Erinnerungen an Papst Franziskus
"Eine Begegnung, die ich nie vergessen werden"

- Abt Nikolaus vom Zisterzienser-Stift Schlierbach mit Papst Franziskus bei einer Privataudienz in Rom.
- Foto: Stift Schlierbach
- hochgeladen von Franz Staudinger
"Natürlich prägen zwölf Jahre Pontifikat die Kirche ungemein." Abt Nikolaus Thiel vom Stift Schlierbach erinnert sich an Papst Franziskus, der am Ostermontag 2025 verstorben ist.
SCHLIERBACH. "Ich denke an den Abend seiner Wahl, die erste Begegnung am Balkon von St. Peter und sein 'Guten Abend', seine Bitte auch um das Gebet aller für ihn und sein Amt." so Abt Nikolaus.
Für Franziskus war der zentrale Ort der Begegnung mit Christus der Mensch, besonders der Arme, der an den Rand gedrängte. Eindringlich und bildgewaltig beschrieb er in seinem ersten Schreiben „Evangelii gaudium“ die Kirche als ein Feldlazarett, das für alle Menschen heilend wirken sollte. Einer verbeulten Kirche an der Seite der Menschen, so der Papst weiter, sei der Vorzug zu geben vor einer perfekten Kirche, die sich selbst genügt. "Eine Kirche an der Seite der Menschen kann sich nicht gegen die Schöpfung stellen. So hat sich Papst Franziskus mit der Enzyklika „Laudato si´“ (= Gelobt seist du) auch aktiv in die Debatte um die Klimakrise einbrachte. Dabei vertrat er immer wieder folgende zwei Anliegen: die Schöpfung bildet kein Gegenüber zum Menschen, sondern ist der einzige Lebensraum, der ihm zur Verfügung steht", so Abt Nikolaus.
Synodalität, verstanden als gemeinsames Unterwegssein im Glauben, war für Papst Franziskus der theologische Leitbegriff der letzten Jahre seines Pontifikates. Ja, mehr noch. Für den Papst war Synodalität ein anderes Wort für Kirche. Dabei geht es vor allem um das Aufeinander-Hören und das Wahrnehmen von Gemeinsamkeiten und Unterschieden. Mit einem Umstand konnte und wollte sich der Papst nie abfinden: dem Krieg. Unaufhörlich forderte er von Machthabern ein, dem Krieg und dem Töten von Menschen ein Ende zu bereiten. Ziel könne es nicht sein, so der Papst, durch noch mehr Waffen abschreckend zu wirken. Vielmehr forderte er nachdrücklich ein, die Ausgaben für die Waffenproduktion zur Bekämpfung des Hungers zu verwenden. Die Menschheit dürfe sich nicht abfinden mit dem Leid, mit der Not und mit der Ungerechtigkeit auf dieser Welt.
"Den stärksten Eindruck hat dieser Papst aber auf mich durch seine menschlichen Gesten gemacht. Denn die Wahl seines Namens, seine Entscheidung im Gästehaus Santa Marta zu wohnen, seine spontane Zuwendung zu Menschen (in Briefen, am Telefon oder im Fernsehen) und seine Offenheit, über eigene Schwächen und Grenzen zu sprechen, machten deutlich – dieser Papst verkörpert nicht zuerst ein Amt, sondern lebt als Mensch an der Seite der Menschen. Darin wurde deutlich: Das ist ein Papst, der Menschen versteht, ihre Nähe sucht und ihnen darin die Liebe und Zärtlichkeit Gottes vermittelt."
Persönliche Begegnung
"Ich denke aber besonders an den 17. Oktober des Jahres 2022. Papst Franziskus empfing in Privataudienz die Äbtissinnen und Äbte des Zisterzienserordens. Unser Generalabt begrüßte ihn in unserem aller Namen und Papst Franziskus richtete das Wort an uns alle." erinnert sich Abt Nikolaus. "Es gelte, Jesus genau zu beobachten, gab uns der Papst bei dem Treffen mit: 'Beobachtet den Herrn, seine Art, zu handeln, sein Gesicht voller Liebe und Frieden (…) Schaut gemeinsam auf den Herrn, nicht jeder für sich, tut es in Gemeinschaft. Natürlich auch jeder im eigenen Tempo und vor dem Hintergrund der eigenen persönlichen Erfahrungen und Geschichte - aber gemeinsam.' Der Papst wählte als Bild dafür eine 'kirchliche Symphonie', die gemeinsam und geordnet aus sich herausgehe. Papst Franziskus rief uns auf, nicht selbstbezogen und verschlossen zu sein, sondern stets 'einladend und missionarisch.'
"Für uns alle unvergessen ist aber der Augenblick, als wir ihm persönlich die Hand reichen durften und von ihm als Andenken den Rosenkranz erhielten, den ich immer in meinem Schreibtisch aufbewahre, als Andenken an diese besondere Stunde meines Lebens. Eine Begegnung die ich, die wir alle wohl nie vergessen werden."
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