WWF-Kritik an Österreich
"Ortskerne fördern statt Bauen auf grüner Wiese"

- Sonnenweiher-Grafenwörth.
- Foto: Christian Lendl
- hochgeladen von Thomas Fuchs
Eine Analyse des WWF legt den Finger in eine bekannte Wunde: Die österreichische Bundesregierung müsse beim Bodenschutz nachschärfen, dieser sei viel zu hoch.
ÖSTERREICH. Der WWF (World Wide Fund For Nature) geht mit dem Regierungsprogramm von ÖVP-SPÖ-NEOS hart ins Gericht: "Unter 28 untersuchten Punkten fänden sich nur sieben “neue und positive” Vorhaben, wie eine aktuelle Bewertung der Umweltschutzorganisation WWF zeige. Das teilte der Verband am Donnerstag, 20. März, mit.
Der Großteil der Punkte (17) schreibe bisherige Versprechen nur vage fort, so die Kritik. Vier weitere geplante Vorhaben bewertet der WWF als "eindeutig negativ". Der Bodenschutz ist zwar im Programm mehrfach verankert, aber es sei noch nicht erkennbar, wie die Bundesregierung ihre Ziele tatsächlich erreichen will, so der WWF.
25 Quadratkilometer wurden 2024 zugebaut
Laut aktuellen Berechnungen des WWF ist der Bodenverbrauch weiterhin viel zu hoch: Im Jahr 2024 wurden trotz der konjunkturell schwächelnden Bauwirtschaft rund 25 Quadratkilometer Boden neu verbraucht.
WWF-Bodenschutz-Sprecher Simon Pories.
“Insgesamt gibt es viel Luft nach oben. Wir werden die Koalition daran messen, ob sie dem Bodenschutz die notwendige Priorität einräumt. Gerade in Zeiten der Klimakrise sind intakte, unverbaute Böden als Grundlage für unsere Gesundheit, Sicherheit und Lebensqualität unverzichtbar."
Insgesamt habe der WWF im neuen Regierungsprogramm 28 “Boden-relevante” Maßnahmen identifiziert. Einen potenziellen Fortschritt sieht der WWF zum Beispiel in der stärkeren Raumordnung auf Landesebene und in Bodenschutz-Maßnahmen im Finanzausgleich. Auch die geplante “Widmungsabgabe” habe Potenzial und sollte daher für aktiven Bodenschutz zweckgewidmet werden, etwa für Entsiegelungen oder Rückwidmungen.
Simon Pories:
“Das Bauen auf der grünen Wiese darf nicht länger attraktiv sein. Stattdessen müssen die Ortskerne und die Innenentwicklung unterstützt werden. Dafür braucht es auch finanzielle Anreize im Finanzausgleich und im Steuersystem. All das muss rasch konkret werden."
"Straßenausbau ist deutlicher Rückschritt"
Als “deutlichen Rückschritt” beurteilt der WWF vor allem die geplante Forcierung des Straßenbaus. “Neue Autobahnen und Schnellstraßen schaffen wissenschaftlich erwiesen wieder nur mehr Verkehr und sabotieren die Klima- und Bodenschutz-Ziele”, kritisiert Simon Pories. So würden laut dem aktuellen Umweltbericht alleine durch die Lobau-Autobahn rund 130 Hektar an landwirtschaftlichen Flächen verloren gehen. Ebenso kritisch sieht man beim WWF die angestrebte Beschleunigung von Bauverfahren.
Der WWF rechnet vor: Im Zehn-Jahres-Schnitt (2015-2024) liegt der Bodenverbrauch in Österreich bei rund elf Hektar pro Tag. 2024 wurden wie erwähnt rund 25 Quadratkilometer Boden neu verbraucht, das entspicht der Fläche des Traunsees, so der WWF. Das läge weit über dem versprochenen 2,5-Hektar-Ziel. Dass die verbauten und versiegelten Flächen insgesamt weniger stark zugenommen haben als zuvor, sei ja nur konjunkturell bedingt: “Durch den falschen Fokus der Bauwirtschaft auf Neubauten auf der ‘grünen Wiese’ wirkt sich der Rückgang der Aufträge klarerweise auch auf den Bodenverbrauch aus. Es gibt aber weiterhin große strukturelle Defizite beim vorbeugenden Bodenschutz. Dabei müsste Österreich aufgrund seiner alpinen Topographie besonders sparsam mit der endlichen Ressource Boden umgehen”, so Simon Pories vom WWF abschließend.
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