Zu viel Salz, Fett und Zucker
Werbung in sozialen Medien macht Junge krank

- 70 Prozent der in den sozialen Medien an Kinder und Jugendliche beworbenen Lebensmittel und Getränke sind für die Zielgruppe ungeeignet, zeigt eine Studie der Universität Wien.
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Über 70 Prozent der in den sozialen Medien beworbenen Lebensmittel sind für Kinder ungeeignet. Zu viel Salz, Fett und Zucker führt zu einer unausgewogenen Ernährung. Dadurch sind immer mehr Kinder und Jugendliche von Adipositas und Übergewicht betroffen. Das zeigt eine Studie der Universität Wien im Auftrag des Gesundheitsministeriums. Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) forderte deshalb erneut eine strengere Regulierung von Lebensmittelwerbung, die sich an junge Menschen richtet.
ÖSTERREICH. Bei den Werbungen von Marken und Influencern werden auch Ernährungsempfehlungen der Nationalen Ernährungskommission weitgehend ignoriert, die auf eine ausgewogene Ernährung im Kindesalter pochen. Der Gesundheitsminister weiß: "Gesunde Ernährung von Kindern und Jugendlichen ist die Voraussetzung, damit sie auch als Erwachsene länger gesund bleiben."

- Etwa die Hälfte der Online-Lebensmittelwerbungen richtet sich an Kinder und Jugendliche.
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70 Prozent für Kinder ungeeignet
Die Studie der Uni Wien befasst sich mit den vier von Kindern und Jugendlichen meistgenutzten Social Media-Plattformen. Das sind derzeit Instagram, TikTok, YouTube und Twitch. Über ein Jahr hinweg wurden Werbebeiträge für Lebensmittel, Getränke und Produkte der 61 größten Lebensmittelmarken in Österreich und die reichweitenstärksten Influencerinnen und Influencer im deutschsprachigen Raum analysiert.
Dabei wurde deutlich, dass sich rund die Hälfte der Online-Inhalte von Lebensmittelmarken in sozialen Medien an Minderjährige richten. Davon sind rund 70 Prozent laut Nährwertprofil der Nationalen Ernährungskommission gar nicht für die Bewerbung an Kinder geeignet. Das liegt unter anderem an einem Mangel wichtiger Nährstoffe, zu hohem Zucker-, Salz- oder Fettgehalt. Am häufigsten vermarktet, werden Schokolade und Süßwaren (17 Prozent), Limonaden (elf Prozent), Fertiggerichte und Convenience-Lebensmittel (zehn Prozent).
Nicht nur Werbung von Marken selbst ist ungeeignet, auch beim Influencer-Marketing sollten 57 bis 73 Prozent der Produkte nicht für Kinder und Jugendliche beworben werden. Auch hier sind Schokolade und Süßwaren, gefolgt von Kuchen, süßen Keksen und Gebäck, Fertiggerichte und Convenience-Lebensmittel und Getränke die am meisten beworbenen Produkte. Auf der Streamingplattform Twitch liegen klar Energy Drinks mit 44 Prozent an erster Stelle, während es auf YouTube vor allem Süßigkeiten sind (28 Prozent).
Werbetreibende nutzen Nahbarkeit aus
Die Nahbarkeit von Influencerinnen und Influencern wissen Werbetreibende für sich zu nutzen. Zwar müssen Werbungen auch als solche gekennzeichnet sein, dennoch sind sie in der Art und Weise, wie sie gemacht sind oft nicht von unbezahlten Inhalten zu unterscheiden. Experimentelle Studien hätten ergeben, dass Jugendliche viele von Influencerinnen und Influencern empfohlene Lebensmittel und Getränke kaufen würden, auch wenn sie wissen, dass diese für die Werbung bezahlt wurden.
Die Studie habe laut Autorinnen und Autoren gezeigt, dass die Werbung für Essen und Trinken reich an Fett, Zucker und Salz das Essverhalten von jungen Menschen verändert. Dadurch steigt das Risiko für die Entstehung von Übergewicht und Adipositas sowie potenziell lebenslanger Folgeerkrankungen.

- Zu viel Salz, Fett und Zucker führen zu Übergewicht und Adipositas und sollten daher nicht an junge Menschen beworben werden.
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Nachholbedarf bei gesetzlicher Regulierung
Um diesem negativen Ernährungs- und Werbetrend entgegen zu wirken, hat das Gesundheitsministerium mehrere Maßnahmen erarbeitet, um insbesondere die Bewusstseinsbildung zu stärken. Deshalb wurden Empfehlungen erarbeitet, die sich etwa an Gebietskörperschaften, Gesundheitseinrichtungen und Bildungseinrichtungen wenden. Diese beinhalten die Leitlinie Schulbuffet, die Checklist Schulverpflegung oder Qualitätsstandards für Kindergärten, Alten- und Pflegeheime und Betriebe.
Rauch macht sich darüber hinaus für eine gesetzliche Regulierung von Lebensmittelwerbung, die sich an Kinder und jugendliche richtet, stark. Die neue Studie der Universität Wien zeige für den Gesundheitsminister deutlich: "Neben Bewusstseinsbildung, Stärkung der Gesundheitskompetenz und freiwilligen Empfehlungen brauchen wir auch Beschränkungen bei der Lebensmittelwerbung, die sich speziell an Kinder und Jugendliche richtet." Dazu soll es weitere Gespräche mit dem Koalitionspartner geben.
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