Niederösterreich-Paradoxon
Strompreisbremse + Rabatt = Plus auf Rechnung

- Der Stecker kann drin bleiben: Durch die neue Strompreisbremse der Bundesregierung und den Blau-Gelben Stromrabatt kommt unter Umständen unterm Strich der Stromrechnung sogar ein Plus raus.
- Foto: pixabay
- hochgeladen von Christian Trinkl
Am Wochenende hat die Bundesregierung überraschend die Einführung einer Strompreisbremse verkündet. Grob gesagt sollen 80 Prozent des im Landesdurchschnitt pro Haushalt verbrauchten Stroms zu einem Höchstpreis von 10 Cent pro Kilowattstunde abgegeben werden. Für den Rest zählt der höhere Marktpreis. Der bereits verkündete und im Oktober startende niederösterreichische Strompreisrabatt bleibt jedenfalls erhalten. Das hat Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner auf Nachfrage von MeinBezirk.at bekräftigt. Und: Durch Strompreisbremse und NÖ Strompreisrabatt kannst du am Ende sogar mit einem Plus auf der Stromrechnung aussteigen!
NIEDERÖSTERREICH. Zuerst nochmal die gute Nachricht vorweg: Am Mittwoch will der Ministerrat die Strompreisbremse für ganz Österreich auf Schiene bringen. 80 Prozent des durchschnittlich verbrauchten Stroms soll damit preislich gedeckelt werden. Und das soll ersten Informationen nach direkt beim Energieversorger passieren. Heißt: Kein Formular, kein Förderansuchen, der Strompreis wird direkt heruntergerechnet. Die Regierung kalkuliert dabei mit bis zu 2,5 Milliarden Euro.
Doch was passiert mit dem NÖ Strompreisrabatt? Wird dieser jetzt ausgesetzt, da ja der Bund die Kosten übernimmt und den Strompreis deckelt. Wir haben für euch nachgefragt.
NÖ Strompreisrabatt bleibt
Aktuell könnt ihr ja euren Blau-Gelben Strompreisrabatt direkt beim Energieversorger, etwa der EVN, oder beim Land beantragen. Er beträgt 11 Cent pro Kilowattstunde und richtet sich ebenfalls nach 80 Prozent des durchschnittlichen Jahresverbrauchs. So gibt es für einen Einpersonenhaushalt 169,58 Euro im, zwei Personen bekommen 272,36 Euro abgezogen.
Abgezogen wird der Rabatt ab Oktober monatlich bzw. bei anderen Rechnungsintervallen dann entsprechend dieser.
Und der NÖ Strompreisrabatt soll trotz Bundes-Strompreisbremse bleiben, sagt Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: „Die Menschen sind mit Teuerungen in allen Lebensbereichen konfrontiert. Und damit stark belastet. Über die Entlastungen beim Strompreis haben wir die Möglichkeit allen niederösterreichischen Haushalten zu helfen. Daher bleibt der blau-gelbe Strompreisrabatt als Entlastung der niederösterreichischen Haushalte selbstverständlich aufrecht. Das haben wir von Anfang an so versprochen - und darauf können sich unsere Landsleute auch verlassen."
Dass auch der Bund eingreift, begrüßt Mikl-Leitner.
"Ich bin sehr froh, wenn jetzt auch von Bundesseite Entlastungen beim Strompreis kommen, denn jede weitere Maßnahme durch den Bund ist eine zusätzliche Entlastung für unsere Landsleute - auch für andere Lebensbereiche. Und das ist in diesen herausfordernden Zeiten auch wichtig.“
- Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner
Strompreis-Paradoxon: Winkt eine Gutschrift?
Die nun doppelte Unterstützung beim Strompreis führt zu einem Paradoxon. Da die Strompreisbremse der Bundesregierung den Strompreis auf 10 Cent pro Kilowattstunde deckelt, der NÖ Strompreisrabatt aber 11 Cent pro Kilowattstunde beträgt, steigen die Niederösterreicher rein rechnerisch sogar mit einem Plus auf der Stromrechnung aus. Pro Kilowattstunde "verdient" jeder Niederösterreicher einen Cent.
In der Realität wird es mit einer echten Gutschrift aber wohl nichts. Beide Förderungen gelten nur für die ersten 80 Prozent des Stromverbrauchs. Heißt: Für den Teil des Stroms, der darüber liegt, gelten die aktuell sehr hohen Marktpreise und es gibt auch keinen NÖ Strompreisrabatt dazu. Und selbst wenn ihr euren Stromverbrauch in die Nähe der 80 Prozent senken würdet, die Stromrechnung besteht ja nicht nur aus dem reinen Strompreis sondern auch Netzentgelten und vielem weiterem. Die sind weiterhin zu zahlen. Aber im optimalen Fall kostet euch der wirkliche Strom tatsächlich nichts.
Niederösterreich will an seiner Unterstützung also festhalten. Ob es dabei bleibt, oder ob nicht dann doch von Bundesseite etwas gegengerechnet wird, wird wohl erst nach dem Ministerrat am Mittwoch feststehen, wenn mehr über die genauen Regeln bekannt ist.
Reaktionen aus Niederösterreich
Die NEOS sehen die Strompreisbremse kritisch. Aus der Landespartei heißt es, man müsse wegkommen von teuren Gießkannenzahlungen, die nicht sozial treffsicher seien. Generell sei die Strompreisbremse falsch konstruiert, weil sie nicht zum Energiesparen animiere, sondern den Stromverbrauch zusätzlich anheize.
Prinzipiell positiv sieht die SPÖ Niederösterreich die Strompreisbremse. SPÖ-Chef Franz Schnabl: „Grundsätzlich begrüßen die Sozialdemokratischen Mitglieder der Landesregierung den Strompreisrabatt und stimmen dem Grundsatzbeschluss auch zu. Jedoch erreichen uns in den letzten Tagen zahlreiche Zuschriften von Menschen, die vom Strompreisrabatt ausgeschlossen sind, da sie erst nach dem Stichtag einen Hauptwohnsitz in Niederösterreich begründet haben. Diese Menschen werden nun dafür bestraft, dass sie ihren Lebensmittelpunkt nach Niederösterreich verlagert haben und ihr künftiges Leben in unserem schönen Bundesland verbringen wollen."
Die SPÖ will also die Stichtagsregel abschafen.
Die FPÖ wiederum sieht als Grundursache die Sanktionen gegen Russland. FPÖ-Chef Udo Landbauer gegenüber MeinBezirk.at: „Mit der geplanten Strompreisbremse bekämpft die schwarz-grüne Bundesregierung wieder einmal nur die Symptome, aber nicht die Ursachen der Krise. Wir brauchen eine Sanktionsbremse, also den Ausstieg aus den unsinnigen Russlandsanktionen, die der eigenen Wirtschaft und der eigenen Bevölkerung mehr schaden als dem Adressaten der Wirtschaftssanktionen."
Die Grüne Landessprecherin Helga Krismer sagt: "Wir haben schon am Mitte Juli eine entsprechende Bremse und 80% Deckelung gefordert. Daher begrüßen wir nun die österreichweite Entscheidung der Türkis-Grünen Bundesregierung. Mit dieser Maßnahme soll der allgemeine Kostenanstieg im Energiesektor gedämpft werden und eine jährliche Entlastung von etwa 500 Euro pro Haushalt bringen. Diese Strompreisbremse für ganz Österreich macht deutlich mehr Sinn, anstatt kleine Lösungen der einzelnen Bundesländer umzusetzen. Dieses Modell bietet nun den Anreiz, Energie zu sparen - individuell und in jedem Haushalt und Betrieb. Das bringt einen Beitrag zum Klimaschutz und wird auch in den Geldbörserl der Menschen zu spüren sein.“
Mehr Informationen:
• Blau-Gelber Strompreisrabatt (EVN)
• Blau-Gelber Strompreisrabatt für andere Anbieter (Land Niederösterreich)






Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.