Rauchverbot
Der "Tschick" regt in Deutschlandsberg nur vereinzelt auf

- Seit einem Monat wird nur mehr draußen geraucht: Was in Speiselokalen längst üblich ist, sorgt in manchen Cafés für Umsatzeinbußen.
- Foto: Franz Tscheinig
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Wie kommt das neue Rauchverbot in den Lokalen und bei den Gästen an? Die WOCHE macht den Check: Wir haben uns bei 30 Gastronomen im Bezirk Deutschlandsberg umgehört.
BEZIRK DEUTSCHLANDSBERG. Seit gut einem Monat gilt das absolute Rauchverbot. Laut einer Umfrage sind 60 Prozent der Österreicher mit der Regelung zufrieden. Auch im Bezirk scheint sich die Aufregung in Grenzen zu halten: Bei der Wirtschaftskammer Deutschlandsberg habe man seit 1. November noch keine Beschwerden von Gastronomen gehört. Auch bei der Bezirkshauptmannschaft ist noch keine Anzeige eingegangen. Aber wie sieht es „draußen“ in den Lokalen wirklich aus? Die WOCHE hat den großen Check gemacht: Wir haben bei 30 Gastronomen im ganzen Bezirk nachgefragt.
Wie kommt das Rauchverbot an?
Die Reaktionen fallen sehr unterschiedlich aus. Generell lässt sich sagen: Wer mehr auf Speisen setzt, hat weniger bis gar kein Problem damit. Die meisten Restaurants und Gasthäuser sind schon länger rauchfrei, teilweise seit einigen Jahren. Bei vielen Gästen sei das gut angekommen. Auch die Raucher hätten in Speiselokalen ein Verständnis dafür. „Schon als man bei uns noch drinnen rauchen durfte, sind die Leute raus an die frische Luft gegangen“, sagt man im Landhaus Oswald (Groß St. Florian). Beim Kollar (Deutschlandsberg) und beim Glirsch (Eibiswald) merkt man aber, dass an der Theke weniger konsumiert wird.
Reaktionen der Gäste
Fragt man die Gastwirte, haben die meisten Gäste kein Problem mit dem totalen Rauchverbot. „Vor der freiwilligen Umstellung vor fünf Jahren hat jeder gemeint, das wär das Beste, was wir tun können“, erzählt Sonja Kalthuber vom Weststeirischen Hof (Bad Gams).
Einige Lokale haben mit einem Umbau oder einer Neueröffnung umgestellt. Das Café Hubmann (Stainz) erst heuer im April. "Ich hätte es schon früher machen sollen. Danke an die Raucher, die das mitgetragen haben", sagt Florian Hubmann.
Auch abseits von Speiselokalen scheint das Verständnis der Raucher zu steigen – sofern sie denn noch kommen. „Sogar die starken Raucher sind überrascht, wie angenehm es jetzt bei uns ist“, merkt man in der Tankstelle Golob (St. Oswald ob Eibiswald).
Vereinzelt regen sich Gäste auf, fast überall geht man locker damit um. „In einem Jahr redet keiner mehr drüber“, denkt man im Kaiserberg (Lannach).
Verstöße von Gästen gab’s nirgends, auch nicht im Nachtleben. Ebenso halten sich die Jugendlichen ans Rauchverbot. Apropos Nachtleben: Ein Gastronom meint nach einem „Lokalaugenschein“, dass sich in den Deutschlandsberger Lokalen nicht viel geändert zu haben scheint.
Kein Rauch zur Brettljause
Auch die meisten Buschenschänken sind schon länger problemlos rauchfrei. Der Höllerhansl (St. Stefan) seit 15 Jahren – aus gesundheitlichen Gründen. „Ich hatte als Nichtraucherin extrem schlechte Werte, wie ein Raucher“, erzählt Maria Hiden. Nach der Umstellung gingen ihre Werte rapide nach oben. Auch der Krainerhof (St. Stefan) mit Bauerncafé ist seit 15 Jahren rauchfrei und habe nie ein Problem damit gehabt. Beim Eckfastl (Schwanberg) gab es bis 1.11. nur einen Nichtraucherraum. Schon vorher seien viele Nichtraucher auch bei den Rauchern gesessen, weil drinnen wenig geraucht wurde. „Ich habe nicht weniger Leute, aber auch nicht mehr“, sagt die Betreiberin. „Aber in meinem Lokal muss ich mir vorschreiben lassen, was erlaubt ist und was nicht, das ärgert mich.“
Problem im Nachtgeschäft
Das sorgt auch im Café-Pub Krainer (Wies) für Unverständnis. „Als würde man uns mit den ganzen Verboten und Kontrollen vernichten wollen“, schimpft Günter Krainer. „Im Nachtgeschäft zerreißt es uns, wir haben ein Drittel weniger Umsatz.“ Er hat vor einigen Jahren den vorgeschriebenen Raucherbereich gebaut. Die Nichtraucher hätten sich aber nie über den Qualm beschwert, jetzt gehen alle mit den Rauchern mit nach draußen, wo Krainer deshalb ein Glühweinstandl hingestellt hat. „Und mein Personal steht alleine drinnen.“
Lücke in der gesetzlichen Lage
Das neue Gesetz besagt, dass Rauchen lediglich auf Freiflächen eines Lokals erlaubt ist. Im Sommer dürfte das kaum ein Problem werden, jetzt suchen Wirte aber wärmende Lösungen.
Beim Buschenschank Garber (Eibiswald) hat man mit einem begehbaren „Raucherfass“ schon im letzten Jahr eine innovative Lösung gefunden. Das Kaiserberg (Lannach) hat ein Zelt mit drei offenen Seitentüren auf der Terrasse aufgestellt.
Wie viel von einem Zelt, einer Hütte oder sonstigen Baukörpern offen sein muss, damit es als Freifläche durchgeht, ist nicht einheitlich definiert. Die Entscheidung liegt bei den Bezirkshauptmannschaften und Gemeinden – und kann somit von Ort zu Ort anders ausfallen. Das Problem liegt bereits beim Bundesministerium. Christian Strohmayer vom Jägerwirt (Pölfing-Brunn), der auch im Ausschuss der Fachgruppe Gastronomie der WKO Steiermark sitzt, kritisiert auch den 1.11.: "Das war kein geschickter Termin, es hätte mehr Übergangszeit gebraucht."
Kontrollen, die in der Steiermark von der Lebensmittelbehörde mitausgeführt werden, gab es im Bezirk fast keine. In Nachtlokalen kontrollierte die Polizei das Rauchverbot im Zuge des Jugendschutzes mit.
Stammgäste bleiben aus
Am schlimmsten trifft das Rauchverbot die Shisha-Bars, die erst letzte Woche vom Höchstgericht abgewiesen wurden. Für den Baron (Deutschlandsberg) eine „Katastrophe“: Der Betreiber klagt über einen Verlust von 80 Prozent. „Ich weiß noch nicht, was ich jetzt mache, zusperren oder etwas anderes“, sagt er. Auch weitere Cafés und Pubs in Deutschlandsberg, Eibiswald, Lannach oder Schwanberg melden Umsatzeinbußen zwischen 20 und 50 Prozent. Starke Raucher würden gar nicht mehr kommen. „Seltsamerweise auch weniger Nichtraucher“, beobachtet man in der Bäckerei Katzjäger (Eibiswald).
Andere Cafés in Deutschlandsberg, Eibiswald und Stainz sprechen allerdings von positiven Erfahrungen mit dem kompletten Rauchverbot – zumeist, wenn schon länger umgestellt wurde. In seinem Café Larini (Deutschlandsberg) ist Werner Polz-Lari seit mehr als einem Jahr rauchfrei, im Nachtlokal Hinterhof erst seit 1.11. „Dort wird seitdem mehr getrunken, weil öfter Platz an der Bar ist oder die Leute nach dem Rauchen wieder was holen“, sagt Polz-Lari. Auch im S’pargo (Deutschlandsberg) hat man keine Probleme mit dem Rauchverbot. „Ein bisserl wird’s jeder spüren, das wäre gelogen“, meint Caroline Otter. „Aber jetzt ist es eh überall gleich.“
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