Elektrotechniker-Sprecher
"Ein Jahr Wartezeit für PV-Anlagen in Oberösterreich"

- Stephan Preishuber ist Sprecher der Elektrotechniker in Oberösterreich.
- Foto: Nik Fleischmann Visual Competence
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Die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen boomt in ganz Österreich. Das Material ist knapp, die Elektriker sind voll beschäftigt, die Netzbetreiber kommen kaum hinterher und die Förderungen sind binnen Minuten vergriffen. Die BezirksRundschau hat mit Stephan Preishuber, Sprecher der Elektrotechniker in Oberösterreich, über die Wartezeit für Photovoltaik-Anlagen, die Probleme mit den Förder-Calls und die heiß begehrten "Balkonkraftwerke" gesprochen.
BezirksRundSchau: Wie lange muss man derzeit durchschnittlich warten, bis man eine PV-Anlage aufs Dach bekommt?
Preishuber: Man muss von der Entscheidung für eine PV-Anlage bis zur Montage derzeit ungefähr ein Jahr rechnen. Es ist immer wieder auf die Förder-Calls zu warten, die limitiert sind. Außerdem ist die Materialverfügbarkeit ein Problem und es dauert auch einen Zählpunkt zu bekommen – und dann muss der Elektriker natürlich noch Zeit haben, die Anlage zu installieren. Diese vier Komponenten sind derzeit ausschlaggebend dafür, dass es solange dauert. Wer heuer noch eine PV-Anlage möchte, sollte sich spätestens jetzt zeitnah bei einem Elektriker melden.
Es heißt immer wieder, dass es eigentlich zu wenige Elektriker gibt, um das alles zu montieren, was derzeit bestellt würde.
Die Arbeitskräfte sind eigentlich das geringste Problem. Wenn man sich den Ablauf einer PV-Anlagenmontage ansieht, dann kann schon das Beantragen eines Zählpunkts für eine größere Anlage mit mehr als 20 KW bis zu fünf Monate dauern. Bei kleineren Anlagen geht das schon schneller und wenn jemand darauf verzichtet, den Überschuss einzuspeisen, dann geht es nochmal schneller. Denn auch die Berechnung der Einspeisung dauert einfach eine Zeitlang. Hinzu kommt, dass wahrscheinlich im März oder April das Material bei den Großhändlern schon wieder aus ist – so war es jedenfalls im Vorjahr.
Die Förderung für PV-Anlagen ist für jene, die nicht so computeraffin sind, sehr schwer zu schaffen. Wären Sie dafür von den Fördercalls weg zu gehen, hin zu einer Förderung, die jederzeit beantragt werden kann?
Ja, das wäre definitiv der bessere Weg. Der Fördertopf wurde zwar heuer extrem aufgestockt, aber wenn man jene abzieht, die bereits seit dem Vorjahr auf die Förderung warten, dann bleibt heuer wieder viel zu wenig Geld übrig.
Hat eigentlich der russische Angriffskrieg für den PV-Boom gesorgt?
Durch den Ukraine-Krieg ist die Nachfrage extrem stark gestiegen, gleichzeitig ist das Angebot zurückgegangen. Aber bereits 2021 hat China nur mehr ein Drittel der dort hergestellten PV-Paneele ins Ausland exportiert. China hat also bereits vor zwei Jahren die Ausfuhr beschränkt, weil sie die Ware selbst gebraucht haben.
Und Europa ist bei den PV-Anlagen völlig abhängig von China?
Ja, aus China kommt etwa 80 Prozent des verbauten Materials.
Wie schnell rechnet sich eine PV-Anlage derzeit?
Bei kleineren Anlagen liegt man derzeit schon deutlich unter zehn Jahren, im Gewerbebereich ist man teilweise bei vier bis fünf Jahren.
Rechnet sich eine PV-Anlage auch in einem Einfamilienhaus, auch wenn man keine Wärmepumpe hat, aufgrund des hohen Strompreises?
Ja, definitiv. Früher hat man immer kalkuliert, dass man mindestens sieben Cent Einspeisetarif braucht, damit sich die Anlage rentiert. Mittlerweile liegen wir schon bei 15 Cent oder deutlich darüber. Also es rechnet sich jede Anlage.
Welche Tipps haben Sie für Personen, die eine PV-Anlage anschaffen möchten?
Man sollte den Zeitrahmen im Auge haben und sich relativ zeitnah, am besten noch im Februar, beim Elektriker melden, wenn man heuer eine Anlage möchte. Darüber hinaus sollte man schauen, einen vernünftigen Elektrotechnikbetrieb mit einer Gewerbeberechtigung zu beauftragen. Denn es gibt derzeit viele Firmen, die eine Goldgräberstimmung ausnutzen, und alles mögliche montieren. Sobald das erledigt ist, muss aber wiederum erst ein Elektriker kommen, um den Wechselrichter zu montieren, ein Abnahmeprotokoll zu machen und alles mit dem Netzbetreiber zu arrangieren.
Was halten Sie von den Balkonkraftwerken, die derzeit stark nachgefragt sind?
Das ist ein schwieriges Thema, denn prinzipiell spricht nichts dagegen eine Anlage mit weniger als 800 Watt zu montieren. Aber wenn mehrere Anlagen gleichzeitig Strom einspeisen, dann kann es zu Steckdosenbränden kommen. Es könne die Kabel überlasten, weil es keine Sicherung zwischen Balkonkraftwerk und Steckdose gibt. In Deutschland werden diese Anlagen etwa nur mehr ohne Stecker verkauft, damit sie von einem Elektriker montiert werden müssen. Aber wenn die Module auf einem eigenen Sicherungskreis hängen, dann spricht eigentlich nichts dagegen.
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