Claudia Plakolm
Digi-Dolmetscher für digitales Knowhow in den Gemeinden

Staatssekretärin Claudia Plakolm kündigte im Gespräch mit MeinBezirk.at den digitalen Identitätsausweis an. | Foto: Roland Ferrigato
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Claudia Plakolm, Neo-Staatssekretärin für digitale Agenden, betonte im Gespräch mit MeinBezirk.at die Bedeutung von digitaler Kompetenzförderung in Unternehmen, um die Digitalisierung in Österreichs Wirtschaft voranzutreiben. Mit eigenen Digi-Dolmetschern sowie Workshops sollen digitale Kompetenzen auch in der breiten Bevölkerung gefördert werden. Zudem stellte Plakolm Pläne für einen digitalen Identitätsausweis, sowie Verbesserungen im Bereich der digitalen Verwaltung vor. Die digitale Beantragung von Wahlkarten schätzt die Staatssekretärin mit Blick auf die EU- und Nationalratswahlen als effizient und sicher ein.

ÖSTERREICH. Erst vor wenigen Wochen wurde der bisherigen Staatssekretärin für Jugend und Zivildienst, Claudia Plakolm (ÖVP), von Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) eine weitere Agenda zugeteilt – sie erbte von Florian Tursky, der sich in den Innsbrucker Bürgermeisterwahlkampf verabschiedete, das Digitalisierungs-Ressort. Im Gespräch mit MeinBezirk.at gab Plakolm erste Einblicke in ihre Pläne.

MeinBezirk.at: Als ein Indikator für die Digitalisierung der österreichischen Wirtschaft wird die Digitalisierungsintensität der Unternehmen herangezogen. Diese ergibt sich aus der Anzahl der digitalen Technologien, die in den Unternehmen eingesetzt werden. Dabei hinkt Österreich im europäischen Vergleich hinterher, heißt es von Statistik Austria. Wie kann man Österreich hier auf Vordermann bringen?
Claudia Plakolm: Ich glaube, es ist vor allem gerade im Bereich Digitalisierung wichtig, dass wir junge Menschen ermutigen, sich für diesen Bereich zu interessieren und für Unternehmensgründungen ermutigen. Wir müssen sie ermutigen, die vielen Potenziale und Chancen zu nutzen, die sich ihnen bieten, durch künstliche Intelligenz beispielsweise. Da sind wir in Österreich bei der Anwendungsforschung sehr gut. Wo wir einen hohen Bedarf haben, ist die Grundlagenforschung, wo wir Digitalisierung auch im wirtschaftlichen Kontext verspüren. Da passiert zum Glück an unseren Hochschulen aber sehr viel.
Bundesseitig haben wir die ID Austria geschaffen, also eine digitale Identität für jeden Österreicher und jede Österreicherin. Die ID Austria können aber auch Unternehmen etwa für die Identifikation ihrer Kundinnen und Kunden auch kostenlos nützen, beispielsweise Banken mit ihrer Banking-App. Das ist für viele kleine und mittlere Unternehmen aber auch ein Thema. Bei Unternehmensgründungen haben wir die langwierigen Prozesse über das Unternehmens-Serviceportal bereits weitreichend digitalisiert. Und via KI werden Förderungen für den Bereich vorgeschlagen, in dem man unternehmerisch tätig sein will.

Trotzdem setzen laut Erhebungen der Statistik Austria erst elf Prozent der Unternehmen KI ein…
In dem Bereich ist es enorm wichtig, dass wir die Fachkräfte, die wir brauchen, entsprechend ausbilden, das ist ein wichtiger Teil der "Digitalen Kompetenzoffensive". Auf EU Ebene tritt der AI-Act in den nächsten Wochen in Kraft und teilt KI-Anwendungen nach unterschiedlichen Risikokategorien ein. Das betrifft neben ethischen Fragen auch sicherheitsrelevante Aspekte, etwa wenn es um KI-Anwendungen bei selbstfahrende Autos geht. Wir haben in Vorbereitung der nationalen Umsetzung des AI-Acts in Österreich für diese Themen eine Servicestelle eingerichtet, wovon letztlich auch Unternehmerinnen und Unternehmer profitieren werden. Die KI-Servicestelle befindet sich in der RTR-GmbH und wird gerade aufgebaut.
Mit der digitalen Kompetenzoffensive wollen wir aber auch in die Breite kommen, das heißt, sowohl technikaffine junge Menschen mit Wissen unterstützen, als auch Ältere, die nicht über dieselben digitalen Möglichkeiten verfügen, oder vielleicht Vorbehalte dagegen haben. Wir tun das mit 4.500 kostenlosen Workshops zu unterschiedlichen Themen, wie die Anwendung eines Smartphones bis hin zu Künstliche Intelligenz oder Cyber-Security.

Soll so sichergestellt werden, dass Innovationen, etwa im KI-Bereich, allen Bevölkerungsgruppen zugutekommen?
Wir wissen, dass wir im internationalen Vergleich bei digitalen Kompetenzen Aufholbedarf haben. Das ist nicht nur wirtschaftlich relevant, sondern ich möchte, dass jeder Mensch in Österreich sich mit Digitalisierung so gut auskennt, dass er den Alltag gut bestreiten kann. Ich sehe digitale Kompetenzen aber als große Chance, die wir den Menschen auch vermitteln müssen. Darum gehen wir ja zu den Menschen raus in die Regionen, in die Ortschaften, und bieten mit unserer Offensive bis zu drei kostenlose „Digital Überall“ Workshops pro Gemeinde an.
Gemeinsam mit dem Städte- und Gemeindebund suchen wir in jedem Ort in ganz Österreich einen sogenannten Digi-Dolmetscher. Ein Dolmetscher spricht ja mindestens zwei Sprachen, übersetzt z.B. von Italienisch auf Deutsch und umgekehrt. Und genau das wird die Aufgabe unserer Digi-Dolmetscher: Sie sollen die Digitalisierung so erklären, dass jeder es versteht und für uns Ansprechpartner sein, der auch rückmeldet, wo es in Sachen Digitalisierung zwickt. In einem ersten Schritt sollen die Digi-Dolmetscher uns sagen, welche „Digital Überall“ Workshops die Menschen in ihrer Gemeinde interessieren und die bekommen sie dann kostenlos von qualifizierten Trainerinnen und Trainern gestellt.

Mit welchen konkreten Maßnahmen wird sichergestellt, dass die Integration von KI und Robotik keine Risiken für Datensicherheit und Privatsphäre der Bürgerinnen und Bürger birgt?
Das Herzstück des AI-Acts bildet eine Risikopyramide, welche KI-Systeme in verschiedene Risikoklassen einteilt. Von unannehmbarem Risiko an der Spitze, bis hin zu geringem Risiko an der Basis, wird durch abgestufte Regelungen sichergestellt, dass u.a. die Integration von KI und Robotik keine Risiken für die Datensicherheit und die Privatsphäre des Einzelnen darstellt.
Auch mit den digitalen Amtswegen innerhalb der Verwaltung haben wir ein sehr sicheres System erstellt, bei dem persönliche Daten wie mit einem analogen Schlüssel jedem Einzelnen zugänglich gemacht werden. Da kann ich in der E-Ausweise-App einen QR-Code für meinen digitalen Führerschein erstellen. So kann die Polizei bei Kontrollen nur auf meinen Führerschein und die Informationen, die darin enthalten sind, zugreifen.

Wie werden Herausforderungen bei der Umstellung auf die ID Austria insbesondere in Bezug auf Barrierefreiheit gewährleistet?
Gibt es technische Hindernisse, weil mein Handy z.B. bestimmte Funktionen nicht unterstützt, dann soll es immer noch die Möglichkeit geben, über den Computer Zugang zu bekommen. Die digitalen Amtswege sollen eine Ergänzung zu dem sein, was bereits besteht. Wir müssen auch penibel darauf schauen, ältere Menschen, die keine Ansprechperson im Familienkreis haben, gezielt zu unterstützen und natürlich dort, wo es möglich ist, auch analoge Wege bereitzustellen.

Claudia Plakolm: Auf EU Ebene tritt der AI-Act in den nächsten Wochen in Kraft und teilt KI-Anwendungen nach unterschiedlichen Risikokategorien ein. Wir haben in Vorbereitung der nationalen Umsetzung des AI-Acts in Österreich für diese Themen eine Servicestelle eingerichtet, wovon letztlich auch Unternehmerinnen und Unternehmer profitieren werden.  | Foto: Roland Ferrigato
  • Claudia Plakolm: Auf EU Ebene tritt der AI-Act in den nächsten Wochen in Kraft und teilt KI-Anwendungen nach unterschiedlichen Risikokategorien ein. Wir haben in Vorbereitung der nationalen Umsetzung des AI-Acts in Österreich für diese Themen eine Servicestelle eingerichtet, wovon letztlich auch Unternehmerinnen und Unternehmer profitieren werden.
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Der digitale Führerschein soll ja EU-weit 2026 kommen. Wie wird die Kompatibilität mit anderen europäischen Identifizierungssystemen sichergestellt? Und was sind die nächsten Vorhaben? Digitaler Reisepass?
Österreich ist hier immer einen Schritt voraus. Der digitale Führerschein, der bereits vor vielen Monaten auf den Weg gebracht wurde, ist ein Vorreiter. Wir arbeiten aber konsequent daran, weitere Möglichkeiten zu schaffen: Beim digitalen Zulassungsschein, der sich sehr hoher Beliebtheit erfreut, stehen weitere Entwicklungsschritte bevor, z.B. dass man den eigenen Zulassungsschein an andere Personen, beispielsweise innerhalb der Familie oder auch im Unternehmen, digital weitergeben kann. Heuer ist auch noch der digitale Identitätsnachweis geplant, der eine digitale Form des bekannten Personalausweises darstellt. Auf EU-Ebene wurde bereits beschlossen, dass dieser Ausweis sowie auch der digitale Führerschein ab 2026 in der gesamten Union anerkannt werden. Und wir arbeiten auch an Weiterentwicklungen im Bereich des eGovernments, wie dem Once-Only-Prinzip, damit man bei Behördengängen seine Daten nicht jedes Mal von Neuem eingeben muss, sondern dass Informationen, die man schon einmal bekannt gegeben hat, innerhalb der Behörden und Ämter weitergegeben werden können, weil dies Zeit und Ressourcen spart.

90.000 digital beantragte Briefwahlkarten gab es bei der letzten Bundespräsidentschaftswahl. Welche Größenordnung erwarten Sie für die EU-Wahl bzw. Nationalratswahl und welche Sicherheitsmaßnahmen sind hier implementiert, um sicherzustellen, dass die digitale Beantragung von Wahlkarten über die App "Digitales Amt" oder die Website www.oesterreich.gv.at vor potenziellen Cyberangriffen und Datenlecks geschützt ist?
Ich möchte insbesondere an junge Menschen appellieren, die Europa als selbstverständlich wahrnehmen, weil wir in den 90er, in den 2000ern aufgewachsen sind, wählen zu gehen. Sie wissen nicht, was es bedeutet, wenn man Roaminggebühren zahlt, wenn man keine einheitliche Währung hat, was es heißt, grenzenlos zu reisen, zu arbeiten, zu studieren. Das Beantragen digitaler Wahlkarten funktioniert in Österreich gut. Wir haben damit in den letzten Jahren schon viele gute Erfahrungen gemacht. Über das "Digitale Amt" gibt es jetzt auch die Möglichkeit, ins Wahlregister Einblick zu nehmen, wo persönliche Daten abgespeichert sind. Dazu gibt es ab Ende April auch eine Einspruchsfrist.

Zum Thema:

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