Covid-19
Kritik von Paznauner Hausarzt: "Von öffentlicher Seite keine Nachfrage"
PAZNAUN/KAPPL (sica). Die Ausnahmesituation durch den Corona-Virus macht den Hausärzten durch erschwerte Behandlungsbedingungen zu schaffen. Dr. Florian Jehle, Hausarzt in Kappl, kritisiert die Betreuung von Seiten öffentlicher Hand.
Medizinische Versorgung trotz Hindernissen
Zwischenzeitlich mussten im Paznaun die Ordinationen in Galtür und See für ein paar Tage schließen, da positive Covid-19 Tests beim medizinischen Personal durchgeführt wurden. Beide Praxen konnten den Sonderbetrieb nach negativen Tests bei allen Mitarbeitern wieder aufnehmen. Die Allgemeinmediziner im Paznaun wollen die ärztliche Versorgung so lange wie möglich aufrechterhalten und die Patienten im Tal behandeln. Trotz Lieferschwierigkeiten von benötigtem Verbrauchs- und Schutzmaterial und Schwierigkeiten bei Medikamentenlieferungen gilt es, die Grundversorgung zu sichern.
Kritik an Unterstützung von öffentlicher Seite
Dr. Florian Jehle (Ordination Kappl) wies in einem Schreiben vom 16. März (Dritter Tag unter Quarantäne) auf die mangelhafte Information von der Standesvertretung hin:
"Von der Standesvertretung und den Krankenkassen kontaktierte mich niemand. Es kommen unzählige E-Mails. Wie es weiterhin funktionieren soll, woher man benötigtes Verbrauchs- und Schutzmaterial bekommt, alles noch offene Fragen."
In dieser schwierigen Lage habe man sich untereinander beraten, so Jehle.
"Von außen kaum bis wenig Rückmeldungen, man spricht mit Kollegen, jeder versucht weiterzumachen."
Das Schreiben von Dr. Jehle in voller Länge finden Sie hier.
Nach wie vor besprechen sich die Tal-Ärzte in täglichen Telefonkonferenzen zu den Entwicklungen des Corona-Virus und der momentanen Lage.
Mittlerweile habe sich jemand von der Ärztekammer gemeldet, was aber laut Jehle "viel zu spät passierte". Die Mediziner fühlen sich an dieser Stelle von den öffentlichen Behörden und der Regierung alleingelassen.
Zuspruch zur Äußerung von Dr. Jehle zur aktuellen Situation wurde auch von der Nachbarordination von Dr. Artur Prem in See via Facebook gezeigt:
Für die Allgemeinmediziner stellt sich in der Krisensituation nicht nur die Ausnahmesituation durch den Einsatz rund um die Uhr zur Sicherung der Grundversorgung. Dr. Florian Jehle wies auch auf finanzielle Herausforderungen hin: "Durch die großteils telefonische Beratung und Fern-Behandlung der Patienten bleibt unsere Ordination bis auf wenige Patienten pro Tag leer. Die Mitarbeiter sind aber in der Praxis. Finanziell bringt uns Hausärzte die Ausnahmesituation auch in eine schwierige Lage."
Forderungen für die Zukunft
"Hoffentlich bessert sich die Situation in der nächsten Woche!", schrieb Dr. Artur Prem im Facebook-Post, die Ärzte wünschen sich aber auch für die Zukunft eine Verbesserung in Sachen Krisenmanagement. Allgemeinmediziner sollen im Notfall besser in Pläne und Entscheidungen integriert werden und mehr Informationen erhalten.
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