Land Tirol — Neues Landhaus
Künstlerischer Wettbewerb mit Lokalaugenschein
INNSBRUCK. Wie bereits berichtet, lobt das Land Tirol einen Wettbewerb für eine künstlerische Intervention am Neuen Landhaus aus. Diese soll sich mit der historischen Nutzung des Hauses als Sitz des nationalsozialistischen Macht- und Unterdrückungsapparates auseinandersetzen und damit zur Reflexion über die Vergangenheit ebenso wie über die Gegenwart des Gebäudes anregen.
- Preisgericht steht für Fragen vor Ort zur Verfügung
- 100.000 Euro werden für Gestaltung und Umsetzung zur Verfügung gestellt
- Aufruf insbesondere an Kunstschaffende aus und in Tirol
"Neben fünf geladenen Künstlerinnen und Künstlern haben alle Kunstschaffenden die Möglichkeit, sich am offenen Wettbewerb zu beteiligen“, informieren Kulturlandesrätin Beate Palfrader und der für die Liegenschaften und den Hochbau des Landes Tirol zuständige Landesrat Johannes Tratter.
Geschichte Neues Landhaus
„Da die Geschichte des Tiroler Landhauses im Fokus steht, hoffen wir auf zahlreiche Einreichungen von aus Tirol stammenden oder in Tirol lebenden Künstlerinnen und Künstlern.“
Für Interessierte fand ein Lokalaugenschein am Landhausplatz statt, bei dem das Preisgericht die Wettbewerbsaufgabe erläuterte. Neben den Jurymitgliedern nahm auch Landeskonservator Walter Hauser als Experte für Denkmalschutz am Termin teil. „Wir freuen uns auf viele interessierte Künstlerinnen und Künstler, die sich vor Ort ein Bild machen möchten“, betonen Beate Palfrader und Johannes Tratter.
Archiv — NSDAP
Die NSDAP (Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei) dümpelte in Tirol jahrelang in der politischen Bedeutungslosigkeit. Aufwind bekam sie erst in den frühen 30-er Jahren. Im Juni 1933 wurde die Partei in Österreich verboten, ihre Strukturen nach dem Juliputsch der Nazis 1934 zerschlagen. Das Juliabkommen des Jahres 1936 verschaffte den Nazis wieder mehr Luft und sie konnten sich trotz weiterbestehenden Verbots reorganisieren. Eine Plattform bot ihnen dazu das Volkspolitische Referat innerhalb der Vaterländischen Front, der Einheitspartei und Massenorganisation des autoritären Ständestaates. Die Etablierung der NSDAP, ihrer Gliederungen und Organisationen ging daher nach dem Anschluss Österreichs schnell und reibungslos vor sich. Zum Erschrecken der Vorarlberger wurden Tirol (Nordtirol) und Vorarlberg bereits im April 1938 für die NSDAP zu einem (Partei)gau zusammengezogen und im Mai wurde Franz Hofer, ein Tiroler, als Gauleiter mit der Leitung der NSDAP betraut. Zugleich wurde Hofer zum Landeshauptmann von Tirol ernannt. Wie auf Parteiebene sollten Tirol und Vorarlberg auf Grund des Ostmarkgesetzes von 1939 letztlich auch staatlich vereinigt werden (Reichsgau Tirol-Vorarlberg). Der Bezirk Lienz wurde hinsichtlich der NSDAP, aber auch staatlich Kärnten überlassen. Die NSDAP hatte in ihrem Gau Tirol-Vorarlberg die übliche Organisationsstruktur. Der Gau gliederte sich in 10 Kreise, 335 Ortsgruppen, 813 Zellen und 4.821 Blocks (Stand Ende 1940). In Gestalt der im neu erbauten Gauhaus (Landhaus) in Innsbruck residierenden Gauleitung, die der Reichsleitung in München unterstand, verfügte die NSDAP über einen straff geführten und gut funktionierenden Herrschafts- und Kontrollapparat, der in allen Belangen kräftig mitmischte. Begeisterung und Opportunismus, aber auch Druck und der offensive Kurs Gauleiter Hofers führten dazu, dass das Ziel, eine Massenpartei, aber eine elitäre, aufzubauen, übertroffen und damit verwässert wurde. Die Ausgangsbasis war in Tirol und Vorarlberg bescheiden: Die NSDAP zählte im März 1938 etwas mehr als 4000 Mitglieder und Parteianwärter, und lag damit prozentuell unter dem österreichischen Durchschnitt. 1942 lag dieser Parteigau mit 70.348 eingeschriebenen Mitgliedern oder Parteigenossen (14,4 % der Wohnbevölkerung oder 21,4 % der Wohnbevölkerung über 18 Jahre) im Verhältnis zur Bevölkerung einsam an der Spitze der "österreichischen" Gaue. Solche Zahlen lassen erahnen, welche administrativen und demokratiepolitischen Probleme die politische Säuberung nach 1945 im Zuge der Entnazifizierung aufwarf.
Einreichfrist
Die Einreichfrist für Ideenskizzen ist Dienstag, der 29. März 2022 um 12 Uhr. Der Ausschreibungstext findet sich unter https://www.tirol.gv.at/.
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