"Jedermann": Schnellschuss geht daneben

- Tobias Moretti mit Stefanie Reinsperger.
- Foto: Foto: Franz Neumayr
- hochgeladen von Christoph Lindenbauer
VIDEO - Die erste und breitenwirksamste Premiere der Salzburger Festspiele ist absolviert - und wurde sehr durchwachsen aufgenommen.
SALZBURG (Kritik: Christoph Lindenbauer). Zu Ostern hat Festspiel-Intendant Markus Hinterhäuser Regisseur den Michael Sturminger für eine Neuinszenierung des "Jedermann" engagiert. Zu knapp, wie sich jetzt herausstellt. Das aktuellen "Leben und Sterben des Reichen Mannes" auf dem Domplatz ist zwar an ein paar Stellen umgedichtet, entrümpelt und modernisiert. Aber dieser Version des Stückes fehlen Zauber und Inspiration. Und zwar über weite Strecken.
Alles neu, nichts besser
Das überrascht nicht, denn sowohl die Inszenierung von Christian Stückl (2002-2012) als auch die von Brian Mertes und Julian Crouch (2013-2016) wirkten rund, stimmungsvoll und emotional intensiv. Aber der neue "Jedermann" Tobias Moretti wollte in die "alte" Inszenierung nicht einsteigen. Jetzt haben die Festspiele den Salat. Kein guter Anfang für die Intendanz Hinterhäuser, immerhin ist der "Jedermann" (zwar nicht künstlerisch aber für das Publikum) seit jeher das am meisten beachtete Werk der Salzburger Festspiele.
Kinder-Teufel mit Wäscheleine
Peter Lohmayer ist ein starker "Tod", und auch Mavie Hörbiger als "Werke" und die große Edith Clever als "Jedermanns Mutter" überzeugen. Auch Tobias Moretti ist ein guter "Jedermann". Er füllt die Figur modern, redegewandt und ausdrucksstark. Aber insgesamt hilft das leider nichts. Denn "Buhlschaft" Stefanie Reinsperger fehlt die verführerische Ausstrahlung völlig, Hanno Kofler gibt einen passablen "Guten Gesell", ist aber als "Teufel" mit Kinderglitzerkostüm einfach lächerlich, und Mammon Christoph Franken muss sich als "Mammon" ein grauenhaft altbackenes Gold-Kostüm überziehen. Aber das enttäuschendste sind nicht die Schauspieler, das den Dom wie eine Wäscheleine verdeckende Bühnenbild, einzelne Kostüme, platte Regie-Einfälle oder die ebenfalls müden Musiker vom "Ensemble 13": Viel schlimmer ist: Dieser "Jedermann" wirkt, obwohl stark gekürzt, langatmig und fad. Das ist die größte Sünde, die ein Theater begehen kann.
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