Pilotprojekt entsteht ab Sommer
Mit Sonnen-Eisheizung gegen den Klimawandel

- Futuristische Optik, geniales Prinzip: Rudi Weimanns selbstgebauter Eisspeicher fungiert als "Klimabatterie" und verknüpft alle vorhandenen Energiequellen optimal und CO2 neutral.
- hochgeladen von Eckhart Herbe
Heizen mit Eis? Ungläubiges Kopfschüttlen bei dieser scheinbar paradoxen Ansage ist oft die Reaktion. Doch der St. Georgener Pensionist Rudi Weimann hat es wieder einmal geschafft. Sein umfangreiches Patent ist praktisch durch und mehrere weltweit agierende Konzerne aus der Heizungsbranche zeigen sich hochinteressiert.
Das rund vier Meter hohe Kernstück, der Eisspeicher, sieht mit seinen glänzenden Rohren und Schläuchen ein bisschen wie ein Aggregat vom Raumschiff Enterprise aus und sein Erbauer ähnelt dem bärbeißig-herzlichen Bordingenieur Scotty frappant. Einziger Unterschied: Hier ist der Prototyp für einen Wharp-Antrieb aus der Klimakrise - made in St. Georgen.
"Das Raus aus dem Öl ist unumkehrbar und alleine in Österreich für zehntausende Ölheizungen relevant. Für maximal effiziente Ersatzlösungen muss CO2 generell draußen bleiben. Wirklich jede verfügbare Energiequelle muss optimal eingebunden werden, großflächige Natureingriffe vermieden, Produktion und Wertschöpfung regionalisiert werden", ist Rudi Weimann überzeugt. Was tausende kluge Köpfe offenbar nicht sehen, nutzt der pensionierte Betriebsinstallateur ganz bewusst: simple Physik, genial vernetzt.
Gefrieren und Schmelzen als Energiequelle
Wer in der Schule aufgepasst hat, weiß, dass beim Übergang zwischen Eis, Wasser und Dampf Energie erzeugt oder benötigt wird. Damit wird auch Eis, richtig eingesetzt, zur Energiequelle. Denn beim Schmelzen gibt es Energie ab, die über einen Wärmepumpenkreislauf genutzt werden kann. Eine kalte Nacht unter dem Gefrierpunkt reicht aus, diese "Eisbatterie" gratis wieder aufzuladen - aus Kälte wird so Wärme. Das ist ganz vereinfacht gesagt das Grundprinzip des Eisspeichers. Indem auch Energie aus Regenwasser, Erdwärme, Solarthermie und Photovoltaik, oder vielleicht in einem nächsten Schritt sogar Haushaltsabwasser, über ein durchdachtes System einbezogen wird, entsteht ein Optimum an Ausbeute. So wird etwa bei Sommerhitze die dann im Überschuss vorhandene Sonnenenergie genutzt, um den Eispeicher wieder in seiner geschützten Bodenzisterne einzufrieren. Was ihn dann zum Kühler macht, der im Weimann'schen Patent völlig C02-neutral ein ganzes Haus kühlt.
Patent interessiert Weltkonzerne
Es würde hier zu weit führen, Rudi Weimanns patentiertes System der "Sonnen- Eis-Heizung" im Detail zu erklären. Fakt ist - auf diese Art erzeugt bisher noch niemand Energie. So geben sich Branchengrößen derzeit die Klinke in die Hand, um Näheres zu erfahren. Denn praktisch jeder Wärmepumpenhersteller könnte das System nutzen, weiter optimieren und ihm durch Massenproduktion zum Durchbruch verhelfen. Der Markt ist riesig, jedes Ein- und Mehrfamilienhaus, in abgewandelter Form auch ein Wohnblock, kann damit ausgestattet werden. Der Eispeicher passt auch unter handtuchgroße Reihenhausgrundstücke oder könnte sogar gereinigte ehemalige unterirdische Öltanks als Hülle nutzen. Das System kann mit der Regenwasserzisterne im Garten interagieren und später vielleicht auch dem "Grauwasser" aus Küche, Waschmaschine und Bad die Restwärme entziehen, anstatt sie in den Kanal zu spülen. Weitere ungenutzte Energiequellen - etwa ein badewannenwarmer Pool im Sommer - können die "Eisbatterie" ebenfalls "laden", während diese gleichzeitig das Wohnhaus daneben kühlt. Es gibt also noch immer Potential, verfügbare Energie unmittelbar da, wo sie anfällt, kreativ zu nutzen.
Pilotprojekt in Rohrbach
Charme hat das Projekt auch aus ganz anderer Sicht: Alle Komponenten können prinzipiell regional produziert und von ebenso regionalen Handwerkern installiert werden. Weite Transportwege entfallen, ebenso Problemstoffe oder nicht recyclierbare Abfälle. Seinen Prototyp hat Rudi Weimann selbst geschweißt. Im Bezirk Rohrach wird bald das erste Gebäude Österreichs mit der Sonnen-Eis-Heizung ausgestattet. Sie wird eine bestehende Ölheizung ersetzen und zur Gänze von regionalen Firmen umgesetzt. Wenn alles wie geplant und berechnet funktioniert, entsteht ein Klimaschutz-Leuchtturm mit Potential zum Nachhaltigkeits-Beststeller. Das Interesse potentieller Kunden ist schon vielfach bekundet.
Bürokratie verhindert derzeit Förderung
Mit einer Krux kämpft der Pionier allerdings noch: Das System ist so innovativ, dass es keinem der bestehenden Fördertöpfe des Landes OÖ zugeordnet werden kann. Es muss erst eine eigene Kategorie geschaffen werden, um Mittel zur Weiterentwicklung und natürlich für alle interessierten Umsteiger freigeben zu können. Eile ist also angebracht. Es wäre eine Schande, würde ein derart mustergültiges Projekt vom riesigen, aktuell zu verteilenden Klimakuchen nichts abbekommen.
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.