Welt-Suizid-Präventionstag
Suizidprävention in Zeiten von Corona

- Suizid ist nach Verkehrsunfällen die zweithäufigste Todesursache bei jungen Menschen. Um Bewusstsein zu schaffen, ist am 10. September der Welt-Suizidpräventionstag.
- Foto: Land OÖ/Andrea Binder
- hochgeladen von Katharina Wurzer
In Österreich sterben täglich drei bis vier Menschen durch Suizid. Oberösterreichweit haben sich 2018 172 Menschen das Leben genommen. 134 davon waren männlich. Der Welttag der Suizidprävention am 10. September soll Bewusstsein für das Thema schaffen.
OÖ. Suizid ist nach wie vor eine häufige Todesursache. Laut dem Kepler Universitätsklinikum gibt es in Österreich dreimal mehr Suizidtote als Verkehrstote. 10 bis 20-mal häufiger kommt es zu Versuchen, besonders in jungen Jahren. In den ersten Monaten der Corona-Pandemie sei bisher kein Anstieg der Suizidtoten zu bemerken, schildert Psychotherapeut Thomas Kapitany. Er leitet das Kriseninterventionszentrum Wien. Berichtet werden könne hingegen von einem Anstieg an Depressionen, psychischer und physischer Gewalt. Die Corona-Pandemie habe bestehende psychische Erkrankungen zum Teil verschlechtert, ergänzt Silvia Breitwieser, Leiterin der TelefonSeelsorge Oberösterreich. Die Zahl der Beratungsgespräche stieg zwischen März und Mai massiv an.
Acht von zehn Personen kündigen ihren Suizid an
Dabei sei es ein Trugschluss, dass Menschen nur dann über Suizid sprechen, wenn sie diesen nicht begehen wollen. Acht von zehn Personen kündigen ihren Suizid vorher an. In dieser Phase könnten sie noch erreicht werden. So sind der Hinweis auf Hilfsangebote und ein offenes Gespräch über Suizidgedanken Hilfestellungen. Laut Kepler Universitätsklinikum reichen bei 15 Prozent der Suizidgefährdeten vier Gespräche aus, um sie zu stabilisieren.
Anzeichen einer Suizidgefahr sind zum Beispiel Niedergeschlagenheit, Resignation, Freudlosigkeit, Verlust der Lebensperspektiven und Selbstvorwürfe. Gefährdete Menschen äußern etwa, dass sie jedem zur Last fallen würden, nicht mehr mitmachen wollen oder dass alles aufhören soll. Ein höheres Risiko für eine Selbsttötung haben Menschen mit einer Depression, Personen mit einer Suchterkrankung, alte und einsame Menschen, aber auch Personen nach Schicksalsschlägen und traumatischen Ereignissen. Dazu können etwa der Verlust des Arbeitsplatzes, eine Trennung oder wirtschaftliche Krisen zählen. Nach der letzten Wirtschaftskrise 2008/2009 sind die Suizidraten besonders in jenen Ländern angestiegen, in denen die sozialen Auswirkungen stark ausgefallen sind.
Suizid-Monitoring in der Pandemie
Psychotherapeut Kapitany befürchtet, dass die Folgen der Corona-Pandemie ebenfalls zu einem Anstieg an Selbsttötungen führen könnten. Derzeit wird bereits ein Suizid-Monitoring durchgeführt.
„Psychische Krisen können alle Menschen treffen, unabhängig von Alter, Bildung, Beruf, Herkunft und sozialem Status. Umso wichtiger ist es mir, in Notsituationen die entsprechende Betreuung rasch und unkompliziert anzubieten. Es ist mir ein Anliegen, dass Betroffene auf ihrem Weg in und aus der Krise beste Betreuung und Begleitung erfahren. Dadurch kann vielfach Schlimmeres abgewendet werden“, meint Gesundheits-Landesrätin Christine Haberlander (ÖVP).
Menschen, die selbst suizidgefährdet sind, oder sich um jemanden Sorgen machen, können sich hierzulande an verschiedene Stellen wenden. Darunter sind die Krisenhilfe Oberösterreich, die TelefonSeelsorge OÖ und die Klinik für Psychotherapeutische Medizin am Kepler Universitätsklinikum.
Hilfe bei psychischen Krisen
TelefonSeelsorge OÖ- Notruf 142
Krisenhilfe OÖ: 0732/2177
Sozialpsychiatrisches Ambulanzzentrum des Kepler Universitätsklinikums: 05 7680 87 - 23090


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