Unsichtbare Gärtner
Wie die Biber Innsbrucks Natur neu gestalten

Ein seltenes Glück einen Biber vor die Linse zu bekommen. Die Nager sind nachtaktiv. | Foto: Eder
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  • Ein seltenes Glück einen Biber vor die Linse zu bekommen. Die Nager sind nachtaktiv.
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In Innsbruck gibt es fünf Biberreviere am Inn, der Sill und am Lohbach. Die Tiere sind keine Schädlinge für die Natur, sondern fördern Naturverjüngung und Artenvielfalt durch das Fällen von Bäumen. Ihr Lebensraum ist wichtig für viele weitere Lebewesen.

INNSBRUCK. Spaziert man des Öfteren am Inn oder der Sill entlang, kann es schon vorkommen, dass man angenagte oder sogar gefällte Bäume an der Böschung des Gewässers entdeckt. Ein Zeichen, dass hier ein Biber zugange war. Doch er ist, wie es vielleicht auf den ersten Blick scheint, keinesfalls ein Schädling für die Natur, sondern sorgt für Naturverjüngung und Artenvielfalt. Monika Eder-Trenkwalder ist Biberbeauftragte für den Raum Innsbruck und erklärte im MeinBezirk Interview, warum dieses Nagetier der Natur guttut.

Heimisch und geschützt

Der Biber ist nicht nur eine heimische Tierart, sondern gehört laut der Flora-Fauna-Habitatrichtlinie und dem Tiroler Naturschutzgesetz auch zu den geschützten Tierarten in Tirol. Das heißt, seine Lebensräume dürfen nicht zerstört werden und auch seine Bauten müssen in Ruhe gelassen werden. Die Nagetiere wurden in Tirol nicht von Menschen angesiedelt, sondern sie sind von Bayern kommend, dem Inn entlang nach Tirol eingewandert.

Ein Biberweibchen mit ihrem Jungen. Bis zu drei Generationen können in einem Biberbau wohnen. | Foto: Eder
  • Ein Biberweibchen mit ihrem Jungen. Bis zu drei Generationen können in einem Biberbau wohnen.
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Der Biberbestand in Innsbruck

Als Biberbeauftragte ist Monika Eder-Trenkwalder auch für die Bestandserhebung der Tiere in Innsbruck zuständig. 

"Wir zählen nicht die einzelnen Individuen, sondern die Reviere und unterscheiden, wenn möglich, in Einzel- oder Familienrevier. In Innsbruck gibt es derzeit aktuell fünf Biberreviere. Diese finden sich an Inn, Sill und am Lohbach. Einmal jährlich werden die Biberreviere von uns Biberbeauftragten erhoben",

erläutert Monika Eder-Trenkwalder.

Entlang der Innpromenade sind immer wieder angenagte Bäume zu sehen. | Foto: Lisa Kropiunig
  • Entlang der Innpromenade sind immer wieder angenagte Bäume zu sehen.
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Sind Biber ein Problem?

Im Interview mit der Biberbeauftragten für Innsbruck wird schnell deutlich, dass der Biber der Natur durch das Fällen der Bäume keinen Schaden zufügt. Warum, erklärt Monika Eder-Trenkwalder:

"Es liegt in der Natur des Bibers, dass er im Winter Bäume fällt, um an seine Nahrung zu gelangen. Der Biber ist insofern kein Schädling für die Bäume, da diese nach der Fällung durch den Biber wieder austreiben. Der Biber schafft somit eine Naturverjüngung des Baumbestandes."

Der Biber sorgt für Artenvielfalt

Doch der Biber hilft nicht nur bei der Verjüngung der Natur, sondern schafft auch für andere Lebewesen neue Lebensräume.

"Für die Natur schafft der Biber durch seine Tätigkeit vielfältige Strukturen, welche wiederum für andere Tiere und auch Pflanzen von Vorteil sind. Durch seine Tätigkeit fördert der Biber die Artenvielfalt, indem er neue Lebensräume in unserer größtenteils ausgeräumten Landschaft schafft. Somit trägt er auch in städtischen Bereichen zu mehr Artenvielfalt bei",

weiß Monika Eder-Trenkwalder.

Der Biber ernährt sich rein vegetarisch. Im Sommer frisst er fast alles was grün ist – im Winter sind Baumrinden oft die einzige Nahrung. | Foto: Monika Eder-Trenkwalder
  • Der Biber ernährt sich rein vegetarisch. Im Sommer frisst er fast alles was grün ist – im Winter sind Baumrinden oft die einzige Nahrung.
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Schutz für Fisch und Co.

Sogar das Totholz, welches der Biber erzeugt, ist für etwas gut, es fördert nämlich die Insektenvielfalt und die am Boden liegende Äste bieten einen sicheren Ort für Kleinsäuger. Monika Eder-Trenkwalder gibt weitere Einblicke in die Welt des Bibers:

"Biber bauen neben Dämmen auch Biberburgen und graben kleine, sogenannten Fluchtröhren. Durch Dämme, welche das Wasser aufstauen, durch Röhren, Biberburgen und gefällte Bäume entstehen vielfältige neue Strukturen. Gefällte im Wasser liegende Bäume sind zum Beispiel Rückzugsräume und Verstecke für Fische, die es im Inn nur mehr selten gibt."

Ein seltenes Glück einen Biber vor die Linse zu bekommen. Die Nager sind nachtaktiv. | Foto: Eder
  • Ein seltenes Glück einen Biber vor die Linse zu bekommen. Die Nager sind nachtaktiv.
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Wissenswertes über den Biber

Am wohlsten fühlen sich Biber an natürlichen Gewässern, welche im Idealfall von Auwäldern umgeben sich und Möglichkeiten zum Graben bieten. Sie sind nachtaktiv, deshalb ist es sehr schwer, die Tiere zu Gesicht zu bekommen. Als Wildtier hat der Biber zusätzlich eine natürliche Scheu vor dem Menschen. 

"Sofern der Lebensraum geeignet ist, kommen Biber auch begrenzt in höheren Gebieten vor. Natürliche Feinde des Bibers sind Wolf, Bär und Luchs. Allerdings auch der Mensch, da immer wieder Biber auf Wanderschaft auf Tirols Straßen überfahren werden. Der Biber verwertet die Rinde von Bäumen und baut sich mit den Ästen seine Behausung (Biberburg) und manchmal einen Biberdamm. Meist bleibt nur der dicke Stamm und die Späne vom Nagen übrig. Kleinere Gehölze verwertet der Biber meist zur Gänze",

führt die Biberbeauftragte Monika Eder-Trenkwalder weiter aus.

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