Zwischen 63 und 64
"Gesunde Jahre enden in Österreich zehn Jahre zu früh"

- Das Rote Kreuz mahnt zum Weltgesundheitstag am siebten April: Menschen in Österreich hinken bei „Gesunden Jahren“ deutlich hinterher: Der Unterschied beträgt bei Männern 16, bei Frauen sogar 20 Jahre.
- Foto: Österreichisches Rotes Kreuz (ÖRK)/Thomas Holly Kellner
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Das Rote Kreuz mahnt zum Weltgesundheitstag am siebten April: Menschen in Österreich hinken bei „Gesunden Jahren“ deutlich hinterher: Der Unterschied beträgt bei Männern 16, bei Frauen sogar 20 Jahre.
ÖSTERREICH. Ein langes Leben bei guter Gesundheit – das ist wohl der Traum aller Menschen hierzulande. Doch zwischen der Lebenserwartung und den „Gesunden Lebensjahren“ gibt es bei den Menschen in Österreich leider einen deutlichen Unterschied, erinnert das Rote Kreuz via APA. „Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei Männern bei 79,3 Jahren, bei Frauen bei 84 Jahren“, erklärt Katharina Pils, Chefärztin des Österreichischen Roten Kreuzes. „Die ‚Gesunde Lebenserwartung‘ liegt deutlich darunter, nämlich bei 63,1 Jahren für Männer und 64,7 Jahren für Frauen. An dieser Differenz gilt es zu arbeiten.“
Massive Belastungen durch Pflege
Aus der Differenz zwischen "Gesunden Jahren" und der Lebenserwartung entstehen viele Probleme. In diesem Zeitraum besteht mehr oder weniger großer Pflegebedarf. "Es entstehen physische, psychische und finanzielle Belastungen für die Menschen, die gepflegt werden müssen, ihre Angehörigen und auch das Gesundheitssystem“, so Pils weiter. „In vielen europäischen Ländern, insbesondere in Skandinavien, ist die ‚Gesunde Lebenserwartung‘ rund zehn Jahre höher, hier ist bei uns also noch Luft nach oben.“
Bewegung und soziale Kontakte
Es gilt also, die ‚Gesunde Lebenserwartung‘ zu steigern, doch wie? Pils führt aus: „Gesundheit wird durch den Lebensstil beeinflusst. Dazu gehört neben Ernährung, Schlaf und Suchtverhalten auch Bewegung und soziale Kontakte. Wer sich regelmäßig und ausreichend bewegt und noch dazu ‚unter die Leute kommt‘, kann mit mehr ‚Gesunden Jahren‘ rechnen.“
Das Österreichische Rote Kreuz möchte dazu im Juni ein Pilotprojekt beisteuern, mit dem die "gesunden Jahre" werden sollen. Petra Schmidt, Bereichsleiterin Gesundheit, Einsatz und Soziales, erklärt: „Wir bieten zum Beispiel in ausgewählten Regionen Seniorentreffs und Bewegungsangebote im Wald an, die von geschulten Kolleginnen und Kollegen begleitet werden. Bereits zwei Stunden pro Woche in der Natur haben nachweislich positive Effekte auf die Gesundheit. Durch die gemeinsame Aktivität wird auch der drohenden Vereinsamung im Alter entgegengewirkt, was das Risiko für psychische Erkrankungen erheblich senkt.“
>>>Hier geht es zum Angebot vom Roten Kreuz.<<<
Hohe Betroffenheit bei Vorhofflimmern
Die Ludwig-Boltzmann Gesellschaft macht anlässlich des Weltgesundheitstags auch noch auf ein weiteres, oft übersehenes Problem aufmerksam: Bisherige Studien hätten gezeigt, dass Österreich einen besonderen Bedarf an weitreichenden Früherkennungsmethoden bei Vorhofflimmern hat: Unter Männern habe Vorhofflimmern die vierthöchste und unter Frauen sogar die höchste Rate an Betroffenen in Europa, informiert die Gesellschaft. Aufgrund asymptomatischer Episoden blieben die Erkrankung häufig unentdeckt und werden in etwa 30 Prozent der Fälle erst im Zusammenhang mit schweren kardiovaskulären Komplikationen wie Schlaganfällen, Embolien oder plötzlichem Herztod diagnostiziert. Frühzeitige Erkennung und gezielte therapeutische Behandlung sind entscheidend.
Im Rahmen einer randomisierten österreichweiten Studie mit rund 100.000 Proband:innen im Alter von über 65 Jahren soll die Wirksamkeit der digitalen Screening-Strategie evaluiert werden. Mittels optischer Pulserfassung über die Kamerafunktion des Smartphones können Patient:innen so eigenständige Messungen durchführen. Die Klinische Forschungsgruppe „Austrian Digital Heart Program“ wird an der Medizinischen Universität Innsbruck in Kooperation mit der Medizinischen Universität Graz, der UMIT Tirol und dem Austrian Institute of Technology durchgeführt. Das groß dimensionierte Forschungsprojekt wird von der Ludwig Boltzmann Gesellschaft mit acht Millionen Euro gefördert und läuft für acht Jahre.
„Mit dem ‚Austrian Digital Heart Program‘ wollen wir neue Wege in der kardiovaskulären Prävention gehen“, erklärt Sebastian Reinstadler, Leiter der Klinischen Forschungsgruppe an der Medizinischen Universität Innsbruck. Gemeinsam mit dem Mentor des Projektes Axel Bauer, Direktor der Universitätsklinik für Kardiologie und Angiologie an der Medizinischen Universität, verfolgt das Team das Ziel, eine digitale Lösung zu entwickeln, die nicht nur medizinisch wirksam ist, sondern auch im Alltag funktioniert und gleichzeitig das Gesundheitssystem entlastet.
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