240 Jahre Monopol
Trafiken – Vorzeigemodell für inklusives Unternehmertum

Kaiser Josef II erließ am 8. Mai 1784 das „Tabakpatent“ und überantwortete den Kriegsinvaliden und Kriegerwitwen die Leitung der Trafiken.
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  • Kaiser Josef II erließ am 8. Mai 1784 das „Tabakpatent“ und überantwortete den Kriegsinvaliden und Kriegerwitwen die Leitung der Trafiken.
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Inklusion hat in Österreich Tradition. Das älteste bekannte – und heute noch existierende – Beispiel dafür ist das Vergabesystem von Trafiken, das mit dem "Tabakpatent" auf eine visionäre Idee von Kaiser Josef II. aus dem Jahr 1784 zurückgeht. 240 Jahre später feierte die Monopolverwaltung (MVG) das Jubiläum und ließ mehrere Trafikantinnen und Trafikanten mit Behinderung exemplarisch zu Wort kommen.

ÖSTERREICH. Am 8. Mai 1784 Jahres erließ Josef II, der Sohn Maria Theresias, das „Tabakpatent“ und überantwortete den Kriegsinvaliden und Kriegerwitwen die Leitung der Trafiken. Zeitgleich prägte er den Begriff „Trafik“ (aus dem Italienischen, zu Deutsch "Verkehr"). Die k.u.k.-Ambitionen waren, die Staatskassen zu füllen, die wirtschaftlichen und administrativen Strukturen des Reiches zu modernisieren und den zahlreichen Kriegsopfern Sicherheit zu bieten. 

Menschen mit Behinderungen 

Am 8. Mai 2024 feierte die MVG zum 240-jährigen Jubiläum 2.200 Trafikantinnen und Trafikanten, die mit ihren unternehmerischen Leistungen gemeinsam mit zahlreichen Partnerinnen und Partnern der größten inklusiven Unternehmerplattform ein Gesicht geben. Alle frei werdenden Trafikstandorte werden heute ausschließlich an Personen mit einem Behinderungsgrad von mindestens 50 Prozent vergeben. Insgesamt werden in Österreich 1.218 Trafiken von Menschen mit Behinderungen geführt. Im Schnitt unterstützt die MVG jeden fünften Tag einen Menschen mit Behinderungen bei der Gründung eines Unternehmens und der Übernahme einer verantwortungsvollen Rolle am Arbeitsmarkt. 

Moderne Trafiken

Die Trafikantinnen und Trafikanten leisten zudem mit rund 2,7 Milliarden Euro Steuern einen wichtigen fiskalpolitischen Beitrag für das Budget des Landes, und sorgen zudem für die Einhaltung der Jugendschutzbestimmungen. In den Trafiken findet man heute neben Rauchwaren auch zahlreiche Nebenartikel – sogar Eis, Kaffee, Konzerttickets, Wertkarten und ausgewählte Kleinspirituosen. Als fest in der Region verwurzelte Institution gelten die Trafiken darüber hinaus als wichtige soziale Treffpunkte, die in vielen Orten für Austausch und gesteigertes Gemeinschaftsgefühl sorgen. 

Hannes Hofer Geschäftsführer der MVG:

„Seit 240 Jahren steht das Monopol für den verantwortungsvollen Einzelhandel mit sensiblen Genusswaren und legt speziellen Fokus auf Inklusion und Unternehmertum. Ein weltweit einzigartiges und erfolgreiches Modell, das Menschen mit Behinderungen im ersten Arbeitsmarkt willkommen heißt und auf dem Weg in die Selbstständigkeit begleitet.“

240 Jahre Tabakmonopol in Österreich

  • 1784: Kaiser Josef II. gründet das Tabakmonopol als Vollmonopol, das später Kriegsopfer und schuldlos verarmte Beamte bevorzugt.
  • 1835: Ferdinand I. erlässt die Zoll- und Staats-Monopols-Ordnung zur Beschränkung von Staatsmonopolwaren.
  • 1899: Der erste öffentliche Zigarettenautomat wird in Wien montiert.
  • 1911: Eine zusammenfassende Verordnung regelt die Besetzung von Tabakgeschäften bis 1949.
  • 1913: Die Tabakregie zieht in den 9. Bezirk und verfügt über 36 Fabriken.
  • 1918: Nach dem 1. Weltkrieg verliert die Tabakregie Anbaugebiete und Fabriken.
  • 1939: Die Tabakregie wird zur Austria Tabak AG und später wieder verstaatlicht.
  • 1949: Das Tabakmonopolgesetz betraut die Austria Tabakwerke AG mit der Verwaltung des Monopols.
  • 1968: Das Tabakmonopolgesetz wird novelliert und bleibt bis zum EU-Beitritt bestehen.
  • 1979: Zivilbehinderte werden in den Kreis der Vorzugsberechtigten aufgenommen.
  • 1994: Der Tabakanbau unterliegt der landwirtschaftlichen Marktordnung der EU.
  • 1995: Mit dem EU-Beitritt Österreichs wird das Tabakmonopol privatisiert.
  • 1996: Die Monopolverwaltung GesmbH (MVG) wird gegründet.
  • 2018: Die MVG verankert die Dreiteilung der Zielausrichtung im Tabakmonopolgesetz.
  • 2019: Das Jugendschutzalter wird auf 18 Jahre erhöht, und die MVG übernimmt die Ausgabe von Sicherheitscodes für das Track & Trace-Projekt der EU.
  • Ab 1. November 2019: Ein generelles Rauchverbot in Gastronomiebetrieben tritt in Kraft.
  • 2021: Die MVG wird verpflichtet, Trafikvergaben nach dem Bundesvergabegesetz durchzuführen.
  • 2023: Das Tabakmonopolgesetz wird angepasst, um den neuen Vergaberichtlinien zu entsprechen.
  • 2024: 240 Jahre Unternehmensinklusion im Tabakmonopol wird gefeiert.

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