ausgeschlossen und kann damit als Nahverkehrsmittel genutzt werden. Aus Sicherheitsgründen werden die Fahrgastzahlen auf die Hälfte reduziert. (ab 16. März); Der Aufenthalt in den städtischen Parkanlagen „Franz Gschnitzer-Promenade“, „Arthur Haidl Promenade“ sowie zwischen Freiburgerbrücke und Universitätsbrücke ist nicht mehr erlaubt (ab 16. März) Auch die Stadtteilzentren der Innsbrucker Sozialen Dienste (ISD) sind ab sofort geschlossen." Am 15. März erläßt Landeshauptmann Günther Platter eine Verkehrbeschränkung: "Daher verordnet das Land Tirol eine Verkehrsbeschränkung: Prinzipiell wird eine Verkehrsbeschränkung aller Personen vorgenommen, die sich im Land Tirol aufhalten."
Erste Meldungen
Die ersten Meldungen über Krankheitsfälle hat es schon einen Monat vor dem Faschingsdienstag gegeben. In Deutschland etwa am 28. Jänner: „Mediziner und die Behörden hat es nicht überrascht: Die durch das neue Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit ist auch in Deutschland angekommen, ein erster Fall in Bayern. Die Gefahr, dass sich das Virus bei uns weiterverbreitet, sei aber nach wie vor gering, sagen Fachleute und Gesundheitsbehörden.“ (Quelle: SWR) Ein 33-jähriger hat sich während einer firmeninternen Schulung bei einer angereisten chinesischen Kollegin infiziert. Vom 28. bis 31. Jänner wurde bekannt, dass sich im Zusammenhang mit dem ersten bestätigten Fall sechs weitere Mitarbeiter oder Angehörige infiziert hatten. In Italien wurde ein chinesisches Ehepaar am 30. Jänner positiv auf das Virus getestet wurde. Am 31. Jänner hat Italien den nationalen Notstand ausgerufen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief wegen des Virus den internationalen Gesundheitsnotstand aus. Die Sensibilität gegenüber dem Krankheitserreger hat sicher erhöht.
Der Virus in Tirol
„Kinder haben über leichte, grippeähnliche Symptome geklagt. Vorsorglich wurden Blut- und Abstrichproben hinsichtlich einer Coronavirus-Erkrankung vorgenommen. Alle vier Tests des Virologischen Instituts in Wien sind negativ – damit hat sich der Coronavirus-Verdacht im Bezirk Kitzbühel nicht bestätigt“, wurde am 6. Feber vermeldet. Am 12. Feber war zu lesen: Nachdem eine Person aus dem Bezirk Kitzbühel als Fluggast in der Nähe zu einer an Coronavirus erkrankten Person saß, wurde umgehend eine behördliche Abklärung eingeleitet: Die entnommenen Proben und jene einer Begleitperson wurden bereits am Virologischen Institut der Universität Innsbruck untersucht: Die Testergebnisse sind negativ. Damit gibt es in Tirol weiterhin keine am Coronavirus erkrankte Person. Keine Auffälligkeiten zeigten auch die engen Kontaktpersonen in Österreich und Deutschland jener am Coronavirus erkrankten Frau, die auf der Dortmunder Hütte urlaubte. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft stehen in engem Kontakt mit der Hüttenwirtin: Allesamt sind gesund, es gab keinerlei Symptome. Ein Besuch auf der Dortmunder Hütte ist völlig unbedenklich“, informiert der Bezirkshauptmann von Imst Raimund Waldner.
Covid19 im Mittelpunkt
Am 23. Feber steht das Thema Coronavirus im Tiroler Mittelpunkt: „Nach den jüngsten Entwicklungen hinsichtlich der gehäuften Coronavirus-Erkrankungen in Norditalien haben Tirols Gesundheitsbehörden die Situation unter ständiger und genauer Beobachtung. „Nicht zuletzt aufgrund der Vorfälle in Norditalien gilt auch bei uns in Tirol erhöhte Wachsamkeit. Wir nehmen die Lage in Norditalien sehr ernst“, informiert Tirols Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg, der gleichzeitig aber darauf hinweist, dass es in Tirol nach wie vor keinen einzigen bestätigen Fall einer Corona-Erkrankung gibt. „Es gibt weiterhin keinen Grund zur Panik.“ Wenige Stunden später wurde am Brenner ein Zug gestoppt. Der Eurocity 86 von Venedig nach München wurde am Brenner angehalten und hat den Zugverkehr am Brenner für vier Stunden zum Stillstand gebracht. Die italienische Bahn meldete den Corona-Verdachtsfall (2 Fahrgäste sind mit Husten und Fieber aufgefallen) den ÖBB. Diese schalteten das österreichische Innenministerium ein – und der zuständige Bezirkshauptmann aus dem Bezirk Innsbruck-Land stoppte daraufhin den Zug per Bescheid. Die beiden Fahrgäste hatten den Zug in Verona verlassen und wurden dort negativ auf den SARS-CoV-2 Virus getestet.
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