Wolfram Kluger im Interview
"Revolutionär für Medizin und Technik"

- Wolfram Kluger übernahm im Jahr 2012 das Röntgenzentrum in Eisenstadt. Der Radiologe wagt anlässlich des 100-jährigen Jubiläums der Landeshauptstadt einen medizinischen Rück- und Vorausblick.
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Die Landeshauptstadt feiert ihr 100-jähriges Jubiläum. Damit wird die Radiologie ebenfalls 100 Jahre alt. Wolfram Kluger, der 2012 das städtische Röntgenzentrum übernahm, wagt anlässlich des Jubiläums einen Rückblick und einen Blick in die Zukunft.
BURGENLAND. Wie es zu der Übernahme des Röntgenzentrums kam, wie sich die Radiologie im Laufe der Zeit veränderte, über neueste Entwicklungen und über den aktuellen Mitarbeitermangel in der Medizin plaudert Kluger im MeinBezirk-Interview.
- Mein Bezirk: 100 Jahre Eisenstadt - 100 Jahre Radiologie. Was sagen Sie zu diesem besonderen Jubiläum?
WOLFRAM KLUGER: Die Radiologie ist ein hochtechnisches Fach. Damit geht die Entwicklungsgeschwindigkeit mit der Entwicklung der EDV Hand in Hand. Ich befinde mich seit 30 Jahren im Tätigkeitsfeld der Radiologie. Die rasante Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist mehr als beeindruckend. Röntgenstrahlen revolutionierten seither viele Bereiche der Forschung. Aus der medizinischen Diagnostik sind sie nicht mehr wegzudenken.
Ich habe bereits mehrere Gerätegenerationen bei den unterschiedlichen Technologien und Spaten miterlebt. Ich bin jedes Mal erneut von der Präzision begeistert, wenn ich diese Bilder sehe. Aber wenn wir einige Jahrzehnte zurückblicken, fragen wir uns - wie konnten wir damals Diagnosen machen?
- Bis zum Jahr 2012 gab es das Röntgenambulatorium der Burgenländischen Gebietskrankenkasse. Danach erfolgte die große Übernahme. Wie kam es dazu?
Mein Lebenstraum war es stets, mich in der Medizin selbstständig zu machen. Nachdem ich meine Fühler ausgestreckt habe, wurde mir schnell zugetragen, dass das Röntgenambulatorium bei einem Bieterverfahren verkauft wird. Ich habe den Zuschlag bekommen - ein denkwürdiger Tag in meiner bisherigen Laufbahn. Danach wurde das Ambulatorium in Röntgen-Eisenstadt umbenannt. Wir haben in den Räumlichkeiten der Gebietskrankenkasse mit der vorhandenen Infrastruktur weitergemacht. Der Übergang war fließend.
- 2016 sind Sie dann aber in die Betriebsstraße übersiedelt. Warum haben Sie genau diesen Standort gewählt? Inwiefern hat sich das Röntgenzentrum seit der Übersiedelung weiterentwickelt?
Grundsätzlich sehe ich mich als Radiologe, aber auch als Dienstleister. Dazu gehört auch eine gute Logistik. Der Patient soll sein Auto direkt vor dem Röntgenzentrum abstellen können. Gebührenfreie Parkflächen sind heutzutage von unschätzbarem Wert. Eine verkehrsgünstige Lage war uns wichtiger als eine zentrale Lage mitten in der Stadt. Die Entscheidung für die Betriebsstraße hat sich in den letzten Jahren optimal bewährt.
Nicht nur die Patientenanfragen stiegen stetig an - auch wir haben seit der Eröffnung des Neubaus im Sommer 2016 ein stetiges Wachstum hingelegt. Seit 2012 habe ich stets betont, dass zu einer guten radiologischen Versorgung eine Schnittbilddiagnostik dazugehört, sprich eine Computertomografie und MRT. 2023 sind wir dann den nächsten Schritt gegangen und haben eine MR-Ordination eröffnet. Aber als Privatordination, weil es nicht möglich war, einen Kassenvertrag bewilligt zu bekommen.
- Aktuell müssen Patientinnen und Patienten mit teilweise langen Wartezeiten, gerade bei MRT-Untersuchungen rechnen. Wie schätzen Sie die derzeitige Lage ein? Wie gehen Sie mit Notfällen oder dringenden Untersuchungen um?
Wir haben nicht genügend Untersuchungskapazitäten. Eine Verordnung besagt, dass ein Patient innerhalb von 20 Werktagen einen MRT-Termin bekommen muss. Die Realität sieht leider anders aus. Darum weichen viele Personen auf die private Schiene aus. Diese wiederum hätte keine Chance, wenn das Kassensystem richtig funktionieren würde. Natürlich ist es als Mediziner außerdem wichtig, Akut-Patienten von nicht akuten Patienten zu unterscheiden. Bei Notfällen sind wir natürlich bemüht, so schnell wie möglich einen Termin zu finden.
- Wie gehen Sie mit Feedback von Patienten oder Ärzten um, um die Qualität der Dienstleistungen zu verbessern?
Ich sage immer - ein Lob ist gut für die Seele, eine konstruktive Kritik ist gut für die Entwicklung. Wir freuen uns über jegliches Feedback und arbeiten gerne damit. Wir bekommen auch sehr viele Google-Bewertungen, zum Glück deutlich mehr positive als negative. Auf jede Bewertung gibt es eine Antwort.
- Was sagen Sie zum derzeitigen Mitarbeitermangel in der Medizin? Gibt es regelmäßige Schulungen oder Weiterbildungen für Ihre Mitarbeiter, um mit den neuesten Entwicklungen in der Radiologie Schritt zu halten?
Wir hätten in den letzten 20 Jahren mehr Mediziner ausbilden müssen. Dass die geburtenstarken Jahrgänge in Pension gehen, hätte man sich früher bewusst machen müssen. Vor allem sollte die Kassenmedizin wieder attraktiver gemacht werden. Ein attraktiver Dienstgeber in Eisenstadt zu sein ist nahezu unmöglich, wenn die Honorare der Kassen 20 Kilometer weiter ganz anders sind und damit natürlich auch ganz andere Gehälter gezahlt werden können.
Nichtsdestotrotz versucht die Röntgen-Eisenstadt auch hier ihren Beitrag zu leisten. Wir dienen auch als Ausbildungsstätte und Praktikumsplatz. Diese Angebote werden auch dankend angenommen, genauso wie regelmäßige Weiterbildungen für unsere Mitarbeiter. Diese sind hoch engagiert und können sich mit dem Berufsbild sowie mit der Röntgen-Eisenstadt identifizieren. Ein Tag, an dem hier nicht mehr gelacht wird, ist ein Tag, an dem ich mir Sorgen mache.
- Wagen wir einen kurzen Blick in die Zukunft. Wie weit wird sich die Radiologie bis zum 150-Jahr-Jubiläum weiterentwickeln?
Ich kann es nicht sagen, wohin die Reise geht, aber ich bin überzeugt davon, dass es eine gute Reise mit sensationellen Bildern wird. In einer Dimension, die heute undenkbar erscheint. Die KI wird ein fixer Partner werden, gerade in unserem radiologischen Betrieb.
- Und wie steht es um die Zukunft des Röntgenzentrums? Haben Sie Pläne oder Wünsche?
Einen wertschätzenden Umgang seitens der Politik mit unserer Leistung.Es ist ermüdend zu hören, was man alles schlecht macht. Ansonsten wünsche ich mir für das Röntgenzentrum ein stetiges Wachstum. Wir möchten mit der Zeit gehen und in der Entwicklung nicht stehen bleiben. Das Wohl der Patienten steht für uns stets an erster Stelle. Diesen Fokus möchten wir nicht aus den Augen verlieren.
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