Gesundheitsberuf „Orthopädietechnik“
"Nachwuchs sichern bedeutet Verantwortung übernehmen"

- OTM Andreas Falkensammer mit Lehrling Victoria Pernerstorfer beim Programmieren einer Neurostimulations-Orthese.
- Foto: Orthotechnik
- hochgeladen von Mario Born
Selbst vor 28 Jahren in die Lehre gegangen, erzählt der 43-jährige Orthopädietechnikmeister und Firmenchef Andreas Falkensammer von den Veränderungen in diesem immer noch wenig bekannten Gesundheitsberuf. Das Unternehmen ORTHOtechnik bildet aktuell vier Lehrlinge aus und ist in diesem Fachgebiet einer der größten Ausbildner in Oberösterreich.
Wie sind Sie eigentlich damals auf den Lehrberuf Orthopädietechnik gekommen?
Das hat sich gewissermaßen ergeben (lacht). Ich bin mit meiner Mutter zur Berufsberatung gegangen und nach der Analyse meinte sie, das klinge nach Orthopädietechnik – als Pflegekraft wusste sie von dem Beruf. Der Berater stimmte dann beinahe verblüfft zu und kramte aus der untersten Schublade eine Broschüre hervor. Beim anschließenden Schnuppern in einem Orthopädietechnik-Betrieb wusste ich nach zehn Minuten: Das will ich machen, und ich möchte bis heute nichts anderes.
Was macht den Beruf Ihrer Meinung nach aus?
Allem voran sind es natürlich die Erfolgsgeschichten unserer Patient*innen und das Wissen, dass sie mithilfe unseres Know-hows und unserer Hilfsmittel mobiler und selbstständiger werden. Auch bereitet es eine ungemeine Freude, wenn unsere Kund*innen mit völlig abgetragenen Schienen bzw. Orthesen wiederkommen, weil wir wissen, sie tragen die Hilfsmittel und diese sind fester Bestandteil ihres Alltags. Mindestens genauso schätze ich an unserem Beruf die Tüftlerei. Gerade beim Schwerpunkt Kinder und Jugendliche, dem wir uns verschrieben haben, gibt es eben keine Produkte von der Stange, gefordert sind daher kreative Ideen und Lösungen.
Wie hat sich seither, in diesen knapp drei Jahrzehnten, das Berufsbild verändert?
Insbesondere bei den Materialien und Fertigungstechniken hat sich natürlich viel getan. Statt Leder, Holz und Metall arbeiten wir heute mit hochwertigen Verbundwerkstoffen. Auch der Beschaffungsmarkt hat sich enorm weiterentwickelt und damit auch das Sortimentsangebot. Ich kann heute de facto jedes Hilfsmittel herstellen, mir sind keine Grenzen gesetzt. Bei der Produktion selbst hat die Digitalisierung Einzug gehalten und so können wir heute Modelle auch mittels Scan und 3D-Druck anfertigen. Ebenso massiv vorangeschritten ist der Bereich der Neurostimulation.
Warum ist es Ihnen so wichtig, junge Menschen auszubilden? Ist es nicht auch ein Beruf, wo das Handwerk immer mehr in den Hintergrund gedrängt wird?
Auch wenn sich Materialien und Arbeitsschritte ändern, wird das fundierte Wissen von Orthopädietechniker*innen benötigt, das weit über die reine Produktion hinausgeht. Damit meine ich beispielsweise anatomisches, pathologisches bzw. biomechanisches Know-how. Es braucht wirkliche Spezialist*innen, denn gerade wenn gewisse Dinge automatisiert möglich sind, können wir uns auf die tatsächlichen Herausforderungen und Sonderanfertigungen konzentrieren. Damit diese hohe Qualität bestehen bleibt, möchten wir als Ausbildungsstätte einen Beitrag leisten.
Berufsbild Orthopädietechniker*in
· Die Orthopädietechnik umfasst alle medizinisch-technischen Heil- und Hilfsmittel, die der Unterstützung bzw. Entlastung des menschlichen Stütz- und Bewegungsapparates dienen.
· Diese Hilfsmittel werden dann eingesetzt, wenn Verletzungen, Fehlstellungen oder Erkrankungen vorliegen bzw. Gliedmaßen fehlen und ersetzt werden müssen.
· Die Lehre dauert dreieinhalb Jahre.
· Berufsschulen gibt es in Graz und Wien.
Firma ORTHOtechnik
Die Firma ORTHOtechnik ist auf Orthesen- und Rehatechnik für Kinder und Jugendliche spezialisiert. An den beiden Standorten in Walding (bald Ottensheim) und Sattledt sind insgesamt 19 Mitarbeiter*innen beschäftigt.



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