Arbeits- und Fachkräftemangel
Hummer: „Die Lösungen liegen auf dem Tisch“

WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer: „Jetzt muss es darum gehen, Leistung zu fördern und viel mehr als bisher zu honorieren.“ | Foto: Wakolbinger
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Laut Wirtschaftskammer ist Österreich das vom Fach- und Arbeitskräftemangel am stärksten betroffene Land in Europa. Jetzt fordert die Unternehmervertretung ein Bekenntnis zu Leistung und Wohlstand ein.

OÖ. Fachkräfte- bzw. Arbeitskräftemangel, demografische Entwicklung, Wohlstandsverlust – Reizworte, die nicht erst in der jüngsten Vergangenheit Inhalt zahlreicher Diskussionen sind. Es sei jetzt aber an der Zeit „das Stadium der Problembeschreibung zu verlassen und wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen“, heißt es von der Wirtschaftskammer (WK) OÖ. WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer und Direktor Gerald Silberhumer forderten am Dienstag in einer Pressekonferenz mehr Leistungsbereitschaft ein – betonten aber auch, dass es nicht darum gehe die Menschen zu mehr Arbeit zu nötigen, sondern vielmehr darum mehr Arbeit attraktiver zu machen und jene, die bereits jetzt viel leisten dafür zu belohnen. Kritisiert werden derzeit ebenso populäre Vorschläge zu Arbeitszeitverkürzung und Arbeitslosengelderhöhung.

Die Wahrheit ist gerade jetzt zumutbar: Auch in Zukunft müssen wir unseren Wohlstand zuerst verdienen, bevor er verteilt wird. Wenn wir weniger leisten, dann wird es weniger Sozialleistungen geben. Mit der Gefahr, dass ganze Branchen ins Ausland abwandern. Wodurch eine Abwärtsspirale in Gang käme.

warnt Hummer vor dem „wirtschaftlichen und sozialen Abstieg vieler Österreicherinnen und Österreicher“.

WKOÖ-Direktor Gerald Silberhumer: „Wir müssen wieder mehr arbeiten und uns mehr dahinterklemmen!“ | Foto: Wakolbinger
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Die Puzzleteile gegen den Arbeitskräftemangel

Potenziale sieht die WKOÖ etwa bei den Müttern – von ihnen sind in Oberösterreich rund zehn Prozent mehr in Teilzeit als im Österreichschnitt. Deshalb fordert man einen konsequenten Ausbau der Kinderbetreuung und eine steuerliche Absetzbarkeit der Betreuungskosten bzw. auch die Rückkehr zur kostenlosen Nachmittagsbetreuung. Eine Anhebung der Zuverdienstgrenze beim einkommensabhängigen Kinderbetreuungsgeld würde den Müttern mehr Wochenstunden als jetzt ermöglichen. Außerdem seien flexiblere Arbeitszeitmodelle nötig.

„One Year More“ arbeiten, also ein Aufschub des Pensionsantritts, ist aus Sicht der WKOÖ „der größte Hebel gegen den Fach- und Arbeitskräftemangel“. Jene die schon in Pension sind sollen mit steuerlichen bzw. abgabentechnischen Vorteilen dazu bewegt werden zu arbeiten. In Deutschland, so ein Kernargument der WKOÖ, arbeiten im Alter zwischen 60 und 64 rund zwei Drittel der Menschen, während es in Österreich nur ein Drittel ist. Für Schwerwarbeiter, bei denen ein früherer Pensionsantritt legitim sei, stellt man sich „präventiv wirkende Gesundheitsprogramme sowie ein langsames ,Gleiten in die Pension‘“ um „länger und produktiv im Betrieb tätig sein zu können“.

Arbeitslose Jugendliche und Asylwerber sollen aus sogenannten „Inaktivitätsfallen“ geholt werden. Gemeint ist damit, dass es aus Sicht der WKOÖ gerade für diese Gruppen zu verlockend ist, arbeitslos zu bleiben. Die Lösung: Härtere Regeln bei Jobvermittlung bzw. Anhebung von Zumutbarkeitsgrenzen etwa bei der Entfernung zwischen Wohnort und Arbeitsstelle, Staffelung bzw. Kürzung des Arbeitslosengeldes, Sanktionierung bei Pfusch. Für Asylwerber sollen staatliche Zuwendungen an Weiterbildung gekoppelt werden, außerdem wünscht man sich „verpflichtende regionale Jobmessen“ und eine Vermeidung von zu großen „Communities“, sprich eine geregelte und gleichmäßige Verteilung der Menschen in OÖ, auch abseits der Ballungszentren.

Qualifizierten Zuzug will die WKOÖ über eine Weiterentwicklung und Ausweitung der Rot-Weiß-Rot-Card erreichen. „Selbst wenn alle freien Arbeitsreserven im Land gehoben werden könnten, werden wir schon aufgrund der demografischen Entwicklung ohne zusätzliche Arbeitskräfte aus dem Ausland nicht auskommen“, so Hummer. Menschen aus Serbien, Bosnien und Herzegowina, Mazedonien etc. sollten – wie ukrainische Flüchtlinge – künftig mit einer „Blue-Card“ ausgestattet und so vom Ausländerbeschäftigungsgesetz ausgenommen werden.

Nicht neu, aber für die WKOÖ aktueller denn je ist die Forderung nach „Mehr Netto vom Brutto“: 46,8 Prozent betrug im Jahr 2022 die Steuer- und Abgabenbelastung für einen durchschnittlichen alleinstehenden Arbeitnehmer in Österreich. Damit weist unser Land laut WKOÖ die vierthöchste Steuerbelastung auf Arbeit unter den 38 OECD-Mitgliedsländern auf. Es müsse sich „einfach mehr als bisher auszahlen, Stunden aufzustocken, mehr Überstunden zu machen, von der Arbeitslosigkeit in eine reguläre Beschäftigung zu wechseln, oder aber später in Pension zu gehen“.

In Kürze soll zum Thema eine österreichweite multimediale Kampagne der WKO starten.

WKOÖ-Präsidentin Doris Hummer: „Jetzt muss es darum gehen, Leistung zu fördern und viel mehr als bisher zu honorieren.“ | Foto: Wakolbinger
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