Besuch aus Israel
Auf den Spuren der Vorfahren in Neuberg

- Dr. Renate Mercsanits, Obfrau der Kulturinitiative, mit Amir Stein, seiner Gattin Nelli und Großcousine Belinda.
- hochgeladen von Karl Knor
Die Vorgeschichte
In der Zwischenkriegszeit des letzten Jahrhunderts lebte in Neuberg die jüdische Kaufmannsfamilie von Jakob und Cäcilia Stein mit ihren beiden Kindern Egon und Erika. Sie hatten hier zwei Läden: einen im oberen Teil des Dorfes und einen im unteren Teil. Die Familie wurde anerkannt, lebte friedlich im Dorf und die Kinder besuchten die örtliche zweisprachige Volksschule in Neuberg. Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich musste die Familie Stein emigrieren, um zu überleben. Da Juden kein Eigentum besitzen durften, verloren sie ihre Geschäfte, ihr Eigentum wurde beschlagnahmt und sie zogen nach Wien.
Bei einer der "Aktionen" der Gestapo im Jahr 1939 wurde die Familie inhaftiert. Es war eine ziemlich schwierige Erfahrung. Auch die beiden Kinder im Alter von 9 bzw. 7 Jahren waren Gefangene. Sie hatten großes Glück, dass das Gefängnis, in dem sie eingesperrt waren, von einem Roten Kreuz besucht wurde. Mit Hilfe des Roten Kreuzes wurden sie aus dem Gefängnis entlassen. Unmittelbar danach, Ende des Sommers 1939, gelang ihnen die Flucht aus Österreich und eine viermonatige Zugreise durch vier Länder folgte: die Tschechoslowakei, Ungarn, Bulgarien und Jugoslawien, bevor sie in Rumänien ankamen. Sie bestiegen das Einwandererschiff „SAKARIA“, dass seine Reise am 1. Februar 1940 in Sulina, Rumänien, begann und am 13. Februar 1940 im Sommer im Hafen von Haifa ankam. Die Familie Stein begann ihr neues Leben in Bat-Yam, einer Stadt südlich von Tel-Aviv. Jakob fand einen Job und die Familie lebte bescheiden, weil sie finanziell bei null anfangen musste.
Die Kulturinitiative Neuberg (KING), die sich nun intensiv mit der Geschichte von Neuberg beschäftigt, hat über ihre Obfrau Dr. Renate Mercsanits Kontakt zu den Enkelkindern von Jakob und Cäcilia Stein aufgenommen und so viele interessante und wichtige Details aus dem Leben der Familie Stein erfahren. Der Enkel Yuval (Sohn von Egon Stein) und seine Frau Liora besuchten Neuberg bereits am 9. Dezember 2022. Sein Bruder Amir, der damals wegen einer Erkrankung nicht an der Reise in die Heimat seines Vaters bzw. seiner Großeltern teilnehmen konnte, besuchte nun am 8. April 2023 in Begleitung seiner Gattin Nelly sowie seiner Großcousine Belinda und ihrer Tochter Neuberg.
Nach der Begrüßung am Hauptplatz durch die Mitglieder der Kulturinitiative führte der erste Weg in die örtliche Schule. Hier begrüßte Bürgermeister Mag. Thomas Novoszel die Gäste nochmals im Namen der Gemeinde recht herzlich. Danach gab es eine Power Point-Präsentation mit Bildern aus Neuberg, die aus der Zeit stammten, als die Familie Stein in den 20er und 30-Jahren in Neuberg wohnte. Zusammengestellt wurde die Fotoschau von Karl Knor. Im gegenseitigen Austausch zu den Bildern erzählte man sich viele interessante und für die meisten Beteiligten neue Geschichten und Informationen.Danach ging es auf den Spuren der Großeltern durch Neuberg. So konnten die Familie Stein das ehemalige Wohnhaus und die beiden Häuser sehen, wo sich die ehemaligen Geschäftslokale befanden. Auch zwei Waldgrundstücke sind noch im Besitz der Familie Stein, die von den Nazis nicht arisiert wurden. Auch diese wurden den Gästen gezeigt. Beide Seiten waren sehr angetan von der Freundlichkeit und Herzlichkeit der Gäste und der Gastgeber. Man bleibt ihn Kontakt und man hofft auch ein baldiges Wiedersehen.



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