BezirksBlätter vor Ort – Vill
Die Geschichte einer Ortschaft – Vill über Innsbruck
Vill und Igls sind die einzigen Stadtteile Innsbrucks die nicht am Talboden liegen. Vill liegt am Abhang einer Mittelgebirgsterrasse südlich vom Innsbrucker Zentrum, auf 817 m Höhe und wurde 1942 in die Landeshauptstadt eingemeindet.
INNSBRUCK/VILL. Wenn man die Innsbrucker Stadtteile aufzählt, dann ist Vill wahrscheinlich eines das eher weiter hinten auftaucht. Das ehemals eigenständige Dorf liegt auf 817 Meter Seehöhe zwischen Innsbruck und Igls. Die Besiedlung der Ortschaft geht weit zurück, wie der unter Denkmalschutz stehenden „Goarmbichl“ belegt. Die „moderne“ Besiedlung geht auf die Mitte des 13. Jahrhunderts zurück.
Der Beginn einer langen Geschichte
Die ersten Siedlungsspuren in Vill reichen bis in die frühe Eisenzeit zurück. Die Ansiedlung am Seebichl bestand bis etwa 400 nach Christus und wird durch Funde belegt. 1937 stieß man während Aushubarbeiten für einen geplanten Landhausbau am Goarmbichl in Vill auf ein weibliches Skelett. Im Zuge weiterer Erdarbeiten wurden auch Mauerreste entdeckt, was dazu führte, dass das Bauprojekt gestoppt wurde. Vom 8. bis zum 21. Mai 1939 führte ein Team der Universität Innsbruck Probegrabungen durch, die zeigten, dass wahrscheinlich noch weitere Funde unter der Erdoberfläche verborgen waren. In der Folge wurden unter der Leitung von Helene Miltner weitere systematische Grabungen durchgeführt. Dabei wurden die Grundmauern von drei Gebäuden, einige einfache Gräber mit männlichen und weiblichen Skeletten, Tonwaren sowie einige andere Artefakte aus Kupfer und Eisen freigelegt.
Es wurde bald festgestellt, dass die archäologische Fundstätte eine Kuppensiedlung aus vorrömischer Zeit ist. Die Siedlung geht wahrscheinlich auf das fünfte Jahrhundert vor Christus zurück und lag vermutlich nur wenige Meter oberhalb der Oberfläche des Viller Sees. Von drei Gebäuden sind die Grundmauern erhalten geblieben. Zwei dieser Häuser dürften im zweiten Jahrhundert vor Christus durch Feuer zerstört worden sein. Die Gräber, die bisher untersucht wurden, stammen nach heutigem Forschungsstand aus dem fünften bis sechsten Jahrhundert nach Christus. Nach den Grabungen von Helene Miltner wurde die Fundstelle jahrelang sich selbst überlassen. Erst in den 1970er Jahren wurde die Anlage teilweise saniert. Im Jahr 2006 wurde vom Innsbrucker Verschönerungsverein eine neuerliche Instandsetzung vorgenommen und seit dem Jahr 2021 steht die Fundstätte unter Denkmalschutz.
Der verschwundene See
Erstmals wurde Vill im Jahr 1313 als eine Flur und Steuergemeinde des Gerichts Sonnenburg erwähnt. Das Viller Moor, einst ein See, wurde im Jahr 1328 vom Tiroler Landesfürsten dem Stift Wilten als Bezahlung für die Ausrichtung einer Hochzeitsfeier übertragen. Während der bayerischen Herrschaft im Jahr 1808 wurde der See von der bayerischen Regierung an die Gemeinde Vill verkauft. Diese ließ ihn trockenlegen und machte das Gebiet so für die Landwirtschaft nutzbar.
Die Sage „vom Lanser See"
An der Stelle dieses kleinen Sees, der in der Nähe der Lanserköpfe liegt, stand einst ein schöner Wald, der das Eigenthum eines Bauern war. Ein Edelmann warf sein Auge auf die stolzen Bäume, machte allerlei Rechte auf den Wald geltend und fing endlich einen Prozess an. Da das Recht eine wächserne Nase hat und die Richter den reichen Herrn nicht im Stiche lassen wollten, verlor der Bauer den Wald. Darob ergrimmt rief er: „Eher dass der herrische … den Wald bekommt, soll das Holz in einen See versinken, dass man keinen einzigen Stamm mehr sieht.“ Und sieh ! der Fluch erfüllte sich. Am folgenden Morgen war Wald und Weid verschwunden, und ein See zeigte an dessen Stelle den grünen Spiegel. Auch dieser See soll sehr tief sein. Einmal fuhr ein Bauernbursche auf einem Nachen hinein und wollte die Tiefe messen. Da begann der Kahn zu sinken und der Neugierige war froh, so bald als möglich aufs Trockene zu kommen.
Quelle: Sagen, Märchen und Gebräuche aus Tirol, Gesammelt und herausgegeben von Ignaz Vinzenz Zingerle, Innsbruck 1891, Nr. 224, Seite 140
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