Bauernmöbel: Vom Dachboden auf die Werkbank

- hochgeladen von Johannes Grüner
REICHENTHAL. Auf seinem Hof in Schwarzenbach bei Reichenthal haucht Erwin Hainzl seit mittlerweile 25 Jahren verstaubten Schränken, Truhen und Kommoden neues Leben ein. Schon sein Vater hat sich mit der Restaurierung von altem Mobiliar beschäftigt. "Er hat die Schränke und Truhen mit alten Motiven bemalt und ich war dafür zuständig, sie wieder in Schuss zu bringen", erzählt Hainzl. Neben der Landwirtschaft verbringt Hainzl täglich sechs Stunden mit dem Aufpeppeln und Flicken von alten Schränken und Schuhkästchen. Gerade in den Wintermonaten ist viel zu tun, obwohl die Nachfrage nach bäuerlichen Möbeln generell eher abnimmt. "Vor 10 bis 20 Jahren hat es wirklich viele Interessenten gegeben. Aber ich kann mich nicht beklagen, es gibt immer was zu tun." Händler und Interessenten aus ganz Österreich und darüber hinaus klopfen bei Erwin Hainzl an. Sein Geschäft basiert auf Mundpropaganda. Mittlerweile steht sogar ein von Hainzl restaurierter Schrank in London. "Ein Kunde hat für seine in England lebende Tochter ein Erinnerungsstück in Auftrag gegeben", sagt Hainzl.
Alte Techniken sind gefragt
Viele seiner Kunden geben alte Erbstücken oder Schätze vom Dachboden in Auftrag, aber auch bereits restaurierte Möbel bietet er zum Verkauf an. Sein Handwerk erfordert viel Erfahrung und Kreativität. Hainzl: "Viele Schränke, die ich bekomme, sind extrem verzogen. Das Reinpassen von Türchen oder Laden ist eine ziemliche Geduldsprobe." Die Antikmöbel sind teilweise 100 bis 150 Jahre alt. Da muss schon mal das ein oder andere Teil komplett ersetzt werden. Dafür hat Hainzl ein Ersatzteillager mit altem Material. "Es soll am Ende natürlich alles wieder originalgetreu aussehen. Manche Türen oder Bretter sind einfach nicht mehr zu retten. Entweder sie sind von Holzwürmern befallen oder zu lange hoher Luftfeuchtigkeit ausgesetzt worden", weiß der 52-jährige Landwirt.
Wenn möglich verzichtet er beim Restaurieren vollständig auf Schrauben und Nägel. Stattdessen werden die Holzstücke mit Zinkenschnitten wie Puzzleteile ineinander gesetzt. Hainzl hat sich viele dieser alten Bautechniken im Laufe der Jahre angeeignet. Das Handwerk seines Vaters übt er allerdings nur noch selten aus. "Bemalte Truhen und Schränke werden eigentlich eher selten angefragt. Die meisten wollen Möbel in Naturholz."
Dafür werden die Möbel zuallererst in ein Laugenbad gelegt. Nach der Trocknung und Hochdruck-Reinigung werden erste Ausbesserungen vorgenommen. Dann werden die Schränke und Kästen mit gewünschten Verzierungen und Leisten versehen. Nach dem Abschleifen und Hobeln wird eine Wachspolitur aufgetragen und fertig ist das gute Stück. "Das schöne an diesen Möbeln ist, dass sie robust gebaut sind. Wenn man Sie ein bisschen herrichtet, halten sie ewig." Kontakt: 07214/4160
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