Vorschlag vom Verein Kleinwasserkraft
Skigebiete könnten als Stromspeicher dienen
Wie der Verein Kleinwasserkraft Österreich vorschlägt könnten die Speicherteiche, die im Winter für die Beschneiungsanlagen der Skigebiete benötigt werden, außerhalb der Saison für den Betrieb von Pumpspeicherkraftwerken genutzt werden. Helmut Holzinger, Chef der Bergbahnen Hinterstoder und Wurzeralm, kann der Idee, zumindest aus wirtschaftlicher Sicht, nicht viel abgewinnen.
OÖ. Bis zu 390.000 Kilowatt Leistung könnten Oberösterreichs ungenützte Speicherteiche laut dem Verein Kleinwasserkraft Österreich mittelfristig zur Verfügung stellen: „17 der 29 oberösterreichischen Speicherteiche sind Schätzungen zufolge zur Stromerzeugung geeignet,“ weiß Geschäftsführer Paul Ablinger. „In Zeiten des Klimawandels brauchen wir jede Kilowattstunde emissionsfreien, grünen Stroms. Dezentrale Pumpspeicher können dessen Integration erleichtern und Netze entlasten.“ Die wesentliche Infrastruktur für die Stromerzeugung sei bei Speicherteichen für die Kunstschnee-Erzeugung bereits vorhanden, das Potenzial für den Ausbau der Kleinwasserkraft groß.
„Blockaden beim Ausbau beseitigen“
Der Ausbau der Kleinwasserkraft ging laut Ablinger von 2022 auf 2023 sogar zurück. Trotz der Notwendigkeit des im Erneuerbaren Ausbau Gesetz (EAG) festgeschriebenen Ausbaus von Wasserkraft um eine zusätzliche Produktion von fünf Terawattstunden pro Jahr bis 2030 fehle für neue Kleinwasserkraft-Projekte weiterhin die Planungs- und Finanzierungssicherheit:
„Die Verfahrensdauer für neue Projekte ist völlig unberechenbar, die wirtschaftliche Planbarkeit entbehrt der Logik der unternehmerischen und kaufmännischen Sorgfaltspflicht. Auch Oberösterreich ist dringend aufgefordert, seine Verantwortung für Versorgungssicherheit und Netzausbau zu übernehmen, indem auch innovative Lösungen wie die Nutzung vorhandener künstlicher Speicherseen in Betracht zu ziehen, aber auch die Blockaden beim Ausbau der Kleinwasserkraft zu beseitigen",
so Ablinger.
Entlastung für Netz und Stromrechnungen
Für die Erzeugung von einem Kubikmeter Schnee braucht es laut den Angaben des Vereins im Schnitt 0,5 Kubikmeter Wasser und fünf Kilowattstunden Strom. Pro Saison würden in Österreich rund 290 Gigawattstunden Strom verbraucht, was dem Verbrauch von 180.000 Zweipersonenhaushalten entspricht. Die Speicherteiche zur Kunstschnee-Erzeugung würden dabei aber nur für einen kurzen Zeitraum im Jahr – die Branche spricht von 250 Stunden – zur Pistenbeschneiung gebraucht. Pumpspeicherkraftwerke in den Skigebieten könnten sich positiv auf den Strompreis und auf das Netzgefüge auswirken. Stromschwankungen könnten durch sie relativ rasch ausgeglichen werden und so den Weg für mehr dezentrale erneuerbare Energie-Erzeugung ebnen.
Holzinger: „Wirtschaftlich nicht sinnvoll“
„Wir sind meilenweit davon entfernt, dass das wirtschaftlich einen Sinn ergeben würde.“
Helmut Holzinger, Vorstandsdirektor der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG
Für Helmut Holzinger, Vorstandsdirektor der Hinterstoder-Wurzeralm Bergbahnen AG, ist die Idee von Pumpspeicherkraftwerken in Skigebieten nicht neu. Die Hindernisse sind für ihn deshalb bereits klar: Neben naturschutz- und wasserrechtlichen Problemen sieht Holzinger vor allem in der Wirtschaftlichkeit die Begründung, warum solche Kraftwerke österreichweit nur in wenigen Skigebieten sinnvoll sein könnten. Der niedrige und unberechenbare Preis für den verkauften Strom gepaart mit den äußerst hohen Investitionskosten würde einfach keine sinnvolle Rechnung ergeben. Wenn überhaupt, müsste man so ein Kraftwerk von Anfang an mitplanen, so Holzinger, denn allein schon die für die Beschneiung ausreichenden Dimensionen der Rohrleitungen, seien für derartige energietechnische Einsatzbereiche nicht geeignet, ganz abgesehen von den vielerorts kaum verfügbaren Wassermengen.
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